Suitbert Cechura: Warum die Freiheit wichtiger ist als das Leben
Von webmaster • Apr. 29th, 2024 • Kategorie: AllgemeinSuitbert Cechura: Warum die Freiheit wichtiger ist als das Leben
Deutschland ist ein freies Land, seine Bürger sind freie Bürger und die Freiheit gilt als ein so hohes Gut, dass Menschen bereit sein sollen, dafür zu sterben. Dabei kann der Mensch sich nur solange frei betätigen, wie er lebt.
Da liegt schon eine seltsame Verkehrung vor, wenn das Prinzip der Freiheit wichtiger sein soll, als das eigene Leben. Von daher lohnt es sich, das Verhältnis von Freiheit und der eigenen Lebensgestaltung näher zu beleuchten.
Freiheit, das höchste Gut
Der Zwang des Geldverdienenmüssens
Dem Ruin Einhalt gebieten – das Ausbeutungsverhältnis sicher machen
Von der Sorge um das Einkommen zur Sorge um den Erfolg der Unternehmen
Der Staat als Garant des wirtschaftlichen Erfolgs und der Sozialleistungen
„In Deutschland sind die meisten Menschen früher oder später auf den Sozialstaat angewiesen. Ohne Mutterschutz, ohne Miet- und Arbeitsrecht, ohne Kranken-, Renten-, und Pflegeversicherung, ohne BAföG, Kinder-, Wohn- und Arbeitslosengeld, ohne Jugend-, Familien-, Alten- und Behindertenhilfe usw. wäre das Leben für die Betroffenen und ihre Angehörigen kaum zu bewältigen.“ (Der soziale Staat, Dillmann/Schiffer-Nasserie, VSA Hamburg 2018)
Die meisten Bürger sind so in doppelter Weise abhängig: Vom Gang der Wirtschaft und von ihrem Staat.
Dieser bezieht seine Stärke aus dem Erfolg der Wirtschaft, die sich auf seinem Territorium befindet. Für deren Wachstumsbedürfnisse erweist sich dieses Territorium immer als zu beschränkt. Für den Zugriff auf Rohstoffe aus anderen Ländern und deren Märkte sind Aktivitäten des Staates notwendig. Die Wirtschaft braucht daher immer die Unterstützung des Staates, um den Zugang zu anderen Märkten zu erlangen. Dazu müssen sich die Staaten ins Benehmen setzen, um die Konditionen festzulegen, unter denen die Teilhabe am Geschäft auswärts erfolgen kann und unter welchen Bedingungen ausländische Konkurrenten auf den eigenen Markt dürfen.
Auch wenn dabei immer wieder von Win-Win-Situationen die Rede ist, so treten doch damit Konkurrenten in Beziehung und das bedeutet, es gibt Gewinner und Verlierer.
Das passiert weitgehend unter friedlichen Bedingungen, wenn unter Frieden verstanden wird, dass andere Staaten nur dann am Geschäft im eigenen Lande teilhaben dürfen, wenn sie sich der überlegenen Konkurrenz durch Deutschland oder die EU stellen und Schäden ihrer eigenen Wirtschaft in Kauf nehmen. So liegen die Staaten über die Handelsbedingungen ständig im Streit, setzen ihre wirtschaftliche Macht ein, um andere Staaten zu entsprechenden Zugeständnissen zu zwingen. Da werden unter Umständen Waren anderer Länder mit Zöllen belegt, müssen bestimmte Normen bei ihren Waren erfüllen, um zum eigenen Markt zugelassen zu werden usw.
Flankiert werden diese Streitigkeiten nicht nur mit Wirtschaftskriegen, sondern die Staaten bringen dazu auch ihre Militärmacht in Anschlag, was nicht unbedingt heißt, dass diese auch immer zum Einsatz kommt. Auch die Präsenz vor Ort mit Militär macht deutlich, wo die Staaten ihre Interessen sehen und gegebenenfalls ihr Militär zum Einsatz bringen. Das alles läuft unter dem Titel „regelbasierte Weltordnung“, bei der der Westen die Regeln bestimmt und Front macht gegen die, die sich diesen Regeln widersetzen und diese ebenfalls bestimmen wollen.
Über den Stand dieser Streitigkeiten werden die Bürger weitgehend informiert, sollen sie sich doch um den Erfolg ihres Staates sorgen, von dem sie wirtschaftlich wie sozial abhängig sind. Und das nicht nur berechnend, sondern mit Herz und Seele. Dazu gibt es dann die entsprechenden Veranstaltungen, in der ein nationales Gemeinschaftsgefühl gepflegt wird wie im „Sommermärchen 2006“ mit Fahnen und viel Bier.
Wenn jetzt ein neues Sommermärchen angestrebt wird, dann steht die harte Wahrheit hinter den Fahnen und die heißt „Kriegstüchtigkeit“.
Die Pflege des Gemeinschaftsgefühls steht eben vor dem Einsatz des eigenen Lebens für diese nationale Gemeinschaft, der man nur durch Auswanderung entkommen kann, bei der man sich in eine neue Gemeinschaft einordnen muss, die die gleichen Dienste fordert.
https://overton-magazin.de/top-story/warum-die-freiheit-wichtiger-ist-als-das-leben/
Folgender Kommentar eines gewissen „Prosecco“ auf Overton ist sehr diskutabel. Sein Inhalt hält sich in maßgeblichen Abschnitten an eine Phänomenologie des imperialistischen Krieges, an das, „was der Fall ist“. Derjenige, dem es gelingt, den Kommentar zu dekonstruieren, soll heißen, analog einem Chemiker die Bestandteile und die Art ihrer Verbindungen zu identifizieren (dar zu stellen) und auf diesem Wege vor zu stellen, was da richtig, was falsch ist, schafft schon eine halbe Imperialismustheorie, denke ich.
