Kein Kommentar: Die Nationale Identität im richtigen Leben
Von webmaster • Sep. 26th, 2024 • Kategorie: GSP-RadioKein Kommentar: Die Nationale Identität im richtigen Leben
Was macht denn einen Österreicher oder eine Österreicherin tatsächlich aus? Was sind die unterstellten positiven, schätzens- und schützenswerten Eigenschaften der österreichischen Art, der österreichischen Menschensorte? Deren Eigenschaften, Verhaltensweisen, oder Werte?
Zur Abgrenzung eine Erinnerung: Die triviale Grundlegung der existierenden Republik Österreich ist da in der Regel nicht angesprochen. Die besteht darin, dass mit der Aufteilung der Welt unter die diversen Staaten nicht nur die Territorien gegeneinander abgegrenzt sind, auch die Menschen sind den jeweiligen Staaten zugeordnet und in verschiedene Sorten aufgeteilt: Österreicher, Deutsche, Italiener etc. Natürlich „muss“ es ein Österreich in diesem Konzert nicht unbedingt geben. Da besteht keinerlei höhere Notwendigkeit, das ist schlicht und einfach eine Gewaltfrage. Genauer: Es ist die Kombination aus Gewalt von oben und Opportunismus – oder „Realismus“ – von unten. (…)
Die Völker sind das Werk der staatlichen Mächte, die sich eine solche Menschensammlung zuordnen. Was „die Österreicher“ zu Österreichern macht, das sind nicht gemeinsame Eigenschaften oder Haltungen, die vorhanden sein mögen oder auch nicht, das Gemeinsame liegt außerhalb von ihnen bzw. über ihnen: Die österreichische Herrschaft.
Ironischerweise wird diese Tatsache gerade dann handfest und sinnfällig, wenn sich ein Kollektiv selbst als ein völkisches definiert, es sich darüber in einem real existierenden Staat nicht gut aufgehoben fühlt, und sein „Recht auf Selbstbestimmung“ verlangt. Es beharrt dann auf einem „eigenen“ Staat, weil es instinktiv weis, dass es „ein Volk“ – von mir aus ein katalanisches etwa oder ein schottisches oder ein palästinensisches – nur sein kann, indem es sich einer „eigenen“ souveränen Macht unterwirft.
Sogar und erst recht dann, wenn es sich mit seiner neuen Freiheit zur Selbstbestimmung stante pede gern anderen Staaten in einer Europäischen Union etwa anschließen würde! Da kann es in Sachen „Sprache, Religion, Kultur, Geschichte“ vielerlei geben oder auch nicht – aber solche Gemeinsamkeiten bedeuten gar nichts, es sei denn, es wird sich von politischen Interessenten darauf berufen.
(…)
Das „nation-building“ ist komplett, wenn der österreichische Mensch auf eine sehr eigenartige Weise von sich und vom Staat spricht, nämlich in der ersten Person Plural, in der „wir“-Form, in der diese community, die vom Staat hergestellt wird, wie ein eigenständiges handelndes Subjekt gedacht ist; oder wenn sogar ein Possessivpronomen missbraucht wird, indem Leute von „ihrem“ Land sprechen, auch wenn sie keine Großgrundbesitzer sind.
Dabei ist das Besitzverhältnis, wenn schon, dann ein genau umgekehrtes. Momentan wird einem das unübersehbar vorgeführt von der Ukraine, die auf die einzig senkrechte Art ihr „nation-building“ betreibt: Mit Gewalt, indem der ukrainische Mensch, auf den sich die Regierung beruft, von eben dieser Regierung hergestellt wird, durch Ent-Russifizierung. Indem also die weit verbreitete russische Sprache, die russisch-orthodoxe Religion, die russische Kultur unterdrückt wird.
Das tatsächliche Besitzverhältnis von ukrainischem Staat und ukrainischem Menschen wird sinnfällig: Der Mensch gehört dem Staat, der ihn zwangsweise für das Militär rekrutiert und ihn zum Dienst an den diversen Fronten abkommandiert, mit guten Chancen, dabei kaputt zugehen. Das alles im Namen seiner Freiheit, die in der Freiheit „seines“ Staates besteht, ihn zu benutzen.
Die völkischen Requisiten fingieren die vorpolitische Gemeinschaft
Die völkischen Versatzstücke dieser Vorstellung von Nation – Sprache, Geschichte, Kultur, manchmal auch die Abstammung, eventuell die Religion, ganz bestimmt die nationalen „Werte“ – bedeuten für sich genommen und sachlich gar nichts. Die Entdeckung, dass die real existierenden nationalen Kollektive innerhalb ihrer jeweiligen Staatsgrenzen, und die regionale Verbreitung dieser Versatzstücke oft ganz schön auseinanderfallen – nun, die ist leicht zu haben. Ihre Kritik geht anders.
