1. EinleitungEs ist
nicht so ganz einfach, in dieses Fach einzusteigen, welches ja
Bibliotheken füllt. Andererseits ist mit den Anfangsgründen von so
einem Fach auch immer schon festgelegt wohin die Reise geht. Da
kommt später nichts anderes heraus als das, was da bereits am Anfang
an theoretischen Bestimmungen hineingetan wurde. Auch die
Entscheidungen darüber, was überhaupt der Gegenstand des Faches sein
soll und auf welche Weise man darüber nachdenken will, werden später
nicht mehr revidiert. Insofern erwischt man das Fach schon auch,
wenn man sich mit dem befaßt, was die Erstsemester-Studenten in den
ersten vier oder fünf oder sechs Vorlesungsstunden kapieren sollen
bzw. mitmachen sollen.
Eines will ich noch vorausschicken, was auch in
dem Einladungs-flugblatt zu dieser Veranstaltung angesprochen worden
ist: Anders als beispielsweise bei der Soziologie oder Politologie
hat die Volks-wirtschaftlehre (VWL) den Ruf einer exakten
Wissenschaft, die kein Feld der Interpretation ist; die VWL gilt als
objektiv. Und anders als manche geistes- und
gesellschaftswissenschaftliche Disziplinen ist die VWL, bis weit in
das Fach hinein, nicht-pluralistisch. Der Pluralismus im Fach VWL
beginnt eigentlich erst, wenn sich die Keynesianer und die Anhänger
der Angebotsorientiertheit streiten. Bis dahin – egal ob man die
Lehrbücher von Woll nimmt oder, wie ich, das Einführungsskript von
Prof. Rürup, oder ob man ganz wen anderen nimmt – sind sie im Grunde
alle gleich.
Dieses Fach, das den Ruf hat, wissenschaftlich
exakt und geradezu mathematisch zu sein,[1]
ist gleichzeitig, wenn wir mal die Anhänger Bofingers[2]
weglassen, totaler Parteigänger, und zwar nicht nur zugunsten
unserer Wirtschaftsweise, die hier herrscht – das sowieso – sondern
auch im engeren Sinn Parteigänger derjenigen, die „die Wirtschaft“
heißen, kurzum: des Kapitals, der Selbständigen, der
Gewerbetreibenden. Dies lässt sich exemplarisch deutlich machen
anhand ihrer Aussage zum Thema Arbeitslosigkeit, die sich wie folgt
zusammenfassen läßt: „Wenn die Arbeitslosen alle auf dem Markt
herumstehen und nicht abgeholt werden ist ihr Preis offenbar zu
hoch“. Die VWL kennt auch ein entsprechendes Rezept gegen die
Arbeitslosigkeit: Runter mit den Löhnen! Das ist das Konzept der VWL
und quasi der tautologische Beweis: Jeder Arbeitslose ist ein
Beweis, daß der Lohn zu hoch ist, denn wäre er niedrig, müßte doch
irgendwann Markträumung eintreten. Allein dieses Element ist schon –
ohne daß man einen theoretischen Gedanken darauf verschwenden müßte
– so menschenfeindlich. Sie trauen sich zu sagen: Ja, immer mehr
arme Leute sind der Segen für unsere Wirtschaft; das brauchen wir,
wenn Deutschland seine Probleme lösen will. Und so etwas gilt in
diesem Fach nicht als parteiische Stellungnahme, die meinetwegen ein
Unternehmerverbandsvertreter vertritt – der will natürlicherweise,
daß die Löhne sinken, denn dann steigen die Gewinne, das ist sein
Vorteil (und der Nachteil der anderen Seite). Es gilt nicht als eine
parteiische Stellungnahme im Interesse irgendwelcher
Privatinteressen, sondern das gilt als die sachliche, unparteiische,
objektive Einsicht in die Sache selbst: das ist Wirtschaft. Wie man
das hinkriegt, den Eindruck von Sachlichkeit, Notwendigkeit,
Objektivität, Unvoreingenommenheit zu verbinden mit solchen Rezepten
und Konzepten, das soll jetzt ein bißchen Thema sein. Die
wirtschaftspolitischen Fehler der aktuellen Regierung sind heute
nicht das Thema. Es geht heute nur darum, wie in dem universitären
Fach VWL gedacht wird.
2. Definition dessen, was Wirtschaften heißt
Fangen wir mal mit einem Satz (aus dem Skript von
Prof. Rürup) an, mit dem die VWL selbst anfängt, zunächst mal nicht
wortwörtlich, sondern ich lasse mal die eine Hälfte weg, dann kann
ich der anderen Hälfte sogar zustimmen:
„Wirtschaften bezeichnet [...] ‚Aktionen’ zur
Befriedigung menschlicher Bedürfnisse“
Ja – darum geht es. Bei der Produktion von
Gebrauchsgütern geht es darum, daß Güter herauskommen, die dem
menschlichen Bedarf dienen. So ist das wohl. Dem kann man nur
zustimmen. Das ist die einzige rationale Definition dessen, was
Wirtschaften ist. Soweit wäre ich mit der VWL einig. Beim
Wirtschaften hat es doch wohl darum zu gehen, daß der Aufwand, den
man beim Arbeiten im wesentlichen treibt, zur Befriedigung
menschlicher Bedürfnisse taugt. Soweit so schön. Das wäre dann aber
auch die große theoretische Sachfrage, ob z.B. bei der Wirtschaft,
die man zum analysieren vor sich hat, dieses rationale Verhältnis
überhaupt vorliegt. Jetzt stünde es an, daß man untersucht, daß es
hier wohl so nicht ganz ist, daß einfach Gebrauchsgüter für den
Verzehr produziert werden. Ein bißchen komplizierter ist es ja
schon. Da gibt es eine Geldwirtschaft, da haben die Güter Preise, da
gibt es Kapital, Lohn, Zins, Aktiengesellschaften und –kurse. Und
diese Gesellschaft ist z.B. der Meinung, daß sie reicher wird, wenn
die Aktienkurse steigen; und das ist noch nicht mal bloß eine
Meinung... Also so einfach ist das hierzulande nicht mit der Antwort
auf die Frage: ist denn diese Wirtschaft, so wie sie konstruiert
ist, Mittel der Befriedigung der Bedürfnisse? Diese Frage wäre zu
klären. Und da gibt es eben den großen Kritiker des Kapitalismus,
der Marx, der vor 150 Jahren schon eine ganz andere Geschichte als
Botschaft drüber erzählt hat; die will ich nur in Erinnerung
bringen, damit man eine Vorstellung eines Vergleichs hat. Nicht, daß
ich jetzt über Marx reden will; das ist eine andere Welt, das muß
man mal bei anderer Gelegenheit behandeln, wenn man es denn will. Er
jedenfalls sagt, in dieser Gesellschaft, in der kapitalistischen
Produktionsweise, wird die Bedürftigkeit der Menschen und der
notwendige Arbeits- und Lebensprozeß der Gesellschaft
instrumentalisiert für die Vermehrung des Geldes. Und dieser Zweck,
aus Geld mehr Geld, aus Vermögen mehr Vermögen zu machen, dieser
Zweck ist endlos und löst sich niemals mehr in Bedürfnisbefriedigung
auf. Das ist mal eine anderer Schluß, den man auch mal fällen kann.
Vielleicht ist der eine richtig, vielleicht der andere – aber genau
das wäre zu prüfen. Die VWL stellt diesen Satz an den Anfang ihrer
Wissenschaft hin, und damit ist das Thema für sie erledigt. Alles
Wirtschaften dient der Befriedigung von Bedürfnissen, und ab jetzt
kommt keine Prüfung mehr zustande, die fragt, wieso sind z.B.
Preise,[3]
wieso ist die Akkumulation von Kapital und wieso ist die Bezahlung
von Lohn, d.h. die Berechnung von Menschen als Kostenfaktoren,
Mittel der besten Bedürfnis¬befriedigung? Das wäre zu prüfen. In der
VWL ist das im ersten Satz erledigt, und ab dann ist das das Dogma
und unter dem Gesichtspunkt, es ist doch wohl alles gut für die
Bedürfnisse, wird jetzt die Welt der Preise, Werte, Löhne, des
Zinses und die Welt des Kapitals und der Aktienkurse interpretiert.
Das ist aber was anderes, ob ich erkläre, was Zins ist und dann
herausfinde, wozu er gut ist, oder ob ich sage, er muß jawohl dafür
gut sein, daß die Bedürfnisbefriedigung verbessert wird; und dann
suche ich und finde natürlich auch Gesichtspunkte, wie man das
verstehen kann.
3. Von der fundamentalen Verschiebung des
eigentlichen Gegenstands in der VWL
Jetzt nochmal zum ersten Zitat in seiner Gänze.
Jeder, der mit dem Fach irgendwie zu tun hat, wird diese Sätze
wiedererkennen:
„Unter Wirtschaft wird der rationale Umgang
mit knappen Gütern verstanden, die zur Befriedigung menschlichen
Bedarfs dienen. Ist der Vorrat an Gütern hinreichend, um den
gesamten darauf gerichteten Bedarf stets zu be-friedigen, dann
handelt es sich um freie Güter. Übersteigt dagegen der Bedarf
den Vorrat an Gütern und Diens-tleistungen, dann wird von
knappen Gütern gesprochen. Nur diese bilden den Gegenstand der
Wirtschafts-wissenschaften. Es geht bei ihr um die Erforschung
der Zusammenhänge bei der Verteilung knapper Güter auf die
einzelnen Individuen und Gemeinschaften.“ (Gabler
Wirtschaftslexikon)
Das wichtige ist der erste Satz: „Unter Wirtschaft
wird der rationale Umgang mit knappen Gütern verstanden.“ Zunächst
mal zur Formulierung ‚rationaler Umgang’: Die VWL macht es sich
explizit nicht zum Anliegen,[4]
die ökonomischen Institutionen dieser Gesellschaft zu erklären, zu
erklären was Geld, Preis, Lohn, Kapital, Zins, AGs usw. sind. Die
VWL erklärt nicht die ökonomischen Gegenstände, mit denen die
Menschen umgehen oder umgehen müssen, sondern sie macht stattdessen
den Umgang, den Bezug der Leute auf die vorgegebenen ökonomischen
Gegenstände zum Thema. „Wie geh ich rational um mit...“ s.o. Das ist
ihr Gegenstand. Die VWL hat keine Theorie darüber, was ein Preis
ist, sondern sie hat eine Haushaltstheorie; was macht der Haushalt?,
der geht einkaufen – das kommt gleich noch ausführlich. Aber
zunächst mal ist wichtig festzuhalten, daß in der VWL eine
Verschiebung stattfindet: Da wird nicht mehr von den
gesellschaft-lichen Formbestimmungen geredet, die es nunmal in
dieser Marktwirt-schaft gibt, sondern da wird davon geredet, wie die
Menschen damit umgehen. Allein dies ist schon der entscheidende
Schritt zum Umbiegen in die Behauptung der VWL, all die
Institutionen, die ich nannte, seien Mittel zur Befriedigung des
Bedürfnisses. Denn wenn es erstmal Geld und Ware gibt und man auf
keine andere Weise an das Mittel des Bedürfnisses kommt als durch
Tausch und Kauf oder Verkauf der eigenen Arbeit, dann dient man dem
eigenen Bedürfnis, wenn man das macht, was die Gesellschaft bzw. die
ökonomischen Formbestimmungen von einem verlangen. Das ist eine
leichte Übung…
4a. Das Dogma von der Knappheit
Der nächste fundamentale Einstieg in das Fach VWL
betrifft den Punkt mit der Knappheit. Die alten Ökonomen vor 300
Jahren, die ersten der bürgerlichen Gesellschaft, haben vom „Wealth
of Nation“ gesprochen (Adam Smith). Der erste große bürgerliche
Ökonom hat vom Reichtum der Nationen gesprochen – und das er in
seiner armseligen Zeit, wo es kaum was gegeben hat. Der hat sich
also vorgenommen, den Reichtum der Nationen zu erklären; von dem
will er sagen, woher er kommt und worin er besteht. Und 300 Jahre
später, 300 Jahre Produktivi-tätsentwicklung später, wo man nahezu
vollautomatische Fabriken hat, in dieser Zeit reden die Ökonomen von
einer unüberwindbaren Knappheit, die beim Menschengeschlecht
existieren soll. ‚Wir kommen über die Bedürftigkeit nie hinweg, wir
sind in einer unüberwindlichen Knappheit befangen’, ist der
Ausgangspunkt der VWL.
