Björn Hendrig: Künstliche Intelligenz: Über Risiken und Nebenwirkungen
Von webmaster • Juli 2nd, 2023 • Kategorie: AllgemeinBjörn Hendrig: Künstliche Intelligenz: Über Risiken und Nebenwirkungen
Die neue Technik „Künstliche Intelligenz“ wird von „Big Tech“ beherrscht und basiert auf schlecht bezahlter Arbeit. Nützlich ist sie auf jeden Fall, denkt sich der Staat, und schreitet zur produktiven Regulierung. (Teil 2)
Wer die erste Adresse für KI und deren Weiterentwicklung ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen: das US-amerikanische Unternehmen OpenAI, mit mehreren Dollar-Milliarden finanziert durch Microsoft.
Mit seinem Engagement versucht der einst übermächtige Software-Konzern, den Konkurrenten von Google und Meta Paroli zu bieten. So könnte unter anderem der Einbau von ChatGPT in der Microsoft-Suchmaschine Bing das Googlen alt aussehen lassen.
Das intelligentere Suchen im Internet zöge dann die User mehrheitlich zu Bing, und mit ihnen die einträgliche Werbewirtschaft mitsamt der auf einer Unmenge von persönlichen Daten basierenden Marketing-Maschinerie – die bisher noch Google zu einem der reichsten Unternehmen der Welt macht, weil es quasi ein Monopol besitzt.
Eine ähnliche Alleinstellung hat Meta inne, mit den sozialen Medien wie Facebook, Instagram oder WhatsApp. Ein weites Feld für KI: Auf Basis von großen Sprachmodellen (Large Language Models), zu denen auch ChatGPT zählt, werden beispielsweise künstliche Freunde kreiert, mit denen sich Teenager unterhalten können oder Leute, die sonst niemanden haben, mit dem sie reden können oder wollen. Und so einem Freund vertraut man natürlich eine Menge an, Einfallstor für viele schöne Marketingstrategien, neue Kunden zu bekommen.
Microsoft mit OpenAI, Alphabet (mit dem Tochterunternehmen Google) und Meta – wenige Konzerne beherrschen den Markt für die großen Sprachmodelle der Künstlichen Intelligenz.
In deren Schlepptau haben sich zahlreiche kleinere Firmen und Start-ups angehängt und entwickeln fleißig KI-Anwendungen für Spezialgebiete weiter.
„Die Technologieunternehmen, die das Geschäftsmodell der computergestützten Überwachung frühzeitig verfeinert haben, bauten massive Infrastrukturen, riesige Datenspeicher und große Nutzerbasen auf. Konkurrenten konnten das nicht einfach nachahmen oder kurzerhand einkaufen. Auf diese Weise verstärkte sich das System selbst. Die früh daran beteiligten Unternehmen zählen heute fast zu all jenen Firmen, die wir als „Big Tech“ bezeichnen.“
Meredith Whittaker, Präsidentin des Messengers „Signal“ bei netzpolitik.org
Ohne harte und billige menschliche Arbeit funktioniert KI nicht
Übermächtige Konzerne und Fake News – nicht staatsgefährdend, aber…
…man muss das im Griff haben, also muss es reguliert werden
Gefahr für Gesundheit, Sicherheit, Grundrechte? Im Prinzip ja, aber…
Hebel gegen unkontrollierte und auch gegen ausländische Konkurrenz
Verhindern werden diese Regeln zwar nicht die Verstöße. Denn zu verlockend ist die Anwendung von KI, wie beschrieben. Aber die Staaten verschaffen sich die Hebel, die Verstöße zu ahnden. Und damit die entfachte Konkurrenz um und mit KI in den Bahnen zu halten, die die allseits beschworene Digitalisierung der EU voranbringen.
Selbstverständlich haben sich auch die ausländischen KI-Anbieter und -Anwender in der EU an die Regeln zu halten. Damit setzt die Europäische Union als erste weltweit, wie sie stolz erwähnt, eine Norm für KI. Wer sich nicht daran hält, darf in der EU nicht KI-Technik anbieten oder nutzen.
Ein weiterer Hebel – gegen die Konkurrenz aus den USA vornehmlich. Schließlich kann man mit Verweis auf das Regelwerk deren große Konzerne vom Markt fern halten oder ihnen erschwerende Auflagen machen. Oder sie mit empfindlichen Geldstrafen belegen, wie das Beispiel Facebook zeigt, noch ohne Bezug auf die neue KI-Technik.
Bis Ende dieses Jahres soll die KI-Regulierung stehen, nach der Abstimmung zwischen EU-Parlament und den EU-Regierungen.
Teil 3: Künstliche Intelligenz: Apocalypse now?
https://www.telepolis.de/features/Kuenstliche-Intelligenz-Ueber-Risiken-und-Nebenwirkungen-9199767.html?seite=all