Kleiner Tip von mir: Ein, wenn nicht der, „Knackpunkt“ im Großen wie Kleinen ist die im Text zur Kategorie erhobene Bezeichnung „der Westen“.
Wollte die Gelegenheit nicht verstreichen lassen – trotz der absurden Situation auf dieser Site.
Der nämliche Text:
„Geopolitik
Es gibt keine «gute» und «böse» Geopolitik. Die vitalen Interessen jeder Geopolitik sind die Expansion der eigenen Einflusssphäre und die Eindämmung der Einflusssphären der Rivalen. Geopolitik ist immer zugleich offensiv und defensiv. Die Geopolitik des Westens ist im Wesentlichen dieselbe wie die Geopolitik Russlands und Chinas. Wer nur die Geopolitik des Westens für legitim hält und die Geopolitik Russlands und Chinas verurteilt, misst Geopolitik mit zweierlei Maß.
Doppelte Standards sind die Waffe der Betrüger und Heuchler. Wer seinen Machtanspruch mit doppelten Standards begründet, ist ein Gauner. Es gibt keine «gute» und «böse» Geopolitik, es gibt nur ehrliche und betrügerische Geopolitik. Die Geopolitik der Autokraten tendiert eher zur ehrlichen, während die Geopolitik der Demokraten eher zur betrügerischen neigt.
Jeder Geopolitik ist eigen, dass sie über Leichen geht, um ihre Ziele zu erreichen. Sie ist immer verbunden mit Gewaltandrohung und Gewaltausübung. Wer die dickere Kanone hat, bestimmt die Regeln. So will es das Gesetz der Natur. Dazu kann der Westen aber nicht stehen, denn er bildet sich ein, «gute», also moralisch integre Geopolitik zu machen. Obwohl er viele Jahrhunderte lang auf allen Kontinenten und Weltmeeren als Aggressor aufgetreten ist und unzählige Völker ausrottete, unterdrückte und ausbeutete, betrachtet er seinen Lebensstil als hoch entwickelt, vorbildlich und alternativlos. Ungeachtet seiner zahlenmässigen Untervertretung in der Weltbevölkerung kann sich der Westen keine Welt vorstellen, die nicht bis in die abgelegensten Gebiete des Planeten dem unwiderstehlichen Charme des westlichen Lebensstils erliegt.
Doch die Realität hat andere Pläne. Nach dem «Sieg» des Westens über die UdSSR führten mehrere Megakrisen dem Westen seine Verwundbarkeit vor Augen. Zuerst kam die Dotcom-Krise, die ein Schock für die westlichen Ökonomien war. Darauf folgte 9/11. Angriff auf die USA! NATO-Bündnisfall! Wenige Jahre später erschütterte die Finanzkrise den Westen. Dann kam die Klimakrise, die den westlichen Lebensstandard in Frage stellte. Der War on Terror stürzte etliche islamische Staaten ins Chaos, brachte aber keine Demokratien zustande. Stattdessen schaffte er einen Nährboden für mehr Terrorismus. Der Westen konnte strategische Schwächen und Orientierungslosigkeit nicht mehr kaschieren, während China und Russland immer mehr Stärke demonstrierten. Die Rivalen wurden zunehmend zur Bedrohung für den strauchelnden Hegemon. Dieser reagierte darauf mit Hysterie, Konfrontationsrhetorik und Mobbingaktionen (Sanktionen).
Der Westen beansprucht die Weltherrschaft, weil er sich in vielen Bereichen für überlegen hält. Seine «zivilisatorische Überlegenheit» begründet er mit dem fetten Ertrag seiner Technologieführerschaft und unzimperlichen und blutigen Ausbeutungsstrategie, die ihn unermesslich reich gemacht haben. Seinen obszönen Reichtum empfindet der Westen nicht als Schuld gegenüber der ausgebeuteten Menschheit, sondern als gerechten Lohn für Fleiss, Geschick und Tugendhaftigkeit.
Der Überlegenheitsdünkel des Westens, dem immer noch kolonialistische und rassistische Züge anhaften, drückt sich darin aus, dass er es für die heilige Pflicht aller Menschen hält, westlichen Interessen zu dienen und ihnen alles unterzuordnen.
Man muss die westlichen Errungenschaften nicht kleinreden, um zur Einsicht zu gelangen, dass sich der Westen seine Geopolitik maßlos schönredet. Selbstbild und Fremdbild des Westens könnten unterschiedlicher nicht sein. Am Anfang der betrügerischen Geopolitik steht der Selbstbetrug. Eine Geopolitik, die auf Selbstbetrug beruht, kann keine Zukunft haben.
Das Problem ist, dass die Hybris des Westens keine Einsicht zulässt. Der Westen ist von seinem Selbstbild verblendet. Er ist überzeugt, dass er die Weltherrschaft mit Gewalt erzwingen kann. Doch seine Eskalationsbereitschaft wird ihm dieses Mal nichts nützen. Diesen Krieg kann niemand gewinnen.“