Dazu mal eine kleine Erinnerung an die
Wirklichkeit: Diese Gesellschaft laboriert am Überfluß, nicht an der
Knappheit! Der erste große Überfluß ist die menschliche Arbeit.
Millionen wollen arbeiten, könnten arbeiten, aber sie werden nicht
gebraucht. Ein Riesenüberfluß an Produktions-faktoren, wenn man
VWL-mäßig daherreden will. Bei 5 Millionen Arbeitslosen – will da
auch noch jemand sagen, daß da Knappheit herrscht? Dann kann man in
die Industrie schauen: die kämpft um Absatz! Und um Absatz zu
kämpfen impliziert immer, daß das Herstellen der Güter kein Problem
ist – das Verkaufen ist das Problem. Von der Autoindustrie sagt man,
sie habe weltweit 25 % Überkapazität. Von der Landwirtschaft weiß
jeder: Die Bauern dürfen nicht so viel herstellen, wie sie gern
würden, sie könnten viel mehr herstellen, wenn man sie ließe. Von
Knappheit ist von vorn bis hinten nichts zu sehen. Die VWL zeigt
sich von diesem Umstand unbeeindruckt und sagt: ‚wenn wir
Wirtschaften richtig verstehen wollen, dann müssen wir davon
ausgehen, daß wir Menschen in einer unüberwindlichen Situation der
Knappheit stehen’. Verräterisch dabei ist, wie der Autor dieses
Lexikonartikels Knappheit erläutert:
„Ist der Vorrat an Gütern hinreichend, um den
gesamten darauf gerichteten Bedarf stets zu befriedigen, dann
handelt es sich um freie Güter. Übersteigt dagegen der Bedarf
den Vorrat an Gütern (und Dienstleistungen), dann wird von
knappen Gütern gesprochen.“
Man merkt richtig, daß der Autor die Produktion
gedanklich herauskürzt. ‚Der Vorrat an Gütern hinreichend’ – ja,
ohne daß man sie herstellt?! Was soll denn das sein? Ja, wir wissen
schon, die berühmten freien Güter der VWL, wie frische Luft, an
bestimmten Gewässern kostenloses Wasser... Ein ‚Vorrat’ – ein Vorrat
an Autos, Fernsehern, Brot? Ja, ohne Produktion gibt es überhaupt
keinen Vorrat. Und nach der Produktion gibt es genau den Vorrat, den
man hergestellt hat. Vor der Produktion von Knappheit zu reden ist
widersinnig, weil das, was man gar nicht hergestellt hat, ist auch
gar nicht knapp. Mit und nach der Produktion von Knappheit zu
sprechen, ist auch widersinnig. Da ist genau soviel hergestellt
worden, wie man sich vorgenommen hat. Die VWL erinnert an den
Umstand, daß die Natur uns nicht alles ohne Arbeit zur Verfügung
stellt, daß wir nicht im Schlaraffenland leben. Die Negation,
Nicht-Schlaraffenland, die stimmt ja. Das Zeug, was wir nutzen
wollen, die nützlichen Dinge, müssen wir erst herstellen. Produktion
ist die Antwort auf das Nichtvorhandensein der nützlichen Güter
durch die pure Natur. Und die Produktion beseitigt die Knappheit.
Bei der VWL wird die Produktion hingegen als ‚Problemlöser’ schlicht
herausgekürzt. Die sagt: Wir fangen mit einer Knappheit an und hören
mit einer Knappheit auf. Über die Knappheit als solche kommen wir
nie hinaus. Warum behauptet sie das eigentlich?
4b. Der Mensch - ein Nimmersatt
Nächstes Zitat:
„Dabei ist die Knappheit das entscheidende
Charakteris-tikum der wirtschaftlichen Güter. Im Gegensatz zu
den unbegrenzten Bedürfnissen reicht die Gesamtheit der Güter
nicht aus, um alle Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen.
Begründet liegt dies u.a. in der Begrenztheit der natür-lichen
Ressourcen, der Knappheit der Produktionsfaktoren, aus denen
z.B. die Konsumgüter hergestellt werden, aber auch in der
Unbegrenztheit der Bedürfnisse.“
Wenn man es nochmal so liest: „...um alle
Bedürfnisse zu befriedigen, [...] aber auch an der Unbegrenztheit
der Bedürfnisse.“ – Argumentativ ziemlich mau, aber anscheinend ist
es dem Lexikonartikelschreiber ein Herzensbedürfnis so häufig wie
möglich zu sagen, daß die Bedürfnisse unbegrenzt sind. „Grenzenloser
Bedarf“ – das soll der Grund sein, warum jede Befriedigung
unzureichend ist. Dagegen möchte ich setzen: Das ist nicht wahr!
Grenzenlose Bedürfnisse liegen schlicht nicht vor. Es ist vielmehr
so, daß jedes Bedürfnis sein Maß in sich hat. Kein Mensch will 100
kg Brot am Tag essen. Der eine will mehr, der andere weniger essen,
und das mag auch von Tag zu Tag wechseln, aber dennoch hat jedes
Bedürfnis sein Maß in sich. Seine Nützlichkeit hat selber eine
quantitative Bestimmung. Nicht ganz verrückte Menschen wollen sich
nicht auch zwei Fernseher ins selbe Zimmer stellen; man kann nicht
gleichzeitig auf 2 Bildschirme schauen, außer man ist ein
Videoinstallations¬künstler; der soll jetzt mal weggelassen werden.
Und die Vorstellung – und die mag ja richtig sein – daß wenn gewisse
grundsätzliche Bedürfnisse befriedigt sind, der Mensch dann bereit
ist, wenn er noch Zeit hat, sich elaboriertere, kultiviertere
Bedürfnisse zuzulegen. Aber denen geht es wieder genauso: Man mag
nur ein Konzert zu selben Zeit hören, nicht 100. Man mag auch edle
Getränke trinken mögen – aber nicht quantitativ unbegrenzt. Manche
trinken auch mal mehr als sie vertragen, aber auch dort ist der
Konsum nicht unbegrenzt. Die Behauptung der VWL, daß der Mensch ein
Nimmersatt ist, ist schlicht ein Irrtum! Diese ihre Behauptung ist
bloß die entgegengesetzte, oppositionelle bzw. korrespondierende
Behauptung zur Behauptung der Knappheit der Güter, dingfest gemacht
angeblich an der menschlichen Natur. Ja klar, wenn der Mensch ein
Nimmersatt ist, dann kann die Befriedigung ja prinzipiell schon
nicht gelingen, bestenfalls kann eine Annäherung an eine
Befriedigung erfolgen. Aber dann braucht dies eigentlich auch keine
weitere Erläuterung, dann ist jeder Zusatz überflüssig!
4c. Die Begrenztheit
natürlicher Ressourcen
Die VWL braucht sie aber doch, es kommt noch eine
weitere Erläuterung. Nochmal zum Zitat:
„Begründet liegt dies u.a. in der Begrenztheit
der natürlichen Ressourcen.“
Das wird einfach so dahin gesagt. Und es wird noch
viel einfacher dahin gesagt, seit die VWL 1972 in Gestalt von
Meadows und seinem Club of Rome die „Grenzen des Wachstums“,
(http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Grenzen_des_Wachstums)
die Begrenztheit der natürlichen Ressourcen entdeckt hat:
Bitteschön: es wäre schon ein Beweis wert gewesen, daß die
Ressourcen zu klein sind für die Befriedigung der Bedürfnisse, die
angestrebt ist. Ja, selbst das Sonnensystem ist begrenzt – und? Was
soll denn das für ein Satz sein: Die Güter können nie genug sein,
weil das Sonnensystem begrenzt ist!? Da wird ein Maßverhältnis
behauptet, aber es wird sich nie die Mühe gemacht zu beweisen, daß
diese Erde für die Bedürfnisse, die es gibt, nicht genug hergibt.
Jeder, der sich damit befaßt weiß genau: man kann die gesamte
jetzige Menschheit locker mit den zur Verfügung stehenden
agrarischen Flächen ernähren und man könnte damit sogar die doppelte
und dreifache Anzahl an Menschen ernähren, wenn man denn wollte. Und
wenn heute 24.000 Menschen pro Tag an Hunger sterben, dann tun sie
das nicht deshalb, weil es nicht genug Getreide gibt, sondern weil
die Betroffenen es nicht kaufen können. Dann ist also der Preis das
Hindernis für die Befriedigung der Bedürfnisse und nicht die
Knappheit des Getreides.
4d. Knappheit von Produktionsfaktoren
Nun zur dritten und rationellsten Bestimmung der
angeblichen Knappheit – aber auch hier ist es wichtig zu sehen, daß
die Bestimmung falsch gefaßt wird. Es geht um die ‚Knappheit der
Produktionsfaktoren.’ Wenn wir die Erde schonmal haben mit ihren
endlichen und nicht grenzenlosen Ressourcen, dann sind die
wesentlichen Produktionsfaktoren, um die es geht, Arbeit. Man kann
auch noch etwas weiter gehen und sagen: Sogar die Kapitalgüter sind
ja irgendwann hergestellt worden, also Produkte von Arbeit; insofern
ist ihre Knappheit dann auch eine Knappheit an Arbeit.
Auch hier ist wieder folgendes richtig: Weil die
Natur uns nicht die gebratenen Tauben ins Maul fliegen läßt, müssen
wir einen Aufwand treiben, um die nützlichen Dinge, die wir haben
wollen, herzustellen. Der Aufwand wird getrieben, damit man den
Nutzen hat, und wenn man den Aufwand getrieben hat, hat man den
Nutzen. Die VWL will eine Ungleichung als Ergebnis haben: Der
Aufwand ist immer zu groß und der Nutzen ist immer zu klein. Naklar,
ein Aufwand ist zu treiben, und eine Gesellschaft muß sich
entscheiden, ob sie Maseratis produzieren will, die 1000
Arbeitsstunden kosten, oder ob es ein industriell gefertigter
Porsche auch tut. Aber die Entscheidung ist: wir wollen dieses
nützliche Ding haben, und wenn wir es haben wollen, dann schaffen
wir es uns her, und dann ist der Lohn, daß das Ding da ist. Aber da
ist dann doch kein Grund mehr für die Behauptung, jetzt wäre noch
Knappheit an diesem Ding!
Dazu paßt auch der nächste Punkt, nämlich die
Fassung dessen, was in der VWL ‚ökonomisch rational’ heißt.
5. Rationalität in der VWL
„Die VWL beruht auf der Annahme, daß über
knappe Mittel, bei alternativ möglichen Verwendungen, in
zweckmäßiger Weise disponiert werden soll. Überfluß macht
Wirtschaften unnötig. Da sich die Theorie nur mit
wirtschaftlichen Erscheinungen befaßt, geht sie von einer
ökonomisch motivierten Handlungsweise aus. Sie wird, in extremer
Vereinfachung, als sogenanntes ökonomisches Prinzip formuliert.
