Kein Kommentar: Linke und andere Antworten auf die FPÖ (II)
Von webmaster • Okt. 17th, 2024 • Kategorie: GSP-RadioKein Kommentar: Linke und andere Antworten auf die FPÖ (II)
Wie sollten die FPÖ und ihre historische Entwicklung – etwa von Norbert Steger zu Haider, Strache und Kickl – politisch charakterisiert werden?
Strache hat seinerzeit als FPÖ-Chef eine Historikerkommission mit der Aufarbeitung der Parteigeschichte beauftragt, um die damaligen sog. „Einzelfälle“ in den Griff zu kriegen und die Deutungshoheit über die Geschichte und Gegenwart zu erobern. An einer derartigen „Aufarbeitung“ interessiert (das Publikum) in der Regel ohnehin nicht, was drinnen steht, wichtig ist nur der Hinweis der Auftraggeber, dass immerhin eine solche vorliegt.
Zum Zeitpunkt der Publikation war die türkis-blaue Koalition allerdings vorbei, deswegen hat sich damals kaum wer dafür interessiert, und das ist schade. Ich habe eine kleine Rezension dieses „Berichts der Historikerkommission“ zu einer Parteigeschichte ausgebaut, Link ist unten beigefügt, einige Details daraus (…)
Heute weiter mit der nächsten Frage:
„Wie hat sich die Linke in der Vergangenheit gegenüber rechten bzw. faschistischen politischen Strömungen verhalten und ist daraus etwas für heute zu lernen?“
Da möchte ich in der Tat ein Stück zurückgehen in die Vergangenheit, nämlich in die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Womit wurden denn damals die Angehörigen der späteren Kriegsgeneration von den damaligen kommunistischen Parteien konfrontiert? (…)
Vor allem aber ist die hier angeführte Unterscheidung zwischen dem „bürgerlichen Nationalismus“ und den „nationalen Gefühlen der breiten werktätigen Massen“ – die diese für genau den abgelehnten bürgerlichen Nationalismus so empfänglich machen! – völlig haltlos.
Diese „besten Gefühle“ bestehen schließlich in genau der parteiischen Stellung zur Nation, die auch den bürgerlichen Nationalismus kennzeichnen: Man ist positiv voreingenommen eingestellt gegenüber dem „eigenen“ Staat, eine Voreingenommenheit, die man womöglich sogar mit dem Bild von der „Liebe“ ausschmückt, und deswegen schon mal mental negativ aufgestellt gegenüber allen heimischen und auswärtigen Hindernissen, auf die das geliebte „eigene“ Gemeinwesen trifft.
Nationalismus einerseits pfui – es sei denn, das Proletariat ist davon ergriffen? Kein Verdacht dagegen, dass sich der „proletarische Internationalismus“, von dem da die Rede war – Arbeiter aller Länder, vereinigt euch! – vielleicht weder mit dem bürgerlichen noch mit dem proletarischen Nationalismus verträgt, spätestens wenn die Proletarier als Soldaten antreten sollen? Das der „extreme Imperialismus“, von dem Dimitroff spricht, die durchaus adäquate Antwort einer „erniedrigten Nation“ ist, die sich auf die Revision einer Niederlage folgerichtig durch den nächsten Krieg hinarbeitet – wofür die Faschisten leider auch die Arbeiterklasse gewinnen konnten?!
Schon diesem peinlichen Durcheinander von einerseits – andererseits, sowohl – als auch, zwar – aber, dem kann man entnehmen, dass die damaligen Kommunisten der faschistischen Agitation wenig entgegen zusetzen hatten. Den Nationalismus schon als den Hebel der Faschisten zu identifizieren, und dann opportunistisch um den proletarischen Nationalismus herum eiern?
Zum Nationalismus allgemein:
Nationale Identität im richtigen Leben
https://cba.media/674946
Nationale Identität im Zeitalter der Globalisierung
https://cba.media/672569
https://cba.media/680446
PS:
Um diese und andere Fragen geht es auch in einer Diskussion am 22. Oktober an der Uni Wien, im NIG HS III:
http://www.platypus.wien/index/)