Beispiel Sprache
Mitmachen-Müssen in der „Gemeinschaft“ als persönliche Eigenschaft
Was alle diese völkischen Versatzstücke leisten sollen, ist die Vereinnahmung der Bürger zur Untertanenmannschaft, die sich nicht in dieser tristen Rolle, sondern als Auftraggeber „ihrer“ Herrschaft sieht, und die deswegen von vornherein parteilich ist, dabei und dafür ist. Und zwar jenseits jeder willentlichen Entscheidung zum Staat – diese Parteilichkeit soll eben eine eingeprägte Eigenschaft des Individuums sein, wg. Sprache, Kultur etc., früher mal wegen des Blutes bzw. heute öfter wieder wegen der Biologie oder der DNA.
Die relevante Frage, warum ein Vereinnahmter denn bei Österreich mitmachen soll, vielleicht noch entlang des Kriteriums, was denn hier verlangt und was geboten wird, ob es sich also halbwegs lohnt – die kann sich in diesem Verständnis gar nicht stellen. Man ist durch Faktoren, die sich nicht vermeiden lassen – Sprechen, Lebensgewohnheiten innerhalb des nationalen „way of life“ ausbilden, die Vergangenheit, die Gene etc. – immer schon national dabei, jenseits jeder gut oder schlecht begründeten individuellen Entscheidung. Und man ist nicht nur dabei, man ist – was ja nicht identisch sein muss – zwangsläufig auch noch dafür, weil man diese Versatzstücke als „eigene“ individuelle Ausprägungen zu begreifen hat, weswegen man immer schon für das gleich gestrickte Kollektiv eintritt!
Die Idee der nationalen Identität steht für das bombenfeste, alternativlose, verbindliche Mitmachen des Individuums, aber ohne äußerlichen Zwang oder Befehl, sondern als individuelle Determination; also noch verlässlicher als jede erzwungene Teilnahme, wo Auflehnung immerhin möglich wäre, und insofern bedingungslos strapazierfähig. Dass ein Deutscher von vornherein parteiisch für Deutschland ist, das muss der Staat nicht verlangen, weil dem nun einmal so ist, und das ist dem Deutschen auch nicht vorzuwerfen, eben weil dem einfach so ist, als politischer Naturzustand.
Jede allfällige Kritik und jede Missbilligung hat daran ihren Maßstab und ihren Bezugspunkt: Vom Erfolg der Nation her darf und soll – zumindest in der Demokratie – schon problematisiert und kritisiert werden, für die Nation und in deren Interesse darf und soll auch allerlei Verbesserungsbedarf angemeldet werden, aber eben dafür.
„Wir“ sind also keinesfalls Leute, die sich eine Qualitätskontrolle vorbehalten; die zuerst überprüfen, was sie denn in der Republik Österreich realiter vor sich haben, welches System der politischen Ökonomie hier eingerichtet ist und verwaltet wird, nach welchen Gesichts-punkten sich Arbeit und Reichtum so eindeutig verteilen – und zwar, bevor „wir“ „uns“ ans Weltverbessern machen. „Wir“ sind je schon dabei und dafür.
Aus der Zugehörigkeit zur Heimat folgt – zwar nur im Rassenwahn, dort aber konsequent – dass die sprachlich und kulturell etc. homogene Volksgemeinschaft aus Individuen besteht, die einander ideell gleichen und deswegen mental und moralisch verbunden sind, was vielleicht sogar optisch an der Hautfarbe und am Gewand kenntlich sein mag, die daher jedenfalls „alle an einem Strang ziehend“ eine „Gemeinschaft“ bilden. Diese Vorstellung passt zwar nicht wirklich gut zur kapitalistischen Konkurrenz- oder „Ellenbogengesellschaft“, sie besteht aber auf dem Imperativ, dass die Volksgenossen von ihrer Identität her gar nicht anders können, als zwangsläufig und ganz generell ein umfassendes positives soziales Miteinander auszuleben. Übergriffe, Gemeinheiten, Vergewaltigungen bis zu Mord und Totschlag müssen daher irgendwie „von außen“ kommen; aus diesem Weltbild kommt sie nämlich, die „Ausländerkriminalität“
(…)
Mit diesen „positiven“ Ansprüchen an die „eigenen“ Volksgenossen steht auch schon das Wesentliche über Leute fest, die nicht zu diesem feinen Kollektiv gehören: Sie gehören eben nicht dazu, sie verfügen nicht über die bedingungslose mache-alles-mit-Identität des echten Österreichers, kenntlich durch Sprache, Religion, Sitten etc.
Schlimmer noch: Ausländer gehören schon dazu, aber eben zu einem anderen Volkskörper, zu einem anderen Kollektiv, dem sie ebenso unerschütterlich verpflichtet sind, wie sich die „nationale Identität“ das bei den „Eigenen“ plausibel macht. „Du bist nichts, dein Volk ist alles“ – aber negativ. Jedes Individuum ist durch die Zugehörigkeit zum Kollektiv, zum Menschenschlag – zur Rasse hätte man früher gesagt – determiniert. Sie sind eben Teil eines anderen Volkes, und damit irgendwo zwischen „verdächtig“ und „feindlich“ einzustufen; alle individuellen Interessen, Bedürfnisse, Anschauungen sind demgegenüber unbedeutend und nichtig.