Es bedeutet, entweder mit gegebenen Mitteln ein maximal
mögliches Resultat oder ein vorgegebenes Resultat mit einem
Minimum an Mitteln zu erwirtschaften.“
Da haben wir das, was ich eben schon ansprach:
Diese Wissenschaft kennt einfach den zweckmäßigen Arbeitsaufwand,
der dann sein Ziel erreicht, nicht. Die VWL will nicht, daß man mit
einem beschlossenen Quantum gesellschaftlicher Arbeit das herstellt,
was man für nötig befindet, und dann hinterher auch das hat, was man
herstellen wollte. Die VWL möchte immer, daß das wirtschaftliche
Produzieren in einer Ungleichung von Aufwand und Ertrag endet. Wenn
ich schon etwas herstelle, dann soll das mit den geringstmöglichen
Mitteln geschehen – wieso denn eigentlich nicht mit den nötigen?
Übrigens: die kapitalistischen Produzenten halten sich doch gar
nicht daran.[5]
Anders in der DDR: da hat man es mal versucht, Sachen mit immer
weniger Mitteln herzustellen – ja, dann werden die Bleche immer
dünner, und irgendwann ist der Gebrauchswert hin, um des es geht. So
ist es einfach nicht, es ist nicht rational, irgendwas mit immer
weniger Mitteln, mit einem Minimum an Mitteln herzustellen. Mit dem
nötigen Quantum halt. Und genauso verhält es sich mit dem
Arbeitsaufwand; der nötige Arbeitsaufwand muß erbracht werden, um
ein nützliches Ding herzustellen. Ein Minimum an Arbeitsaufwand? Ja,
wenn es auf Kosten des Produkts geht? Oder andersherum: ‚Mit einem
gegebenen Aufwand, ein Maximum an Ergebnis’ – ja, halt das Ergebnis,
das mit dem Aufwand zu erzielen ist.
6. Die eigenen Knappheitserfahrungen als
Plausibilitätsgrund der
Knappheit und die widersprüchliche Natur des Homo
Oeconomicus
Jetzt treten wir einmal einen Augenblick aus den
Zitaten heraus und stellen uns folgendes vor: Diese Basisisätze des
Fachs VWL kriegt jeder Student in den ersten Vorlesungstunden
beigebracht. Und die Studenten haben natürlich alle Hände voll zu
tun, das mitzukriegen, und wenn es dann an die Kurven geht, haben
sie Probleme mit dem Verstehen, und drum sind sie dann schon sehr
beschäftigt. Aber den Gedanken: „Naja, also das mit der Knappheit,
das glaube ich nicht“, den bekommt der Dozent eigentlich extrem
selten zu hören, wenn überhaupt. Warum ist das eigentlich so? Weil,
wie so oft, das Fach auf eine Plausibilität plädiert, nämlich der,
daß sie die Leute an ihre eigene Knappheit erinnert. Und die gibt es
natürlich. Wer in diesem Land, mit einem studentischen Geldbeutel
schon gleich, ins Einkaufsparadies geht, macht eine
Knappheitserfahrung. Ihm reicht das, was er in der Tasche hat nicht,
um das zu kaufen, was da alles angeboten wird und was er auch gerne
hätte. Wichtig ist jetzt nur: Diese Knappheits-erfahrung kommt vom
Geld. Sie kommt davon, daß die Güter Preise haben und dazu führen,
daß einer nicht kriegen kann, was es gibt und was er brauchen
könnte, weil er es nicht bezahlen kann. Also, die große Mehrheit der
Bevölkerung, die halt knapp gehalten wird, weil sie in irgendeiner
Form – einer gehobenen oder weniger gehobenen – Kostenfaktor Arbeit
ist, die macht eine Knappheitserfahrung. Und die Erinnerung daran,
‚Leute, ihr wißt doch, es ist alles ziemlich knapp’, fällt auf
fruchtbaren Boden, wenn die Leute permanent Knappheitser-fahrungen
machen. Der Schwindel besteht aber darin, daß die VWL einen falschen
Grund der Knappheit behauptet, nämlich einen überhistorischen,
sozusagen, einen in der Natur des Produzierens und Konsumierens
liegenden Grund. Sie nennt gerade nicht den Grund der Knappheit, den
es gibt – arme Leute eben – sondern einen ganz anderen, der in der
Menschennatur und in der Natur der Endlichkeit der Welt liegen soll.
Das Programm der ersten Vorlesungsstunden lautet also: Diese andere
Knappheit, die erläutern wir dir als guten Grund, mit dem du am
Schluß deine eigene Knappheit verstehst.
Übrigens das ist der zweite Scherz: Es gibt ja
noch eine andere Knappheitserfahrung. Es gibt durchaus Haushalte,
die das Problem, ‚was kann ich mir leisten, und was muß ich dafür im
Regal stehen lassen’, wirklich nicht haben. Manche Leute reden auch
so: „Wir schauen nicht auf den Preis“. Diese Leute machen an der
Einkaufsfront keine Knappheitserfahrung. Die machen an einer ganz
anderen Front eine Knappheitserfahrung. Sie haben Geld, sie haben
Vermögen, aber jede Summe Geld ist begrenzt. Wenn man Geld hat, hat
man immer zuwenig. Geld ist der grenzenlosen Vermehrung fähig und
bedürftig. Wer also Geld anlegt, der erfährt, daß er lediglich eine
begrenzte Summe hat, und er will mehr daraus machen. Und es gibt ja
auch einen Zuwachs, aber der Zuwachs ist wieder begrenzt, und
deshalb muss man es weiterhin anlegen, damit aus dem Zuwachs noch
mehr Zuwachs wird usw. Im Bedürfnis nach Geld, im Gelderwerb, haben
wir nämlich das wirklich „unbegrenzte Bedürfnis“ – Geld ist die
Möglichkeit aller Bedürfnisse. Geld als die Möglichkeit aller
Bedürfnisse ist selber ein grenzenloses Bedürfnis. Das ist die Ecke,
an die hier von der VWL appelliert wird: „Leute, ihr wißt doch, daß
ihr immer mehr wollt“, tja, und es stimmt ja auch. Beim Geld wollen
sie wirklich immer alle mehr. Die einen, weil sie von vornherein so
wenig haben, die anderen, weil sie das Geldvermehren überhaupt zu
ihrem Gewerbe machen. Aber auch diese Knappheitserfahrung kommt von
der Geldwirtschaft, sie gehört zur Geldwirtschaft, und es wäre erst
einmal zu erklären, warum es zu diesem Bedürfnis kommt. Stattdessen
wird das Bedürfnis in die Menschennatur verlagert und man soll sich
das Bedürfnis nach Bier und Brot als so grenzenlos denken, wie das
Bedürfnis nach Geld tatsächlich ist. Und man soll sich die Verfügung
über Güter als so begrenzt denken, wie der arme Mann in unserem Land
begrenzt über Güter verfügt. Mit diesem Appell wird das versucht
verständlich zu machen, aber in der Sache wird eine tatsächlich
gesellschaftlich produzierte Armut zu einem natürlichen,
unvermeidlichen Zurückbleiben der Befriedigung hinter den
Bedürfnissen erklärt, und insofern auch geheiligt.
Jetzt haben wir also den Homo Oeconomicus – ja, da
sind die ja stolz drauf, dass die immer ihr eigenes Menschenbild
haben. Der Homo Oeconomicus ist ein eigentümliches Konstrukt: Auf
der einen Seite hat er grenzenlose Bedürfnisse und auf der anderen
Seite ist er grenzenlos faul. Er will nicht den Aufwand treiben, den
es braucht, um die Bedürfnisse zu befriedigen, die er hat. Als
ökonomisch vernünftig gilt nun, dass der Homo Oeconomicus lauter
unbefriedigende Kompromisse macht, zwischen seiner Faulheit
einerseits, bei der er es nicht belassen kann, und seinem
unstillbaren Hunger nach Bedürfnisbefriedigung andererseits, den er
nicht stillen kann. Der Homo Oeconimicus macht sich die
Nutzen¬maximierung zum Anliegen, was bedeutet, daß er keinen Nutzen
will, sondern einen grösseren: Erfolgreiches Wirtschaften ist in den
Augen des Homo Oeconomicus nicht, wenn das Produkt, was man haben
wollte hergestellt ist, sondern wenn das Produkt, das man haben
wollte mit weniger Aufwand hergestellt worden ist als gestern.
Minimierung des Aufwands ist sein Anliegen. Der Homo Oeconomicus ist
insofern ein Zwitter, der so, wie er konstruiert ist, nirgendwo
hinpasst: nicht in die Welt der nützlichen Dinge und Gebrauchswerte
und nicht in die Welt des Kapitals und des Gelderwerbs; es ist ein
Ineinander-spiegeln beider. Der nämlich, der sich ein Haus baut, der
maximiert nichts, der will das Haus und treibt den Aufwand, den es
dafür braucht, und wenn er fertig ist, dann ist nichts grösser
geworden, sondern dann ist das Haus da, das er wollte. Das ist der
Nutzen, auf den er es abgezielt hatte. Bei demjenigen, der was
maximiert, bei dem wirklich das Wirtschaften in der Herstellung
einer Differenz zwischen Aufwand und Ertrag liegt, ja, derjenige
geht mit Geld um. Da ist quasi das kapitalistische
Wirtschaftssubjekt in ein natürliches Umgehen mit nützlichen Dingen
und Arbeit hineingespiegelt. Weder ist es der Kapitalist an sich,
der geht nämlich mit Geld um, dem ist der Nutzen ganz egal, der
wechselt glatt von der Kaugummi- in die Atomraketen-branche, wenn er
meint, dass man da mehr verdient. Dem geht es nicht um die
nützlichen Dinge, dem geht es um die Differenz zwischen
Investitionssumme und Ertrag. Und dem anderen, dem es um die
nützlichen Dinge geht, der maximiert nichts, der stellt auch keine
Differenz von Vorher-Nachher her, sondern der stellt das her, was er
braucht und dann konsumiert oder gebraucht er es.
Es ist eigentlich kein Wunder, daß innerhalb der
VWL ein derart unsinniges, konstruiertes Menschenbild herauskommt,
wenn man zunächst das schon eingangs erwähnte Dogma „Wirtschaften
ist gut für Bedürfnisse“ einführt und dann die Wirtschaftweise, die
wir hier vor uns haben, von diesem Dogma ausgehend, interpretiert
wird. Die Prüfung, ob die Einrichtungen für die Bedürfnisse wirklich
nutzen, findet nicht statt.
So, das ist jetzt estmal sozusagen die
Menschenbildeinleitung bei der VWL: Umgang mit knappen Gütern und
der Versuch, aus einem ewigen Zuwenig das Meistmögliche zu machen.
7a. Haushaltstheorie
Jetzt kommen wir in die Abteilung, die das ganze
durchführt, nämlich in die Abteilung „Haushaltstheorie“. Dazu ein
Zitat, in dem auf die denkbar rücksichtsloseste Weise Geld und
Gebrauchswert ineinsgesetzt werden. Also, da heisst es:
„Das Ziel und der Mitteleinsatz können sowohl
im Geld als auch in technischen oder physikalischen Größen
ausge-drückt werden.“
Ja, das ist die Frage, ob die Jagd nach dem Geld,
die in unserer Wirtschaft stattfindet, dasselbe ist wie die
Herstellung der nützlichen Dinge, die man in physikalischen Größen
mißt. Hier wird die Frage hingegen bereits beantwortet, man kann es
so oder so machen, für die VWLer ist das einfach ein und dasselbe.
Bevor wir richtig einsteigen in die
Haushaltstheorie, noch eine kleine Nebenbemerkung zur ‚historischen
Einordnung’: Die Haushalttheorie ist der moderne Erbe der alten
Grenz¬nutzenschule. Und die VWL ist der späte Erbe der klassischen
politischen Ökonomie, die durch Adam Smith, Ricardo etc. begründet
wurde, allerdings ein Erbe, der seine eigene Herkunft ziemlich
verschmäht. Die klassische politische Ökonomie hatte ihrerzeit
(frühes 19. Jhdt., Smith schon etwas früher) erläutert, daß sich der
Wert der Dinge, die Preise, auf den Wert der Waren und dieser sich
wiederum auf die inkorporierte Arbeit zurückführen läßt. Mit dieser
Theorie entdeckt man ganz schnell: dann herrscht aber Ausbeutung.
