Johannes Schillo: Katholische Kriegstheologie im Dienst an Nato und Nation
Von webmaster • Apr. 9th, 2024 • Kategorie: AllgemeinJohannes Schillo:
Katholische Kriegstheologie im Dienst an Nato und Nation
Wenn sich Menschen auf dem Feld der Ehre gegenseitig abschlachten, darf einer nicht fehlen – der liebe Gott.
Eine religiöse Gemeinschaft, die sich mit ihrem Oberhaupt als καθολικός definiert – was auf Deutsch „allumfassend“ oder „totalitär“ heißt –, kann unter bestimmten Umständen in Kollision mit den höchsten Gewalten geraten, die auf dem Globus wirklich zu sagen haben. Das haben die Päpste beim Eintritt ins Zeitalter der Weltkriege erlebt. Pius X. zeigte sich 1914 unfähig, in der Konfrontation der Weltmächte den Überblick zu behalten, so dass der Allmächtige ihn gleich bei Kriegsbeginn aus dem Spiel nahm und durch Benedikt XV. ersetzte, der die neue Rolle des transnationalen, überparteilichen Mahners einnahm. Er avancierte zum „Friedenspapst“, der einerseits die Gesamtheit betreut & ermahnt (auf den auch der berühmte Spruch „Soldaten sind Mörder“ zurückgeht) und andererseits den Nationalkirchen mit ihrer jeweiligen Feindpropaganda und Militärseelsorge genügend Raum zu einer eigenständigen Kriegstheologie lässt.
Mit Beginn des Kalten Kriegs und dem Regime des deutschfreundlichen Pacelli-Papstes wurde hier die Lage etwas übersichtlicher – stand doch ein christliches, in der Nato vereintes Abendland unter Führung der USA einem atheistischen Ostblock gegenüber, der die Massen mit einem Paradies auf Erden beglücken wollte, statt sie auf das jenseitige zu vertrösten. Aber auch wenn die Parteilichkeit für die gottgläubige „freie Welt“ klar war, mahnten die Päpste, z.B. Johannes XXIII. 1963 in seiner berühmten Enzyklika „Pacem in terris“, doch weiterhin vor einem neuen, jetzt atomaren Weltkrieg. In der Endphase des Ost-West-Gegensatzes konnte dann ein Nato-kompatibles Gewächs aus Polen, der Antikommunist Woytjla, den Siegeszug des Westens seelsorglich begleiten, ohne dass er die katholische Friedensethik des II. Vatikanums groß modifizieren und etwa zur seit Jahrhunderten bewährten Lehre vom bellum iustum, dem gerechten Krieg, zurückkehren musste.
Ein Papst geht fehl
Helm auf zum Gebet!
Kirchliche und sonstige Kontinuität
Solche Bischöfe statt einem weltfremden Papst braucht also das Land nach Meinung eines Medien- und Wissenschaftsbetriebs, der voll und ganz hinter der Rolle Deutschlands als (zur Zeit noch indirekter) Kriegspartei steht – d.h. hinter einer Führungsmacht im Aufwuchs, die den ukrainischen Stellvertreter mit Waffen vollpumpt, auf dass der heldenhafte Einsatz dieses Frontstaates zum Sieg oder zumindest zu einer ernsthaften Beschädigung der russischen Militärmacht führt.
Und bislang werden die deutsche Politik und ihre Meinungsmacher von den katholischen Kirchenführern nicht enttäuscht.
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