Und
warum bitte schön nicht? Der in der Überschrift zitierte
Ausspruch, häufig mit einem Gestus der Entrüstung vorgebracht,
wird immer wieder dazu mißbraucht – freilich ohne das Wissen um
diesen Sachverhalt – einen Vergleich zurückzu-weisen, der keiner
war. Man begegnet ihm nämlich stets, wenn im Verlauf einer Debatte
eine Seite sich z.B. wie folgt äußerst: "das ist doch dasselbe
wie..." Die andere Seite weist also eine Gleichsetzung und
nicht etwa einen Vergleich zurück. Die so falsch zurückgewiesene
Partei kennt jedoch genauso wenig den Unterschied zwischen
Gleichsetzung und Vergleich, was dazu führt, daß beide weiter
munter aneinander vorbeireden. Deshalb:
Der Vergleich
Will
man zwei Dinge miteinander vergleichen, setzt das zunächst die
Kenntnis beider Objekte getrennt voneinander voraus. Erst
wenn beide Objekte erschlossen, ihre Eigenschaften bestimmt sind,
kann man diese miteinander vergleichen. Es ist nicht
sonderlich schwer einzusehen, daß man ein Ding, das man nicht
kennt, auch nicht vergleichen kann. Als Ergebnis eines Vergleichs
kommen zwei Möglichkeiten in Betracht: entweder die erkannte
Eigenschaft des einen Gegenstandes findet sich auch in dem anderen,
oder sie läßt sich nicht wieder entdecken und bestimmt dann worin
sie sich unterscheiden. Aha – dann findet man also durch die
Technik der Vergleichs Identitäten und Differenzen heraus?
Eben – nur diesem Sinn und Zweck dient überhaupt ein Vergleich.
Gerade durch einen Vergleich bekommt man heraus, daß sich Äpfel
und Birnen erstens voneinander unterscheiden (ein Bissen reicht da
eigentlich aus, auch wenn das nicht besonders wissenschaftlich wäre)
– sie schmecken unterschiedlich, weisen verschiedene Formen (gar
charakteristische) auf – und zweitens Gemeinsames aufweisen –
sie wachsen beide an Bäumen und einige andere biologischen Identitäten
führen dazu, daß beide als Vertreter der Gattung Obst gelten. Das
Wissen um die Differenz zweier Dinge schließt ihre Gleichsetzung
aus – aber man sieht: Äpfel und Birnen lassen sich sehr wohl
miteinander vergleichen.
Zurück
zur fiktiven Debatte: Die Gleichsetzung zweier Inhalte ("das
ist doch dasselbe wie...") ist das Ergebnis eines
Vergleichs. Wenn einer der Streithähne diese Gleichung bestreitet,
sollte man den Vergleich vielleicht noch einmal gemeinsam durchführen;
d.h. man analysiert zunächst beide Seiten der Gleichung für sich.
Oft stellt sich dann heraus, daß die beteiligten Parteien schon
hier unterschiedliche Auffassungen über die Gegenstände haben, so
daß nicht erst die in Frage gestellte Gleichsetzung die Gemüter
erhitzt. Es ist also sinnvoll, sich ersteinmal über die einzelnen
Grundlagen des Vergleichs, der Gleichsetzung zu einigen...
Viel Spaß dabei!
|