Dann ist der Gewinn irgendwie Arbeit, die der Unternehmer sich
aneignet, ohne sie zu bezahlen. Das liegt unmittelbar auf der Hand,
wenn der Wert der Waren auf Arbeit zurückgeht, dann ist der Arbeiter
ausgebeutet, dann ist der Gewinn eine Aneignung ohne Gegenleistung.
Das hat Ricardo und das haben Ricardos Schüler gemerkt. In der
zweiten Hälfte des 19. Jhdts wurde dann nahezu gleichzeitig an drei
Orten in der europäischen Welt die Grenznutzenlehre entdeckt bzw.
entwickelt [durch William Stanley Jevons (GB), Carl Menger (A) und
Léon Walras (CH)].[6]
Sie entwickeln in ihren Theorien eine neue Sicht auf die Dinge, die
vom sogenannten objektiven Wert der Waren wegführt. Sie führen eine
subjektive Wertlehre ein, dessen Idee darin besteht, daß die
Menschen mitentscheiden darüber, was die Dinge kosten. In der Summe,
die sie für ein Ding zu zahlen bereit sind, drückt sich der Nutzen
aus, die sie diesem zuschreiben. Diese Theorie hatte natürlich von
Anfang an eine kleine Schwierigkeit zu bewältigen: die nützlichsten
Dinge kosten nicht furchtbar viel und manche vollkommen überflüssige
Dinge sind sauteuer. Ein Mercedes kostet sehr viel mehr als ein
Brötchen, und auf einen Mercedes kann man zur Not verzichten, auf’s
Brötchen schlechter, wieso ist das also nicht umgekehrt usw. Und
dann haben sie die Lehre vom subjektiven Wert zur Grenznutzenlehre
fortent-wickelt. Diese revidiert den Gedanken von einem absoluten
Nutzen und setzt an seine Stelle den ‚Nutzen relativ zum
Versorgungsgrad’. Die Knappheit bzw. Seltenheit des Gutes und seine
Nützlichkeit machen zusammen den Preis aus. Also in etwa so: je mehr
es von einem Ding gibt, desto billiger (Brötchen) und je weniger es
von einer Ware gibt (Mercedes), desto teurer. Das ist natürlich auch
Blödsinn, aber es war halt eine ganze Weile die gültige Theorie.
Die moderne VWL hat den Einwand, dass es so
einfach nun doch nicht mit den Preisen sei, dass die Preise sich aus
einer Wertschätzung errechnen, geltenlassen. Aber als theoretische
Antwort hat sie keine richtige Theorie über den Preis aufgestellt,
sondern einfach das Thema verändert: Sie erklärt nicht mehr woher
die Preise kommen, sondern wie man mit ihnen umgeht. Die
Haushaltstheorie ist schlicht keine Theorie über Preise. Die
Haushaltstheorie ist die Erläuterung dessen, was ein Haushalt macht,
wenn er einkaufen geht: Er geht mit Preisen um. Und die ganze
Beweisabsicht und die ganze Beweisleistung ist am Schluss
unglaublich trival und dürftig, nämlich: Man kann mit Preisen
rational umgehen; mehr kommt gar nicht raus.
So, wie führt die VWL die Haushaltstheorie ein?
Das geht ungefähr so: Wir machen einen Großeinkauf für die Familie
oder die WG und dann machen wir erstmal eine Liste, und da stehen
dann die ganzen Güter drauf, 2 Pfund Butter, 3 Kilo Kartoffeln usw.
Und mit dieser Erinnerung fängt das Fach an. Zitat aus dem Skript
von Rürup, S 20:
„Der Konsum von Gütern dient dem Haushalt
dazu, seine Bedürfnisse zu befriedigen. Diese subjektive
Bedürfnis-befriedigung des Haushalts wird als Nutzen bezeichnet.
Wird also die Präferenz für das Gut A Apfel geäußert, stifet das
Gut A einen größeren Nutzen für den Haushalt als das Gut B
Birne. Die Nachfrage nach einem Gut ist demnach abhängig vom
Nutzen, dem es dem Haushalt stiftet. Bei steigendem Konsum geht
man von einem abnehmenden Grenznutzen eines jeden Gutes aus. Je
mahr also von einem Gut bereits konsumiert wurde, desto geringer
ist der Nutzenzuwachs, die eine weitere, zusätzlich konsumierte
Einheit dieses Gutes mit sich bringt.“
Anmerkung: Der Rürup ist in dieser Hinsicht eher
etwas unvorsichtig und altmodisch. Da gibt es viel ausgebuftere,
modernere Ökonomen, die die Rede vom Nutzen noch viel mehr
umschiffen oder gänzlich vermeiden; aber gut, der Rürup tut uns also
den Gefallen, er ist ja immerhin gegenwärtig einer der bekanntesten
Ökonomen in Deutschland.
Zum Analyse des Zitats.
„Diese subjektive Bedürfnisbefriedigung des
Haushalts wird als Nutzen bezeichnet.“
– Also gut, das nehmen wir erstmal so hin. Beim
nächsten Satz ist jetzt schon unklar, was eigentlich die Sache ist,
es ist unklar was Wirkung und was Ursache ist.
„Wird also die Präferenz für das Gut A Apfel
geäußert, stifet das Gut A einen größeren Nutzen für den
Haushalt als das Gut B Birne. Die Nachfrage nach einem Gut ist
demnach abhängig vom Nutzen […].“
Will Rürup sagen, daß es da einen Nuten gibt und
dieser Nutzen darüber entscheidet, ob ich Apfel oder Birne will,
also welches der beiden Güter mir den grösseren Nutzen stiftet und
ich dem deshalb nachgehe? Oder will er sagen: Die Präferenz, wenn
einer den Apfel kauft beweist mir durch den Akt des Kaufens, daß dem
Käufer der Apfel mehr wert ist als die Birne. Die letztere Fassung
ist tautologisch und ohne jeden Gehalt. Will ich aber sagen, daß
mich ein Nutzenkalkül zu diesem oder jenen Kauf veranlaßt hat, dann
hat das zwar einen theoretischen Gehalt, bloß einen verkehrten,
nämlich: „das Gut A Apfel stiftet einen größeren Nutzen als das Gut
B Birne“ – das sagen die VWLer einfach so dahin. Dabei lernt man
doch schon in der Schule, daß man Äpfel und Birnen nicht
gleichsetzen soll, bzw. daß man qualitativ verschiedene Dinge nicht
in quantitative Beziehungen zueinander setzen soll, denn sie haben
untereinander gar keine. Das ist ernstzunehmen, denn so ist es auch
mit dem Nutzen. Der Nutzen des Apfels hat kein Verhältnis zum Nutzen
der Birne. Ein Mensch, der einen Apfel will, der will den Apfel
nicht mehr als eine Birne. Wer Äpfel mag und Birnen nicht ausstehen
kann, der liebt die Birne nicht weniger als den Apfel, sondern gar
nicht. Und wer einen Apfel nimmt, weil er ihn mag, der präferiert
ihn auch nicht gegenüber der Birne. Auch das ist wichtig: Das
‚Präferieren’ ist nämlich schon ein ‚Vergleichen’, eine Relation,
die ist bereits in das ‚Nehmen des nützlichen Dings’ beim Zitat
hineingeschmuggelt worden. Wenn ich etwas wähle bzw. nehme, dann
heißt das nicht, daß ich es mit allen anderen Dingen verglichen
habe, die auch nehmen könnte aber nicht will. Als würde man eine
Liste machen, auf die man schreibt, was man alles nicht will, um am
Ende dabei zu landen, was man will – das ist Unsinn. Es handelt sich
dabei um kein Ausschlussverfahren. Es ist kein negatives Verhältnis
zu anderen Dingen, sondern die anderen Dinge interessieren einfach
nicht.
Hinzukommt, daß man die Kategorie Nutzen
rationellerweise sowieso gar nicht vergleichen kann. Man kann nicht
rationellerweise fragen: was ist nützlicher, ein Bett oder ein Glas
Bier? Das Bett befriedigt das Bedürfnis nach dem Bett, und das Bier
das Bedürfnis nach einem Bier. Und es gibt kein Verhältnis zwischen
den beiden, was man darin merkt, daß es nicht drittes anderes gibt,
was beide ersetzen könnte. Erneut wird in das Verhältnis des
Menschen zu den nützlichen Dingen ein Sich-entscheiden-müssen
aufgrund der Preise der Güter hineingeschmuggelt, was doch an dieser
Stelle im Zitat ja noch gar nicht behandelt werden soll, es soll ja
das Verhältnis von mir zu den nützlichen Dingen behandelt werden,
außerhalb des Kapitalismus, unbeschadet in welcher Wirtschaftweise
wir leben.
Einwand aus dem Publikum:
teilweise unverständlich. Sinngemäß wird gesagt, es gibt doch
bei einem gegebenen Bedürfnis verschiedene Weisen, es zu
befriedigen.
Ja, wer so argumentiert, muß aber schon eine Stufe
abstrakter werden. Natürlich kannst Du auch sagen: Willst Du Bier
oder Leitungswasser? Und wenn Du denkst, um den
Flüssigkeits¬haushalt des Körpers zu befriedigen geht beides – ja,
das stimmt. Aber ich wollte jetzt gar nicht den Flüssigkeitshaushalt
des Körpers befriedigen, wer will das schon, wenn er Durst hat, wenn
er was trinken möchte? Also, schon auf die Vergleichbarkeit, für die
Du jetzt plädierst, mußt Du eine Stufe abstrakter werden. Oder auch
bei der Nahrung: Auf der Abstraktionsstufe ‚alles, was den
Kalorienbedarf des menschlichen Körpers deckt, ist substituierbar’,
ist der Einwand korrekt. Und dann landet man da, daß man sich nur
noch von Haferflocken ernährt, weil die gegen alle andere
kalorienstiftenden Güter substituierbar sind? Nein, ich wollte
sagen: Zunächst einmal ist jedes Bedürfnis, auch das nach einem
Apfel, ein bestimmtes, in sich bestimmt; dann will man eben auch den
Geschmack eines Apfels haben. Und davon muß man sich verabschieden,
wenn man sagt, gut, nehme ich halt die Birne, die ist gerade
billiger. Wenn ich diesen Austausch mache, dann brauche ich einen
Grund für den Austausch. Und ich weiß schon wo er liegt, der Grund:
im Preis! Die Birnen sind im Sonderangebot, die Äpfel sind gerade
teuer. Aber das soll ja noch gar nicht das Argument sein. Oder
fangen wir mal ganz andersherum an: Die Leute werden schon zu
solchen Absurditäten genötigt, denn wo Armut und Geldwirtschafft
herrschen, da kommt es tatsächlich vor, daß den Leuten
Entscheidungs-Absurditäten der Sorte ‚kann ich eher aufs Essen oder
auf eine Behausung verzichten’ abgenötigt werden. Oder wem das
Beispiel zu drastisch ist, eine andere Variante: Kann ich leichter
auf den Urlaub oder den Ersatz der Waschmaschine verzichten…. Auf
den verschiedenen Konsumniveuas gibt es dauernd solche Überlegungen.
Und jeder, der in den Laden reingeht und die Kategorie ‚preiswert’
schätzt, der hat sich daran gewöhnt, seine eigenen Bedürfnisse
immerzu mit dem, was er durch einen Kauf erreichen kann mit den
Möglichkeiten seines Geldbeutels zu vergleichen. Die Leute setzen
tatsächlich Unterhaltungsbedürfnisse und Ernährung in eine Relation.
