Suitbert Cechura: Ukraine-Krieg: Sorgen einer kriegführenden Nation
Von webmaster • Sep. 18th, 2023 • Kategorie: AllgemeinSuitbert Cechura: Ukraine-Krieg: Sorgen einer kriegführenden Nation
Ist Deutschland im Krieg gegen Russland oder nicht? In der hiesigen Debatte geht es um Themen, die darauf eine Antwort geben. Mitunter geht es gar nicht unmittelbar um den Krieg.
„Sag mir, wo die Männer sind“, so übertitelte Ronen Steinke in der Süddeutschen Zeitung vom 9/10.9.2023 einen Kommentar. Gefragt wird nach den ukrainischen Männern, die sich angesichts des Krieges ins Ausland abgesetzt haben, weil sie nicht bereit sind, ihren Kopf für ihr Land hinzuhalten.
Allein dieses Thema dementiert das Bild, das alle Medien von der ukrainischen Bevölkerung gemalt haben: ein ganzes Volk ständig voller Kampfesmut und Kampfbereitschaft – ein Bild, an dem die SZ munter mit gemalt hat.
Geflohen waren demnach nur Frauen und Kinder, die als Opfer russischer Aggression unsere Hilfsbereitschaft verdient haben. Wenn nun festgestellt wird, dass sich auch unter den Geflohenen Männer befinden, die eigentlich an die Front gehören und sich einer Zwangsverpflichtung entzogen haben, dann wirft das für einen moralisierenden Journalisten Fragen auf, zum Beispiel, ob diese Männer nicht als Kriegsdienstverweigerer gelten könnten:
„Wer Pazifist ist oder auch aus anderen religiösen Gründen keine Waffe in die Hand nehmen mag, verdient Achtung. Den lassen wir in Ruhe. Den zwingen wir nicht. So steht es in Artikel 12a der Verfassung. Sollte das jetzt auch für Ukrainer gelten? Das ist keine bloß theoretische Frage, sondern zunehmend eine praktische.“
Ronen Steinke, Süddeutsche Zeitung
Zwar werden Kriegsdienstverweigerer auch hierzulande nicht in Ruhe gelassen, sondern hatten in der Vergangenheit Ersatzdienst zu leisten und werden im Kriegsfall für andere Aufgaben verplant, doch das tut hier nichts zu Sache.
Den Kommentator der SZ treibt vielmehr die Frage, ob dieses Recht auf Kriegsdienstverweigerung nur Deutschen oder auch Ukrainern zugestanden werden kann, oder ob letztere nicht mittels deutscher Staatsgewalt an die Front befördert gehören. Er kommt zu dem Schluss:
„Es ist immerhin ein seltsames Signal, das sie (die Bundesregierung) an die Ukraine sendet, wenn sie notleidenden Menschen dort einerseits mit Panzern und Haubitzen hilft, millionenschwer, ihnen andrerseits nicht damit helfen möchte, zunächst einmal die eigenen wehrpflichtigen Leute zurückzuschicken.“
Eine seltsame Logik, die der Kommentator da entfaltet. Wenn Menschen in der Ukraine durch den Krieg in Not sind, dann fehlt ihnen meist ein Dach über dem Kopf, Essen, Kleidung und so weiter.
Ihre Not wird mit Panzern und Haubitzen nicht beseitigt, sondern verlängert. Schließlich helfen diese Mittel nicht den notleidenden Menschen, sondern der Regierung, ihren Krieg weiterzuführen, für den es zunehmend auch an Menschenmaterial fehlt.
Deshalb denkt der verantwortungsvolle Journalist darüber nach, dass auch die hier lebenden ukrainischen Männer eigentlich an die Schlachtbank der Front gehören, auch wenn er sich letztlich nicht zu einem eindeutigen Votum durchringen kann:
„Die bedrängten Ukrainer soll sie jetzt trotzdem unerbittlich zum Kämpfen zwingen? Das wäre dann doch eine eigenartige Form von Solidarität mit ihnen.“
So erweist sich Deutschland nicht nur im Hinblick auf Militärausstattung, sondern auch in Bezug auf das Menschenmaterial als potenzielle Nachschubbasis der Ukraine.
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Es sind nicht nur die Beiträge der Sozialversicherungen, die in zunehmenden Maße die Einkommen von Lohn- und Gehaltsempfängern schmälern, denn mit nominell steigenden Löhnen, die zwar nicht die Inflation ausgleichen, aber zu steigender Steuerprogression führen, werden diese Menschen ebenfalls zur Kasse gebeten.
Der Kommentator stellt sich gleich auf den Standpunkt von Arbeitgebern, deren Kosten für die Beschäftigung von Arbeitnehmern steigen und so deren Gewinnrechnung belasten.
Nur wenn sich auch die gestiegenen Kosten lohnen, werden sie eben getätigt, womit die Frage der Attraktivität beantwortet ist. Anders bei den Arbeitnehmern, denen sich die Frage der Attraktivität so gar nicht stellt, müssen sie doch in jedem Fall an Geld kommen, um zu leben.
So werden die Bürger von oben für die Solidarität mit der Ukraine in die Pflicht genommen, ohne dass sie je dazu befragt worden wären. Sie sind eben wie die Russen und Ukrainer die Verfügungsmasse ihrer Regierungen – wenn auch in Deutschland mit weniger blutigen Folgen.
https://www.telepolis.de/features/Ukraine-Krieg-Sorgen-einer-kriegfuehrenden-Nation-9307499.html?seite=all