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Kritik an Ideologien, Aufklärung über populäre Irrtümer, Kommentare zum Zeitgeschehen

Aus aktuellem Anlass: Israel

Von • Okt. 14th, 2023 • Kategorie: Allgemein

Anlässlich der Bild-Hetze zum Krieg zwischen Hamas und Israel:
Anmerkungen zum allgemeinen Verhältnis von Krieg, Kriegsmoral und Kriegsöffentlichkeit sowie zu einer deutschen Besonderheit (GS 3-21)

Die Neuauflage des Krieges zwischen Israel und der Hamas ist eine Herausforderung an unseren deutschen Anti-Antisemitismus und dessen nationale Sittenwächter von der Bild-Zeitung.

https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/krieg-kriegsmoral-kriegsoeffentlichkeit

sowie

Dossier:

https://de.gegenstandpunkt.com/dossier/zu-den-angriffen-auf-israel

darin:

https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/israel-2019

und

https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/gaza-krieg-2014

sowie

https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/israels-gaza-krieg

und

https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/israels-libanon-krieg

2 Responses »

  1. Andernorts fand sich am 29.6.22 diese Schlussbemerkung von Herbert Auinger:

    Campino nimmt sich ein Herz und zieht (fast) in den Krieg gegen Hitler

    „(…) Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Krieg auf Basis der „Benes-Dekrete“ gilt gemeinhin als Vergeltung / Rache für die „deutschen Verbrechen während der Okkupation des Landes“ (wikipedia), insofern auch als im Strafrecht eigentlich verpönte Kollektivstrafe an der deutschen Volksgruppe, anhand von deren jeweiligen Definitionen durch die Tschechoslowakei. Dieser Bezug auf die Vergangenheit greift m.E. zu kurz, diese Vertreibung war schon (bzw. zumindest auch) eine sehr zukunftsweisende Vorkehrung. Neben der Deportation eines als unzuverlässig / illoyal / feindlich eingestuften Bevölkerungsteils sollte damit sichergestellt sein, dass der Tschechoslowakei „nie wieder“ von den Großmächten ein Stück Staatsgebiet weggenommen werden konnte, unter Berufung auf eine dort angesiedelte nationale Minderheit. Der tschechische Staatspräsident Milos Zeman hat diese Vorgangsweise einmal auch Israel empfohlen, im Umgang mit unzuverlässigen bzw. feindlichen Bevölkerungsteilen.“
    https://cba.fro.at/564354

  2. Renate Dillmann: Tod und Vertreibung in Gaza und die deutsche Staatsraison

    Kommentar zum Gaza-Krieg und zur wertebasierten deutschen Außenpolitik.

    Was passiert, wenn man Menschen von Wasser und Lebensmitteln abschneidet? „Kein Essen, kein Strom, kein Treibstoff, kein Wasser. Es sind menschliche Tiere und wir behandeln sie entsprechend.“ (Der israelische Verteidigungsminister Gallant am 2. Tag nach dem Hamas-Angriff).

    Gleichzeitig bombardiert die israelische Armee den Grenzübergang zu Ägypten, über den „humanitäre Hilfe“ kommen könnte; die Hilfslieferungen stauen sich vor der Grenze, weil Israel ägyptischen Angaben zufolge bis heute keine Feuerpause zusagt.

    Was passiert seitdem in Gaza mit den zweieinhalb Millionen Menschen?

    Übrigens: Auch Tiere brauchen Wasser und Fressen.

    Die Feststellung, dass es sich beim Überfall der Hamas um eine bestialische Tat handelt, die durch nichts zu rechtfertigen ist, wird vorgebracht, um die nächste bestialische Tat gegen die „menschlichen Tiere“ zu rechtfertigen.

    Tiere sind zu so etwas allerdings nicht in der Lage. Und als „Mensch“ hat das so bezeichnete Gattungswesen zum Gemetzel an Seinesgleichen weder einen Grund und schon gleich nicht die Mittel zur Durchführung.

