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Suitbert Cechura: Jahrestag des Mauerbaus – ein Fest für politische Heuchler

Von • Aug. 11th, 2023 • Kategorie: Allgemein

Bald wird wieder an den 13. August 1961 erinnert – ein Tag, der zu Tränen rührt. Fluchthelfer galten als Helden. Wie steht es heute an der EU-Außengrenze?

Bereits Tage vorher wird in vielen Medien an den kommenden Jahrestag erinnert: Es gehört zum feststehenden Ritual der deutschen Politik, dass am 13. August jeden Jahres Repräsentanten des Staates Kränze an der Gedenkstätte für die Mauertoten in Berlin niederlegen.

Dort verharren sie dann mit Leichenbittermiene, begleitet von einem Pressetross, wobei das Ganze vom Berliner Senat als Dauerprogramm arrangiert wird. Der lässt die Vergangenheit nämlich nicht ruhen, sondern will, seit Beginn des 21. Jahrhunderts mit einem anspruchsvollen „Gesamtkonzept zur Erinnerung an die Berliner Mauer“, weiter für nationale Aufregung sorgen.

Denn nach Auskunft der Bundeszentrale für politische Bildung wirkte der Mauerbau an jenem Augusttag 1961 „wie ein Schock“: „Er löst zunächst Angst, Schrecken und Erregung aus, schließlich Ratlosigkeit, Ohnmacht, Empörung und Wut“.

„Die Mauer muss weg“, „Nieder mit Ulbricht“, „Was machen die Amerikaner?“, „Wo bleiben sie?“. So werden damalige Reaktionen zitiert, auch wenn zahlreiche Zeitzeugen mit anderen Erinnerungen dienen könnten.

Ein Trauerkollektiv eigener Art

Teilhabe unerwünscht

Man muss nur einen Moment mit dem Gedanken spielen, was wäre, wenn gerade am 13. August wieder jemand hingehen und Kränze oder Blumen vor dem Reichstag niederlegen würde, um an die Zehntausenden Toten zu erinnern, die an den Außengrenzen der EU starben – wie im Juni 2015 das „Zentrum für Politische Schönheit“.

Die Heuchler aus Politik und Medien würden ein Riesengeschrei veranstalten, dass sich das nicht gehöre und Europa in den Dreck ziehe.

Aber das ist ja nur ein Gedankenspiel.

https://www.telepolis.de/features/Jahrestag-des-Mauerbaus-ein-Fest-fuer-politische-Heuchler-9239726.html

One Response »

  1. Der Vorwurf der politischen Heuchelei ist
    erstens schwach, weil beliebig,
    zweitens falsch, denn die Politiker machen aus ihrer Absicht bei solchen Veranstaltungen kein Geheimnis: das Glorifizieren des eigenen Staates im Sieg über einen anderen Staat, was nie aufhören darf,
    bestimmt drittens nicht, welche Funktion Grenzen bzw. sein darin eingehaustes Volk für einen Staat haben.
    Diese Fehler fallen dann dem Autor viertens ordentlich vor die Füße, wenn man sich die Kommentare auf Telepolis ansieht.