Aber halt, weil sie arm sind. Für diese Menschen kommt nie eine
Maximierung des Nutzens raus! Stets kommt am Ende ein Weniger
heraus, ein Verzicht auf das eine oder andere nützliche Gut, und
zwar wegen der Geldschranke, die die Bedingung und damit auch die
Beschränkung des Konsums darstellt.
7b. Vom Unsinn des abnehmenden Grenznutzens
Zurück zum abnehmenden Grenznutzen. Das ist ja die
nächste Bestimmung, die in dieser Passage steht, nämlich, zumindest
innerhalb dieses Gedanken¬gebäudes, daß Äpfel einen größeren Nutzten
stiften als Birnen. Der Gedanke geht so weiter: „Bei steigendem
Konsum geht man von einem abnehmenden Grenznutzen eines jeden Gutes
aus.“ – Also: Äpfel stiften zwar mehr Nutzen als Birnen, aber nach
dem dritten Apfel sinkt der Nutzen des Apfels in Richtung der Birne.
Und nach dem vierten Apfel ist der Nutzen des Apfels endgültig auf
dem Niveau der Birne. Das ist die Vorstellung. Und da möchte ich
nochmal an meinen Ausgangspunkt erinnern: es stimmt nicht, so zu
tun, als ob ein Bedürfnis in sich unbegrenzt wäre und es sich bei
steigendem Konsum gewissermaßen asymtotisch gegen die Grenze Null
bewegen wüde, also z.B. beim 1000. Teil. Das ist einfach nicht
richtig: Wer am Abend 2 Bier trinken will, der will 3 Bier und nicht
4; und der Grenznutzen fällt, wenn das Bedürfnis befriedigt ist
schnurstracks auf Null. Und um nochmal auf das Beispiel mit den
Fersehern zu kommen: der Grenznutzen des ersten und einzigen
Fernsehers fürs Wohnzimmer ist 1, und für den zweiten 0, denn ich
will nur einen! Es ist absolut unsinnig zu behaupten, daß man da so
eine Reihe „1, 0.75, 0.66, 0.5“ etc. vorliegen hat und beim
hundertsten TV-Gerät wäre der Grenznutzen dann ganz winzig.
Wenn ich nur über den Nutzen rede, ist die
Vorstellung einer abnehmenden Quantität des Nutzens absurd. In der
Geschichte der VWL hat die Idee des Grenznutzens hingegen eine große
Leistung vollführt. Die Studenten von Prof. Rurüp lernen das ganze
Zeigs allerdings inzwischen ohne den Grund, warum die VWL sich das
ausgedacht hat, sie lernen das nur noch als hingesetzte Grundsätze
des Fachs.
Die Leistung besteht im folgenden: Irgendwie haben
sie sich immer mit den Nutzenatomen rumgeschlagen; mit Fragen der
Art, wo die gemeinsame Qualität Nutzen ist, an der man den konkreten
Nutzen von Apfel und Birne verhleichen kann, so daß da quantitative
Differenzen herauskommen. So richtig haben sie das nie hinbekommen.
Und dann hat die VWL einen Notbehelf gemacht: Vielleicht kann man
Äpfel und Birnen nicht vergleichen, aber in quantifizierter Weise
geht es! Wenn ich immer mehr Äpfel habe, dann sinkt der Nutzen des
Apfels auf das Niveau der Birne Dann kommt doch eine Gleichung des
Nutzens zwischen Apfel und Birne heraus. Also hat man den
Grenznutzen eingeführt und sagte von nun an: Im Grad der Versorgung
wird die Sache immer weniger nützlich und wenn ich genug vom Apfel
habe, dann gehe ich über zur Birne. Und übrigens: Die Vorstelllung,
noch ehe ich das Bedürfnis nach Apfel vollständig befreidigt habe,
gehe ich über zur Birne, weil der Grenznutzen des 4. Apfels jetzt
klein genug ist, bzw. weil der Grenznuten der 1. Birne schon grösser
ist – das ist doch absurd! Und lebt nur aufgrund der Tatsache, daß
da ein „sich entscheiden müssen“ unterstellt ist. Aber wie gesagt,
daß soll es ja nicht sein, es soll ja angeblich das natürliche
Verhältnis vom Menschen zu den nützlichen Dingen sein, es soll
angeblich der rationale Umgang mit dem Angebot an Gebrauchsgütern
sein. Die Nicht-Befriedigung der Bedürfnisse ist dabei die bleibende
Unterstellung.
Das nächste Zitat sagt ohne jedes Argument (ich
weiß nicht, ob das bei anderen Professoren der VWL auch der Fall
ist, ich bin aber dieser Auffassung): Was man mit Apfel und Birne
machen kann, kann man auch mit Güterbündeln machen.
„Ein Konsument ist indifferent bezüglich
zweier Güterkombinationen, wenn die beiden Kombinationen den
gleichen Nutzen stiften. Die Höhenlinien werden daher als
Indifferenzkurven bezeichnet.“
Theoretisch führt uns das natürlich keinen Schritt
weiter. Man soll sich jetzt vorstellen: in bestimmter Quantität sind
Apfel und Birne doch vergleichbar. Und wenn das so ist, dann sind
nicht nur Apfel und Birne gleich, sondern – in einer bestimmter
Quantität – alle Güter bzw. Güterbündel gleich, nämlich dann, wenn
ich das Güterbündel so austariere, daß der Grenznutzen jedes der
Güter gleich ist, so daß ich keine Nutzensteigerung mehr erzielen
kann, wenn ich von dem Gut 1 eine zusätzliche Einheit nehme und
dieselbe Größe der Nutzen-steigerung genausogut dadurch erhalte,
indem ich eine weitere Einheit von Gut 3, 7, 18, oder 100… nehme.
Ich bring die Quantitäten so in einen Ausgleich, daß – und jetzt
kommt überhaupt erst das Thema, mit dem die VWL ihr Problem hat und
es dann löst – daß ich einen ganzen Kosmos von Güterbündeln
zusammenstelle, die mir alle gleich recht sind. Also, zum Beispiel
stiftet mir Güterbündel A, das aus 1 Fernseher, 500 Äpfeln und 1
Flasche Bier besteht denselben Nutzen wie Güterbundel B, das aus 13
Fernsehern, 2 Äpfeln und 0 Flaschen Bier besteht…. Die Fehler, die
vorhin besprochen wurden, stecken natürlich in den Güterbündeln
genauso wie in den einzelnen Fällen.
Rückerinnerung: ursprünglich will der Haushalt ein
bisschen einkaufen gehen und hat sich Güter auf einer Liste notiert,
x Kilo Kartoffeln, ein bißchen Brot und und und… Nach der
Vorstellung der VWL steht der Haushalt jetzt wirklich blöd in der
Landschaft, denn er findet eine nahezu grenzenlose Gütermenge vor,
einen unbegrenzten Güterraum.[7]
Und in diesem nahezu endlosen Güterraum, gibt es endlos viele
Verteilungen von Güterbündeln in allen möglichen Quantitäten – die –
ja, die mir alle wurscht sind, alle gleich gut. Jetzt steht der
Haushalt endgültig vor einem Problem: welches nehmen?? Die
Theoretiker haben es soweit gebracht, daß eine Geschichte, die jeder
Analphabet zu bewältigen versteht, zu einem unlösbaren theoretischen
Problem gemacht wird. Ich könnte endlos viele Kombinationen von
Gütern kaufen, die mir alle gleich recht sind – was tun?!? Tja,
vielleicht einfach das nächse Zitat lesen:
„Für einen Haushalt stellt sich die Frage, wie
die Wünsche und Bedürfnisse mit dem ihm zur Verfügung stehenden
Mitteln verwirklicht werden können. Bei der Befriedigung ihrer
Bedürfnisse sind die Haushalte in der Regel durch das Einkommen
beschränkt, welches ihnen zur Verfügung steht. Geht man davon
aus, daß ein Haushalt sein gesamtes Budget für den Konsum zweier
Güter verwendet, deren Preise p1 und p2 aus der Sicht des
Haushalts fest vorgegeben sind, so kann er nur eine bestimmte
Menge dieser Güter konsumieren. Welche Güterkombination stellt
unter diesen Voraussetzungen ein Nutzenmaximum dar?“
Also – wir stehen in der Landschaft rum, haben
endlose Möglichkeiten Güterkombinationen zu kaufen, die uns alle
gleichviel Nutzen stiften und uns vollkommen gleichgültig sind, aber
– und jetzt kommt der Hammer – die Beschränkung, die dem Haushalt
unterlegen ist, ist eine Hilfe! Dass man nicht kaufen kann, was man
will und braucht, dass man einen beschränkten Geldbeutel hat, wird
hier in dieser Theorie zu einem Hilfsmittel wie man zu einer
Entscheidung gelangt, bei all diesen indifferenten Güterbündeln.
Einwurf aus dem Publikum: z.T.
unverständlich. Es geht darum, dass die Indifferenzkurven schon
nützlich sind, allerdings in einem anderen Zusammenhang als der
Haus-haltstheorie selber. Die Indifferenzkurven seien nützlich,
um den (abstrakten) Tausch erklären zu können.
Das Problem dabei ist, daß der Gedanke der
Indifferenzkurven all die Fehler mitmacht, die ich bisher zu
erläutern versucht habe. Der Gedanke wird nicht besser dadurch, daß
man diesen Gedanken aus dem Gedankengebäude der Haushaltstheorie,
aus dem Gebirge der Indifferenzkurven, wo dann auch noch die
Budgetgerade ins Spiel kommt etc., herausnimmt. Der Vergleich der
Nützlichkeiten von Dingen ist und bleibt ein irrationaler Gedanke.
Und wenn man den Tausch erklären will, dann muss man erstmal ganz
woanders anfangen: Man müsste z.B. anfangen zu fragen, was
Eigentümer sind. Dem einen gehört dies, dem anderen jenes; als
Hinweis: es ist nicht in allen Gesellschaften getauscht worden, es
gab auch Arbeitsteilung ohne Tausch, das ist keine
Selbstverständlichkeit, daß Tausch nötig ist. Tausch unterstellt
also das Vorhandensein von Eigentum; und jeder gibt seines bloß her,
wenn er eigentumsmäßig nichts verliert. Er will mindestens gleichgut
raus¬kommen, wenn er tauscht. Deswegen gibt es den Tausch, und nicht
deswegen, weil der mehr Nutzen stiftet, als nicht getauscht zu
haben. Auch das ist so eine Vorstellung, die auch in der
Grenz¬nutzenschule dann riesig ausgebreitet wird als eine
Vorstellung, die nach dem Muster verläuft: Der Schuster produziert
Schuhe, das erste Paar trägt er selber, das zweite hat einen
abnehmenden Grenznutzen für ihn und das 3., 4. und das 100ste hat
einen immer geringeren Grenznutzen, und insofern tauscht er die
Paare immer lieber gegen die Wurst, die er selber nicht herstellt.
Das sind so Robinsonaden – so heisst das in der marxistischen
Terminologie – bei denen das Geschehen, was man hier vorliegen hat,
in irgendeine Urzeit zurückverlegt, um sich das, was man hier hat
als irgendwie sinnvoll vorzustellen. Es ist aber nicht so, dass die
Schuhe, die der Schuster herstellt, einen geringen Grenznutzen für
ihn haben und er sie deswegen gern hergibt. Sondern er produziert
sie überhaupt bloß für den Austausch. Insofern ist die ganze
Vorstellung, daß der Austausch fällig wäre, weil der Grenznutzen
immer geringer wird, je mehr ich von einem Gut produziere, schlicht
quatsch. Das zählt zu den Witzen, wenn einer sagt: Wenn Du eine
Wurst brauchst, geh’ zum Metzger, der hat soviel davon, die verkauft
er sogar. Das sind Witze, weil der Gedanke nicht erntsgenommen
werden kann. Also, man kann die Idee der Indifferenzkurven in andere
theoretische Zusammenhang stellen, nur besser wird sie dadurch
nicht. Ich glaube, alle Kritiken, die ich dazu zu sagen versucht
habe, sind dort genauso anzuwenden.