    Beides, Grund und Mittel für Krieg, Vergeltung, Vertreibung stiftet erst die segensreiche Vergesellschaftung „des Menschen“ im modernen Nationalstaat. Der gründet die souveräne und exklusive Verfügung über sein Volk und sein Territorium auf sein Gewaltmonopol – ein im konkreten Fall gleich dreifach tödlicher Anspruch.

    Das nationalsozialistische Deutschland erklärte die jüdischen Teile seiner Bevölkerung zu Schädlingen an seinem Staat. Deshalb wurden sie vertrieben und vernichtet.

    Die geflüchteten Juden schlossen sich einem von den USA geförderten Staatsprojekt Israel an. Das beruhte seinerseits auf der Vertreibung der Palästinenser aus ihrer Heimat. Die bis heute andauernde gewaltsame Auseinandersetzung mit ihnen ist Programm des „Staats der Juden“, der die muslimischen Araber nach innen diskriminiert und sich nach außen expansiv gegen die Palästinenser durchsetzt.

    Die Palästinenser in ihrem materiellen Elend und ihrer Rechtlosigkeit kämpfen – wiederum um einen Staat. Einen eigenen – als sei das die Lösung ihrer Probleme. Ein solcher wurde ihnen von der internationalen Staatengemeinschaft auch immer wieder versprochen, allerdings ohne dass sich dafür (wie in anderen Fällen) ein genügend machtvoller „Pate“ gefunden hätte.

    Während Deutschland und Israel es zu Staatswesen gebracht haben, deren Militärapparate respektiert werden und die ihre Ansprüche bis weit über die eigenen Grenzen hinaus definieren (als „Freiheit“, „Sicherheit“ oder „Verantwortung“ natürlich), sind die Palästinenser deshalb „Terroristen“ geblieben. Ihr Kampf um einen Staat gilt nicht als Krieg, weil sie noch keiner sind (ein Dilemma, das die jüdischen Siedler in Palästina auch erlebt haben).

    Zur Unversöhnlichkeit des jeweiligen staatlichen Anspruchs kommt mit Militär oder Terrororganisation dann auch das Mittel in die Welt, die für nötig gehaltene Gewalt auszuüben.

    Fehlen dann nur noch die Menschen, die die entsprechenden Maßnahmen tragen. Nicht als Tiere und nicht als Menschen, sondern als begeisterte Staatsbürger, die moralisch und religiös gefestigt im Namen von Rache und Vergeltung ihrer Nation zu jedem Opfer bereit sind.

    (…)

    Staatlich angeordnetes Verhungern und Verdursten in Gaza, zum Tode verurteilte Patienten, eine hilflos ihrer Vernichtung entgegensehende Bevölkerung, abgeriegelt in ihrem Gefängnis – gibt es dazu aufgeregte Berichte der deutschen Presse über „die menschliche Katastrophe“? Interviews mit Politikern, was Deutschland tun könne angesichts eines drohenden Genozids? Spendenaufrufe für die Opfer? Nein, das ist nach dem Überfall der Hamas fürs erste vorbei. Verteilung von Aufmerksamkeit und Mitleid in der freien und staatsfernen deutschen Presse entsprechen – wie immer das zustande kommt – ziemlich haarscharf der deutschen Staatsraison.

    Wenn das den deutschen Muslimen unerträglich erscheint, ist das ihr Problem.
    Die Demonstrationsfreiheit für pro-palästinensische Positionen ist in Deutschland stark eingeschränkt (um es vorsichtig zu sagen); aus Gaza ist eh wenig zu hören – die israelische Demokratie hat ja präventiv 49 Pressezentren in Schutt und Asche gelegt, um die Welt vor fake news zu bewahren.

    Damit auch der Krieg in der Ukraine nicht vergessen wird:

    Angebracht wären jetzt Demonstrationen gegen die Freiheit aller Staaten, ihre Bevölkerungen im Frieden und im Krieg gegeneinander zu hetzen – für die Konkurrenzfähigkeit ihrer Standorte, für ihre vitalen nationalen Interessen und ihre Einfluss-Sphären, für ihre historisch verbrieften Rechte und und und …

    https://overton-magazin.de/top-story/tod-und-vertreibung-in-gaza-und-die-deutsche-staatsraison/