Suitbert Cechura: Viele Probleme – eine Ursache: Der Kapitalismus
Von webmaster • Jan. 14th, 2024 • Kategorie: AllgemeinSuitbert Cechura: Viele Probleme – eine Ursache: Der Kapitalismus
Der Bürger darf und soll klagen: Eine freie Presse hilft ihm, seine persönliche Bilanz mit den nationalen Notwendigkeiten in Übereinstimmung zu bringen.
In der Silvesterausgabe hat Bild am Sonntag die Ergebnisse einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA veröffentlicht. In der wurde nach den dringendsten Problemen der Bürger gefragt, die dann – entsprechend der Häufigkeit der Nennung – in eine Rangfolge gebracht wurden. Das Blatt für die Massen bereitet natürlich alles so auf, dass kein Unterschied zwischen den Gründen des einfachen Volks für seine Sorgen und der Sicht der verantwortungsvollen Redaktion auf die nationale Notlagen entsteht. Das ist man sich als Vierte Gewalt im Staate schuldig!
Die Ergebnisse sind wenig überraschend, die Liste der Probleme steht jeden Tag in Bild. Die Zeitung fragt jedoch nicht nach den Ursachen, sondern hat nur eins im Auge, nämlich den Auftrag an die Zuständigen. Für die Abstellung der Übel ist eben nur einer verantwortlich: die Regierung. Ist das so selbstverständlich? Dazu einige Anmerkungen.
Platz 1: Die Bekämpfung der Inflation
Platz 2: Schaffung von bezahlbarem Wohnraum
Platz 3: Sicherung der Rente
Platz 4: Steuerung von Migration
Platz 5: Sicherung der Energieversorgung
Platz 6: Bekämpfung des Pflegenotstands
Platz 7: Wirtschaftswachstum ankurbeln
Platz 8: Ausstattung der Schulen verbessern
Platz 9: Kampf gegen Extremismus und Terrorismus
Platz 10: Bekämpfung des Klimawandels
Die Adressaten der Sorgen
Die Zeitung hat die Meinungsumfrage gleich so in Auftrag gegeben, dass die Bürger nicht einfach ihre Sorgen äußern sollten, sondern diese als 10 Gebote für die Politik formulieren: „Das muss die Politik 2024 anpacken.“ So lautete daher die Überschrift des dazugehörigen Artikels. Das ist natürlich eine leicht irreführende Ableitung der Staatsziele aus der Volksstimmung!
Die verehrten Bürger und Bürgerinnen können zwar Personen wählen, die die staatlichen Funktionen ausüben; Aufträge erteilen können sie nicht, sind doch die Gewählten nur ihrem Gewissen und nicht einem Mandat ihrer Wähler verpflichtet. Seltsam bei der ganzen Bestandsaufnahme der guten Vorsätze fürs Jahr 2024 ist zudem etwas anderes: Ausgerechnet diejenigen, die dieses Wirtschaftssystem verwalten und fördern – das den Bürgern (nicht nur) die Probleme Nr. 1 bis 10 beschert –, sollen ganz selbstverständlich die Adresse für die Beseitigung dieser Probleme sein.
Ein erstaunlicher Kurzschluss: Schließlich haben die Verantwortlichen mit ihrem Wirtschaftskrieg die Inflation angeheizt, garantieren mit ihrer Mietpreisbremse den Vermietern regelmäßige Preissteigerungen, senken die Renten, schließen Handelsverträge mit Ländern, deren Bürger dadurch ihre Existenz verlieren, können die selbst gesteckten Ziele bei der Reduktion umweltschädlicher Emissionen nicht einhalten, weil das zur Reduzierung von Renditen führen würde usw. usf.
Warum sollen sie nun einfach anders handeln, wo sie mit all diesen Taten Deutschlands Stellung in der Welt und deren Wirtschaft voranbringen wollen? In diesem Vorhaben sind die Bürger eben die Manövriermasse, solange sie sich dies bieten lassen. Klagen dürfen sie natürlich immer und für etwas mehr als einen Euro können sie sich ein Blatt kaufen, das ihnen das Klagelied – im Sinne rechter Untertanengesinnung – vorsingt und mit vielen Bildern versieht.
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