7c. Die Budgetgerade und das Haushaltsoptimum
Zurück zur Analyse des obigen
Zitats: Die Schanke des Konsums, der Umstand dass man Preise
bezahlen muss und ein beschränktes Einkommen hat, wird jetzt als
Hilfe bei der Entscheidungsfindung in der Schwierigkeit, wie soll
man sich in n-dimensionalen Güterräumen von lauter indifferenten
(nämlich nutzenmäßig gleichwertigen) Güterbündeln entscheiden. Jetzt
ist die Idee: Weil Du bloß ein begrenztes Einkommen hast, hast Du
eine Entscheidungshilfe an der Hand. Dazu legen wir an die
Indifferenzkurve(n) (Bild a) die Budgetgerade an (Bild c). Die
Budgetgerade (auch Konsummöglichkeitsgrenze, Budgetrestriktion,
Bilanzgerade) stellt alle Kombinationen von Güterbündeln dar, die
sich das Individuum mit seinem Einkommen gerade noch leisten kann
(Bild b.
a)
(a) Indifferenzkurven; Güterkombination A ist aus Sicht des
Individuums schlechter als Güterkombination B.
b)
(b) Budgetgerade; der Haushalt kann sich zwar Güterkombination D
leisten, nicht jedoch E.
c)
(c) Das „Haushaltsoptimum“, liegt am Schnittpunkt der
Indifferenzkurve mit der Budgetgeraden. Eine ausführlichere
Darstellung findet sich z.B. unter
http://de.wikipedia.org/wiki/Haushaltsoptimum oder in jedem
einführenden Lehrbuch der VWL.
Vereinfacht gesagt soll das „Haushaltsoptimum“
dann gegeben sein, wenn die Preisrelationen dem Verhältnis der
Grenznutzen entsprechen.[8]
Ja, des ist sehr lustig, weil eine Theorie des Preises wird das
niemals sein. Die Erklärung dafür, wie hoch der Preis ist, da gehen
wir jetzt mal nicht drauf ein. Aber am Ende kommt natürlich die alte
Grenznutzenschulgleichung raus: das Verhältnis der Grenznutzen
enstpricht dem Preis… Mit anderen Worten: der Haushalt hat sein Geld
dann rational ausgegeben, wenn er für das, was ihm mehr wert ist,
was ihm wichtiger ist, auch mehr Geld ausgibt. Für dieses extrem
dürftige Resultat braucht die VWL dieses komplizierte mathematische
Gebilde, bei dem ich jetzt schon die größtmögliche vertretbare
Vereinfachung vorgenommen habe, weil man es sonst sowieso nicht in
einer kurzen Abendveranstaltung abwickeln kann.
Vielleicht an dieser Stelle noch einmal eine
Erinnerung daran, daß Preis und Nutzen ungleich sind, daran, daß
Preis ein Anti-Nutzen ist, denn der Preis ist ja das Hindernis für
den Nutzen, denn ich muss ihn bezahlen. Man kann auch noch anders
belegen, daß Preis und Nutzen einer Ware keine Relation zueiander
aufweisen. Wenn z.B. die Preise der „weissen Waren“ (Waschmaschinen,
Kühlschränke etc.) infolge einer steigenden Produktivkraft der
Arbeit sinken, dann ändert das doch überhaupt gar nichts an dem
unbestreitbaren Nutzen eines Kühlschranks! Und diese Erkenntnis hält
die VWL (theoretisch) letztenendes dann doch nicht aus, weil die
Vorstellung, daß Preise nützliche Einrichtungen für die Bedürfnisse
sind, in irgendeiner Fassung immer die Vorstellung braucht, dass der
Preis Ausdruck der Wertschätzung und Mittel der Wertschätzung ist.
So, jetzt bin ich fertig mit der Haushaltstheorie.
8. Die Theorie des Marktes
Jetzt mache ich einen großen Sprung, da kommt in
der VWL noch eine ganze Menge mehr, aber ich will heute nur noch die
Theorie des Marktes erläutern.
Also, der grosse Ex-Post-Wirtschaftkoordinator
aller Aktivitäten….:
„Im Zentrum der VWL stehen die Antworten auf
die Frage, was, wann, wie, wofür, für wen und wo produziert
werden soll. Diese Grundprobleme treten in jeder
Wirtschafts-ordnung auf, in Planwirtschaften ebenso wie in
Marktwirt-schaften. Bei marktwirtschaftlicher Lösung regeln sich
Produktionsziel, Produktionsmethode, Verteilung und Standorte
mithilfe des Angebots- und Nachfragemecha-nismus über die
Preisbewegungen, d.h. letztlich über die freien Entscheidungen
der Konsumenten. In Planwirt-schaften sind diese Entscheidungen
grundsätzlich durch Planbehörden zu treffen.“
Also, da wird ein Systemvergleich gemacht, der
gehört auch zum Fach. Und es wird so getan als ob die
Marktwirtschaft denselben Zweck verfolgen würde wie die
Planwirtschaf, nämlich ‚Versorgung’. Das stimmt natürlich nicht,
denn die Marktwirtschaft hat zunächst mal nicht den Zweck der
Versorgung. Dies wird auch noch zugegeben, nämlich in der Fassung:
‚Koordiniert wird bei uns nicht von vornherein, sondern es wird
ex-post-koordiniert durch den Markt.’ Der Markt ist der große
Ex-post-Koordinator von Angebot und Nachfrage. Und am Schluß kommt
dann raus, daß die Entscheidung darüber, was, wann, für wen, wo
produziert werden soll, durch die freie Entscheidung der Konsumenten
bestimmt wird…
Immerhin: In der Haushaltstheorie haben wir
gelernt, daß sich die Konsumenten am Preis und am Warenangebot
orientieren, aber ganz bestimmt bestimmen sie beides nicht. Ihre
ganze Aktivität ist doch darauf beschränkt, sich daran auszurichten,
was man unter den gegebenen Bedingungen hinkriegt. Jetzt lernen wir,
daß der Markt Angebot und Nachfrage koordiniert und die Konsumenten
schlußendlich dadurch in die Rolle des Bestimmers geraten, der
darüber bestimmt, was, für wen, wo und in welcher Qualität
produziert werden soll. Nun, wie soll der Markt so etwas leisten?
Nächstes Zitat:
„Die freie Preisbildung auf dem Markt sorgt
für einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage. In diesem
Zusammenhang steht auch die allgemeine Aussage, Angebot und
Nachfrage regeln den Preis.“
Auch das ist eine falsche Behauptung. Der Markt,
bzw. die freie Preisbildung auf dem Markt gleicht Angebot und
Nachfrage überhaupt nicht aus. Um das zu verdeutlichen, möchte ich
das nächste Zitat gleich dazunehmen und erst dann darüber reden. Da
wird nämlich erläutert, wie man sich das vorzustellen hat:
„Der Preis wird durch Angebot und Nachfrage
bestimmt. Als Bespiel kann ein Kamelmarkt oder die Börse dienen,
auf denen um die Preise gefeilscht wird. Die Anbieter nennen in
ihrer ersten Offerte zunächst einen hohen Preis, die Nachfrager
sind nicht bereit soviel zu zahlen und machen ihrerseits eine
erste Nennung mit einem sehr niedrigen Preis. Da die Anbieter
nicht bereit sind zu einem so niedrigen Preis zu verkaufen,
kommt es zur nächsten Verhandlungsrunde. Dieser Prozeß geht so
lange weiter, bis die angebotene Menge Preis gleich der
nachgefragten Menge Preis ist. Der Gleichgewichts- oder
Marktpreis ist der Güterpreis, bei der Angebots- und
Nachfragemenge übereinstimmen.“
Da wird ein sehr merkwürdiges Bild von einem Markt
gezeichnet. Der soll so funktionieren, daß die Anbieter am liebsten
riesige Preise kassieren, die Nachfrager am liebsten nichts bezahlen
und sich dann beide schön langsam aufeinander zu bewegen, bis am
Ende die angebotene und nachgefragte Menge gleich ist und der Preis
sich danach richtet. Ist Euch schonmal aufgefallen, daß das nicht
der Markt ist, den wir kennen? Das ist vielmehr das Bild einer
Versteigerung. Und wenn eine Versteigerung stattfindet, dann ist die
Seite, die versteigert schon gar kein freier Marktteilnehmer mehr.
Der skizzierte Mechanismus mag tatsächlich eintreten, wenn man z.B.
einen Pleitier betrachtet dessen Hab und Gut versteigert wird, um
aus diesen Erlösen seine Schulden zu tilgen. Bei soclhen Szenarien
redet der (Ex-)Besitzer nicht mit beim Verkauf. Bei Versteigerungen
steht eines fest: Das Gut wird auf jeden Fall verkauft, und wenn der
Verkäufer weniger erlöst als sich eingebildet hat erlösen zu können,
dann ist es sein Pech.
In einen wirklichren Szenario mit freien
Wirtschaftssubjekten, mit freien Marktteilnehmern findet was ganz
anderes statt: Wenn ein Anbieter den Preis nicht kriegen kann, den
er haben will, oder den er braucht, oder für nötig und richtig
findet, dann zieht er sein Angebot zurück, dann findet der Handel
halt nicht statt. Es ist nicht so, daß die Mercedesse bis auf
Brötchenpreise herunterfallen, weil Angebot und Nachfrage es so
wollen. Da werden die Dinger einfach nicht verkauft, dann bleiben
sie auf Halde und spätestens dann schränkt Mercedes die Produktion
ein. Der Preis hat ganz andere Bestimmungsgründe als Angebot und
Nachfrage. Oder andersherum ausgedrückt: Da wird so getan, als
hätten die Anbieter und die Nachfrager gleichermaßen den Zweck
‚Markträumung’. Aber den Zweck gibt es nicht, den hat niemand, außer
eben bei der Versteigerung. Im wirklichen Markt gibt es den Zweck
‚Markträumung’ nicht. Die Verkäufer benutzen das Bedürfnis, das sie
vorfinden, um den Bedürftigen, der der Käufer ist, soviel Geld
abzunehmen, damit es für sie ein Geschäft war, bei dem Gewinn
abfällt. Und wenn der Gewinn nicht rauskommt, stellen sie das
Anbieten ein! Wenn der Satz am Schluß des Zitats jedoch nur heißen
soll, daß der Gleichgewichtspreis der Güterpreis ist, bei dem
Angebot- und Nachfragemenge übereinstimmen, wenn es also nur
bedeuten soll, daß die verkaufsfähige Angebotsmenge und die
kaufwillige Nachfrage-menge übereinstimmt, dann ist der Satz eine
reine Tautologie und wiederum ohne jeden theoretischen Gehalt. Dann
heisst es: Es hat genausoviel Käufer wie Verkäufer gegeben bzw. es
ist genausoviel verkauft wie gekauft worden. Und das ist immer so,
wenn irgendwas über den Tisch geht, weil jeder Kaufakt auf der einen
Seite ein Verkaufsakt auf der anderen Seite ist. Will ich aber
sagen: Alles, was einer verkaufen wollte ist er auch losgeworden,
und alles Bedürfnis, das sich am Markt bedienen wollte ist zum Zug
gekommen, dann habe ich eine sehr weitgehende Behauptung; aber die
behauptet auch niemand von den Markttheoretikern ernsthaft. Diese
Rürup-Schrift geht gleich los mit:
„Bedürfnisse hat man viele. In der
Wirtschaftstheorie zählen nur Bedürfnisse, die mit Geld
ausgestattet sind; diese heissen Bedarfe.“
Ja, wenn ich überhaupt bloß kauffähige Bedürfnisse
in Anschlag bringe und zwar das kauffähige Bedürfnis, das zu dem
Preis, der am Markt angeboten wird, auch kauft, und ich auf der
Angebotsseite bloß das in Betracht ziehe, was an Ware, zu dem Preis,
zu dem auch auf dem Markt tatsächlich verkauft werden kann – also
alles, was auf Halden liegt rausrechne und alle Bedürfnisse, die
nicht zum Zuge kommen rausrechne – ja, dann habe ich ein prima
Marktgleichgewicht! Und zwar bei jeder Krise, bei jedem Stadium von
Not, bei jeder Armut – dann ist der einzige Schwindel, so zu tun als
ob sich das Marktgleichgewicht erst einstellen müsste, denn das
Gleichgewicht ist dann ja schon von vornherein immer vorhanden.
