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Suitbert Cechura: Umfragehoch für die AfD – oder was die Wähler falsch machen

Von • Aug. 26th, 2023 • Kategorie: Allgemein

Suitbert Cechura: Umfragehoch für die AfD – oder was die Wähler falsch machen

Gar nicht so einfach: Für Deutschland zu stimmen, aber ungehörigen Alternativen aus dem Weg zu gehen.

Die Wahlumfragen, mit denen nicht nur die Parteien, sondern auch die Medien immer wieder der Stimmung im Volk nachspüren, zeigen zurzeit Ergebnisse für die AfD, die teils deutlich über 20 Prozent liegen. Für die in Bund und Land regierenden Parteien – von CDU/CSU, SPD, FPD, Grünen bis hin zu den Linken – ist dies ebenso ein Skandal wie für die meisten öffentlichen Meinungsmacher.

Da haben alle verantwortlichen Kräfte im Lande dem Wähler eingebläut, dass sich das nicht gehört. Denn es handle sich hier um einen Haufen von Radikalen und Rechtsextremisten, also um keine anständigen Demokraten wie im Fall der anderen Parteien – und dennoch gehen immer mehr Wahlberechtigte hin und wollen diesen Undemokraten ihre Stimme geben. Ein Zustand, der in den Augen der maßgeblichen Instanzen nicht hinzunehmen ist!

Dabei ist gar nicht so klar, was die Kritiker gegen die AfD haben: Schließlich schimpfen doch auch sonst viele Politiker – um mit dem antieuropäischen Markenkern der Rechtspopulisten anzufangen – auf Brüssel und machen deutlich, dass sie mit der EU, so wie sie geht und steht, nicht zufrieden sind, wobei sie sich noch den Gag leisten, dass so gut wie alles, was die EU regelt, von ihnen mitentschieden wurde. Und welche Partei will nicht die viele Flüchtlinge loswerden und Europas Grenzen nachhaltig abriegeln?

Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Zielen der AfD hat zu keiner Zeit stattgefunden; sie sollte ja auch überflüssig sein, da man es hier mit einer Ansammlung von Wut- und Protestbürgern zu tun habe, die von „Rattenfängern“ in ein undemokratisches Abseits bugsiert würden. Die rechte Partei wurde ausgegrenzt und dem Wählervolk mitgeteilt, dass sich das Wählen dieses Vereins nicht gehört.

Mit dieser Mitteilung gibt sich offenbar auch die Mehrheit der verehrten Wähler und Wählerinnen zufrieden, ein wachsender Anteil aber offenbar nicht – und das bringt die herrschenden Eliten auf.

Der Bürger als Wähler

Die Motivsuche

Die Schwierigkeit der Unterscheidung

Die Brandmauer

Fazit: Die Bürger, die jetzt AfD wählen wollen, sind keine Extremisten, sondern haben die Lektionen der herrschenden Parteien gelernt. Deren Credo heißt ja, dass sie ganz im Dienste ihrer Bürger unterwegs sind, auch wenn sie kein Geheimnis daraus machen, dass ihre erste Sorge dem Wirtschaftswachstum gilt, also der Vermehrung des Reichtums der Reichen, als Basis deutscher Macht.

Enttäuscht von dem ausbleibenden Dienst, wenden sich einige Wähler deshalb der Alternative für Deutschland zu. Dabei ist es weiterhin ihr unverrückbarer Glaube, dass Deutschland für sie da zu sein hätte und nicht etwa für Ausländer. Also richtet sich ihre Hoffnung auf die Alternative, die sich in diesem Sinne lautstark bemerkbar macht, so wie sie sich vorher auf jeweils andere Oppositionsalternativen gerichtet hat.

Offenbar bleibt diese Hoffnung immer erhalten, auch wenn sie regelmäßig enttäuscht wird. Diejenigen, die darauf setzen, dass es das Wählen einer Obrigkeit bringt, werden dadurch eben nicht grundsätzlich erschüttert. Enttäuschungen sind hier im Preis mit drin.


https://overton-magazin.de/top-story/umfragehoch-fuer-die-afd-oder-was-die-waehler-falsch-machen/

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