Mit dem Gedanken der Markttheorie wird das
Verhältnis der entscheidenen Größen, so wie es im ersten Abschnitt
bei der Haushaltstheorie eingeführt wurde, ganz einfach umgedreht.
Bei der Haushaltstheorie galt: Die Menschen orientieren sich mit
ihren Bedrfnissen an den Preisen, also ist der Preis fix und die
Nachfragemenge variabel. Bei der Marktheorie dreht man den Spieß
einfach um und sagt: Die Nachfrage und das Angebot sind die
vorge¬gebenen Größen und der Preis ist variabel. In der
Produktionstheorie, nicht faul die VWLer, macht man sogar noch die
dritte Variante und sagt: Preis und Nachfragemenge sind vorgegeben,
dafür ist das Angebot variabel. Am Schluß ist alles vom anderen
abhängig und aufs Ganze gesehen betrachtet die VWL die Preise
zugleich als die vorausgesetzten und resultierenden Größen, ebenso
ist die Nachfragemenge eine vorausgesetzte Größe wie sie
gleichzeitig Resultat aller Bewegungen ist.
Theoretisch gesehen ist das wiederum ein
Riesenzirkel, der bloß zeigt, daß die wirklcihen Bestimmungsgründe
der Preise von der VWL gar nicht erkannt sind. Die VWL beschränkt
sich darauf zu sagen, daß Angebot und Nachfrage die Preise bestimmen
und umgekehrt die Preise das Angebot und die Nachfrage bestimmen, je
nachdem, von welcher Seite aus man das zu betrachten denkt.
Einwurf vom Publikum: z.T.
unverständlich; es wird auf die mathematische Exakt¬heit in der
VWL hingewiesen, auf die Tatsache, dass die Gesetze in
Gleichungen ausgedrückt werden, und dann wohl doch da die
Bestimmungsgründe drinstehen müssten.
Dieses Argument wird häufig in der VWL verwendet.
Doch was hat man geleistet, wenn man die Größen in eine Gleichung
giesst? Am Schluß habe ich dennoch eine Zirkeldefinition, in der
Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen und der Preis sich durch
Angebot und Nachfrage bestimmt. Daran ändern Gleichungen gar nichts:
Ich habe 3 Unbekannte, drücke diese 3 Unbekannten jeweils als
Wirkung der anderen aus, und am Schluß habe ich immer noch lauter
Unbekannte. Eine objektive Bestimmung der Größen kommt dabei nie
heraus. Ich habe aber in meiner Erläuterung eben noch viel mehr
gesagt; ich habe ja gesagt, es stimmt ja gar nicht, daß der Anbieter
den Preis wirklich nach der Nachfrage ausrichtet; der Anbieter
richtet ihn vielmehr danach aus, ob er für ihn einen Gewinn abwirft,
also ist der Preis nicht wirklich die Variable der Nachfrage. Die
Anbieter sind doch gar nicht bereit mit dem Preis soweit
runterzugehen, wie die Nachfrage es verlangen würde. In jeder Krise
gibt es unbefriedigte Bedürfnisse auf der einen Seite und Waren auf
Halde auf der anderen Seite. Und keiner von beiden sagt, achgott,
dann zahle ich mehr, damit der sein Zeug hergibt und der andere
sagt, achgott, da gebe ich es billiger her damit Markträumung
eintritt. Das, was übrigbleibt ist einfach, daß man sich das Ganze
aber als wunderbaren Regelkreis vorstellen könnte. Mehr leistet die
ganze Theorie gar nicht.
9. Prognose & Politikberatung – die VWL in
praktischer Absicht
Im letzten Abschnitt möchte ich noch was zu dem
Punkt „Prognose & Politikberatung – die VWL in praktischer Absicht“
ausführen. Um dahinzukommen möchte ich nochmal den Gedanken von eben
aufgreifen. Bisher haben wir uns um die Kategorien Angebot,
Nachfrage und Preis beschäftigt. Die VWL erklärt nicht, was ein
Preis ist, stattdessen wird er ausgedrückt als Funktion von
Variablen, als ein f(x). Der Preis ist die abhängige Variable von
Angebot und Nachfrage. Bei der nächsten Gelegenheit sagt die VWL,
das Angebot ist eine abhängige Variable von Preis und Nachfrage usw.
Diese Abhängigkeitsbeschreibungen gehen weiter: Das Wachstum ist
eine Funktion der Zinsen, eine Funktion der Löhne, und die Löhne
sind wiederum eine Funktion des Wachstums. Volkswirtschaftstheorie
besteht im wesentlichen darin, alle bekannten ökonomischen Größen in
erstmal definitorische Funktionsgleichungen mit anderen ökonomischen
Größen zu giessen, wobei übrigens lustigerweise die quantitative
Bestimmtheit gänzlich unbestimmt bleibt, die ist immer das Ungewisse
dabei – deshalb treibt die VWL auch Mißbrauch der Mathematik. In der
Physik ist das anders, da steht eine bestimmte quantitative Größe in
den Gleichungen, mit der man etwas definiert. Der VWL reicht es,
darzustellen, daß irgendwas überhaupt eine Funktion einer Größe ist.
Der Preis ist eine Funktion der Nachfrage, sagt sie, wie er eine
Funktion ist, welche Funtion tatsächlich die Abhängigkeit
beschreibt, in quantitativer Bestimmtheit, also z.B. in der Form
‚Nachfrage zum Quadrat’, das sagt sie (wohlweislich) nich. Deshalb
sind die Gleichungen in der VWL auch nur eine Imagination einer
mathe-matischen Funktion und konkrete Rechnungen, die bestimmte
Größen als Ergebnis liefern, werden überhaupt nicht durchgeführt.
Was wir dann kriegen ist ein Bild der Wirtschaft, in dem die VWL
nichts mehr groß erklären will, sondern sie will darstellen, dass es
sich beim Wirtschaften um einen komplexen Funktionszusammenhang
handelt, indem alles bewirkt ist und alles zugleich Wirkendes ist.
Alle Größen, die es gibt, sind Wirkungen anderer Größen und alle
Größen, die es gibt, wirken zugleich auf (alle) andere Größen. Das
ist die Vorstellung, die die VWL von ihrem Fach erzeugt. Und das
merkt man dann auch sehr schön, wenn de VWL mal aus ihrem
Theoriegebäude heraustritt und die aktuelle wirtschaftliche Lage
analysiert. Di gegenwärtige Lage wird dann als Ergebnis einer
komplexen Wirkung aller möglichen Einflüsse erklärt; und umgekehrt
wird de zukünftige Lage als beeinflussbar dargestellt, indem
geschickt auf eine oder mehrere Steuergrößen eingewirkt wird. Da
merkt man, dass die Theoriekonstruktion auch schon aus dem Bild der
praktischen Politikberatung geboren ist. Es ist nicht so, daß die
VWL eine Theorie aufgestellt hat und dann benutzt, sondern sie hat
die die Theorie gleich daraufhin konstruiert, daß sie sich in die
Lage versetzt sieht, den Politikern zu sagen, wie eine Verbesserung
des nationalen Wachstums resultiert: hier ein bisschen den Zins
rauf, da die Löhne ein bisschen runter, die Stastsschuld ein
bisschen nach links und die Exporte ein bisschen nach rechts…. Kurz
gesagt: Der Wille zur Steuerung gebiert das Bild, das sich die VWL
von der Wirtschaft macht.
Jetzt will ich bloß noch zeigen, wie billig
aktuelle Wirtschaftsanalysen dann ausfallen. Wenn dieses
Gedankengebäude ‚alles ist eine Wirkung eines anderes und wirkt auf
alles andere’ auf eine aktuelle Konjunkturlage zur Anwendung kommt,
und zwar im Nachhinein, denn von den Prognosen weiß man, daß sie nie
stimmen, was weder die Prognostiker noch diejenigen groß in Zweifel
stürzt, die die Prognose in Auftrag gegeben haben. Bei den
nachträglichen theoretische Erklärungen besteht der Fortschritt der
Theoriebildung darin, zu sagen, daß die alte Prognose von gestern
verkehrt war und warum das in Ordnung geht, jdaß die alte verkehrt
war. Ein Beispiel dazu:
„Selten mussten Konkunkturprognosen im Laufe
eines Jahres so starkt korrigiert werden wie im Jahre 2001. Ende
letzten Jahres erwarteten die meisten Prognostiker für
Deutschland wie auch für die anderen europäischen Länder für das
Jahr 2001 lediglich eine leichte Abflachung des Wachstumstempos.
Stattdessen kam es zu einem augeprägten Abschwung, der durch die
Terroranschläge vom 11. September noch verstärkt wurde. Ein
wesentlicher Grund dafür war die deutliche Abschwächung der
Weltkonjunktur, die in diesem Ausmaß nicht erwartet wurde. Sie
schlug sich nicht nur im Export nieder, über eine
Verschlechterung der Geschäftserwartungen nahm sie auch Einfluß
auf die inländischen Produktions- und
Investitionsentscheidungen. Im Laufe des Jahres lamen zudem die
dämpfenden Einflüsse der letztjährigen Straffung der Geldpolitik
merh und mehr zum Tragen. Im Frühjahr schmälerte überdies eine
unvorhergesehene Beschleunigung des Preisanstiegs – ausgelöst
durch wieder anziehende Energiepreise und Tierseuchen – die
Kaufkraft der privaten Haushalte.“
Also, so liest sich das dann zum Beispiel. Die
Analyse ist nicht ganz aktuell, aber gut. Der Analytiker befasst
sich also damit, dass die alte Prognose nichts war und erklärt warum
man sich getäuscht hat, und argumentiert immer von einer
enttäuschten Erwartung her, die sie gehabt haben. Jetzt gibt er
Gründe an: Man hatte lediglich eine leichte Abschwächung des
Wachstums¬tempos erwartet, stattdessen kam es zu einem ausgeprägten
Abschwung. Wesentlciher Grund dafür war die deutliche Abschwächung
der Weltkonjunktur. Fällt den Zuhörern was auf? Hier wird mit der
Dialektik von Teil und Ganzem operiert. Also der Grund des
Konkunkturabschwungs war der Weltkonjunkturabschwung. Warum es zu
diesem Konjunkturabschnwung kommt, ist auf diese Weise nicht zu
erklären, wenn man lediglich sagt, daß die Konjunktur niedergegangen
ist, weil die Konjunktur überhaupt niedergegangen ist. Das steht
erstmal da. Jetzt wird gesagt, ‚auch bei uns, weil überall’. Ja,
wäre auch komisch, wenn es anders gewesen wäre. Ein Grund dafür
fehlt bisher. ‚Die Abschwächung schlug sich nicht nur im Export
nieder’. Es gibt auch Fälle, wo man sagen muß, da wird die Fiktion
einer Wirkung erzeugt, wo man aber tatsächlich von derselben Sache
redet. Es ist in der Welt weniger Geschäft gegangen, war der
Ausgangspunkt, naja, das heisst dann jawohl auch, daß die Deutschen
weniger verkauft haben. Jetzt gleich zu sagen, das ist eine Wirkung,
man nimmt die Sache – Weltkonjunktur geht zurück, es gehen weniger
Geschäfte – als Ursache, und die Tatsache, daß weniger Geschäfte in
Deutschland gehen wird als Wirkung dargestellt. Zweimal dasselbe,
einmal als Ursache, einmal als Wirkung. Da ist überhaupt kein
Fortschritt drin. Gut. Die haben weniger verdient, und weil sie
weniger verdient haben, haben sie auch weniger investiert. An der
Stelle wird eine notwendige Konsequenz suggeriert. Aber diese
Konsequenz ist überhaupt nicht selbstverständlich. Manchmal geht es
genau umgekehrt, da heißt es dann, gegen die schlechte
Konkurrenz¬situation haben die mutigen Unternehmer noch während des
Konjunkturabschwungs investiert und damit ihre Konkurrenzsituation
für die nächste Runde heftig verbessert. Es ist überhaupt nicht
ausgemacht, daß das so eintreten muß bei so einer Lage. Jetzt in
diesem Fall ist konkret ein Konjunkturabschwung herausgekommen…
Insofern wird auch immer deutlich, daß es sich bei solchen Analysen
um Interpretationen im Nachhinein handelt. Ja, hinterher ist man
immer gescheiter. Aber es wäre zu klären, ob die angeführten
Ursachen überhaupt Notwendigkeit beinhalten, die sozusagen schon
durch die Fakten beantwortet sind. Und weil das der Fall ist, kann
man ganz einfach irgendwas sagen und den Eindruck von Notwendigkeit
erzeugen, obwohl diese in der Sache überhaupt gar nicht drinstecken
muß.
So ähnlich geht’s dann weiter. Ich lass mal das
mit der Geldpolitik weg, ich nehme noch den anderen Satz: Im
Frühjahr schmälerte überdies eine unvorhergesehene Beschleunigung
des Preisansteigs – ausgelöst durch wieder anziehende Energiepresie
und Tierseuchen – die Kaufkraft der privaten Haushalte.
Das ist wieder so ein Fall,wo man sich entscheiden
muß, ob man eigentlich sagen will, das ist sowieso vorne und hinten
dasselbe. Wenn alles teurer wird, ist die Kaufkraft gesunken. Hier
wird der Eindruck erweckt, als sei das eine die Ursache, das andere
die Wirkung – aber es ist doch dasselbe, insofern ist da eigentlich
kein Argument drin.
Das nächste ist: Ja, die privaten Haushalte müssen
mehr bezahlen. Ob das jetzt gleich eine Ursache dafür ist, daß sie
auch weniger kaufen, ist überhaupt nicht ausgemacht. Hätten sie mehr
gekauft, würde er gesagt haben, die privaten Haushalte haben
entspart, um ihren Konsum trotz steigender Preise
aufrechtzuerhalten. Das wäre genauso logisch oder genauso unlogisch.
Man erzeugt den Anschein von Notwendigkeit und wie gesagt es ist im
Nachhinein immer billig, weil das Faktum ist ja schon der Beweis,
daß es Ursachen gegeben haben muß, also muß man bloß irgendwelche
nennen, und schon fassen die Leute das auf als die Ursache für das
Faktum auf. In der Ursache selber steckt aber gar keine
Notwendigkeit, daß dieses Ergebnis rauskommt.
Jetzt will ich aber noch auf was ganz anderes
eingehen an dieser Stelle. Jetzt hatte ich immer diese Tautologien
von Ursache und Wirkung zu fassen. Die VWL mit ihrer Kunst alles als
Bewirktes und Wirkendes aufzufassen, alles als Ursache und
Verursachtes ist immer frei alle Wirklicheiten in zwei Richtungen
auflösen zu können. Was einem hier auffällt ist, die wollen den
Konkunkurabschwung für notwendig bzw. vernünftig erklären, in dem
Sinne ‚hat wohl so kommen müssen’. Und weil sie das sagen wollen,
sagen sie, der Preisanstieg hat die Kaufkraft geschmälert. Mit
demselben Recht hätten sie den Preisanstieg als Erklärung für einen
Aufschwung nehmen können, wer er denn eingeterten wäre und sie
diesen im Nachhinein erklären wollten. Denn irgendwer muß die
gestiegenen Preise ja kassiert haben, sagen wir, wenigstens die
Ölwirtschaft, die hier erwähnt wird, oder auch die anderen
Energieerzeuger. Sie hätten sie sagen können: die Energieerzeuger
konnten ihre Gewinnsituation verbessern, weil sie höhere Preise
durchsetzen konnten. Das Faktum ist genau dasselbe. Und das ist
günstig für Wachstum und die Investitionsfähigkeit der
Energiewirtschaft. Also, einen Preisanstieg einfach als negativ, als
schädlich für die Wirtschaft auszudrücken, das fällt ihnen ein, weil
die Konjunktur halt einen Schaden erlitten hat. Wenn sie gewollt
hätten und die Konjuntur keinen Schaden erlitten hätte, hätten sie
das gesagt, was ich gerade beispelhaft angeführt habe. Dann wäre es
ein Grund für Wachstum. Jedes dieser ins Auge gefassten Fakten läßt
sich immer auch andersherum lesen.
Die VWL ist bei der Analyse der Wirklichkeit immer
so frei zu entscheiden, wo sie ihre Wirkungskette anfangen läßt und
wo sie einfach Schluß damit machen will. Hier im Zitat z.B. die
Entscheidung mit der Geldpolitik. Das betrachtet dieser Theoretiker
an dieser Stelle als einen exogenen Faktor, genauso wie die
Anschläge vom 11.09. Generell ist es ja bei diesen Theoretikern so,
daß sich ihr System prinzipiell auf ein Gleichgewicht zubewegt;
diese Bewegung kann aber durch exogene Faktoren gestört werden, in
diesem Fall die Aktion der Bundesbank, die Zinsen zu erhöhen. Wenn
er gewollt hätte, dann hätte er natürlich auch sagen können, ich
betrachte die Aktion als eine bewirkte. Durch den Preisanstieg, der
vorher passiert ist, durch die Inflationssorgen, hat die Bundesbank
reagieren müssen. Dann ist die Zinserhöhung nicht Ursache sondern
Bewirktes und Resltat von einem Zustand vorher. Also man ist da sehr
frei, den Eindruck von Kausalität und von Beherrschung des
Gegenstands zu erzeugen, der tatsächlich nicht beherrscht ist.
10. Schlußworte
Jetzt will ich nochmal zurück zum Ausgangspunkt.
Der Gedanke, daß der Markt eine große Retorte ist, der Angebot und
Nachfrage koodindiert, hat ein riesiges antikritisches Potential.
Und zwar weil der Gedanke allen Interessen, die hierzulande zum Zuge
kommen, recht gibt, und allen, die nicht zum Zuge kommen, unrecht;
diese haben dann ‚unrealistische Vorstellungen’ gehabt. Der Markt
entscheidet darüber, ob Erwartungen realistisch sind oder nicht. Bei
denen, die zum Zuge kommen, die bessergestelllten Schichten, da war
dann wohl offensichtlich ihre Leistung soviel wert, wie sie
herausbekommen haben, Diejenigen hingegen, die schlecht dastehen,
kriegen mit der Logik des Marktes alle Unzufriedenheit
zurückgewiesen – ‚du hast eine unrealistische, nicht vom Markt
gedeckte Erwartung an dein Einkommen gehabt’.
Von der Gleichung von Preis und Nutzen der alten
Grenznutzen-theretiker weicht die VWL zumindest im Alltagsgebrauch
(in den theoretischen Gefilden ist sie etwas vorsichtiger) keinen
Millimeter ab, und die Botschaft lautet: einer verdient was er
verdient. Was einer aus dem Markt herauszieht ist der gerechte
Gegenwert dessen, was er hineinwirft, denn sonst würde es ihm der
Markt doch nicht gewähren. Und umgkehrt, die Millionen Arbeitslosen
sind alle ein Beweis dafür, daß sie zu hohe Erwartungen ans
Einkommen haben, sonst wären sie jawohl nicht arbeitslos. Der Markt
sagt ihnen doch, daß sie zu diesem Preis nicht verkäuflich sind. Der
Markt gilt als große Retorte der Gerechigkeit und als der große
Abgleich von Nutzen und Kosten – das ist ein sehr schlechter Scherz.
Jetzt wird in Deutschland ein Niedriglohnsektor
eingeführt. Der Unternehmer zahlt natürlich immer gerne so wenig wie
möglich und nehmen es gerne in Anspruch, daß die Leute inzwischen
für ein Schandgeld, für ein Geld, von dem man nicht leben kann, den
Tag verbringen müssen. Und was sagt die VWL dazu? Da sieht man wie
wenig Leistung diese Leute erbringen. Da wird einfach der niedrige
Lohn als Index des Gegenwerts, den die Leute abliefern, genommen,
und dann sieht man am niedrigen Lohn, wie niedirg die Leistung ist,
die da ‚belohnt’ wird.
Der Gedanke, daß der Preis ein Index für Leistung
ist, hat in einer Klasengesellschaft eine bösartige und großartige
Leistungskraft. Er gibt denen, die gewinnen absolut recht, bis hinzu
zu Popstars, die eine Million für einen Auftritt am Abend kassieren;
das entspicht dann jawohl offenbar der Nachfragesituation, somit
vedient er das auch. Und wenn die Leute für 5 Euro arbeiten müssen,
dann entspricht das offenbar ebenso deren Leistung. Für diesen
antikritischen, apologetischen und ideologischen Grundgedanken ist
die VWL all-die-weil gut.
--------------
Fußnoten:
[1]
Wer VWL studiert, muß ewig mit Kurven operieren und da wird
nicht gerade wenig gerechnet (um wenigstens den Schein des Objetiven
zu wahren).
[2]
Peter Bofinger, Wirtschaftsweiser von der Universität Würzburg,
Keynsianer, wurde in den Rat der Weisen gewählt mit Beginn der
Rot-Grünen Regierungskoalition; er vertritt in diesem Rat ein
Minderheitenvotum. Die Anhänger Bofingers stellen in dem Fach
lediglich eine kleine Minderheit dar.
[3]
Immerhin ist der Preis das Negative eines Bedürfnisses, der Preis
ist das, was einen daran hindert, so einfach auf das Gut eines
Bedürfnisses zuzugreifen, der Preis ist das, was man hergeben muß,
wenn man etwas haben will
[4]
Das ist übrigens ein Fortschritt, den die VWL in ihrer eigenen
Geschichte erst bewerkstelligen mußte.
[5]
Ist ein Auto mit 6 Airbags, Klimaanlage, elektrisch verstellbaren
Sitzen etc. aus den geringst¬möglichen Mitteln für den Zweck der
Fortbewegung produziert worden? Wird ein Airbag mit einer immer
geringeren Menge eines expandierbaren Stoffes befüllt, so dass er
irgendwann gar kein Airbag mehr ist?
[6]
20 Jahre zuvor hatte Hermann Heinrich Gossen (7. September 1810 in
Düren; † 13. Februar 1858 in Köln, preußischer Nationalökonom) schon
ähnliche Ideen, die jedoch zu dieser Zeit niemanden interessierte.
[7]
Die VWLer sprechen in diesem Zusammenhang auch gerne von der
Dimensionalität eines Güterraumes: Dieser ist 2-dimensional, wenn
ich nur 2 Güter nehme; nachdem aber die moderne Warenwelt
zehntausende Güter hat, ist er dann enstprechend
zehntausend-dimensional, im unbestimmten Fall kurz n-dimensional.
[8]
Bzw. gilt beim „Optimum“, daß die Grenzrate der Substitution gleich
dem negativen Preisverhältnis ist. |