Manfred Henle: Die Verleihung des Karlspreis 2023 – ein Essay über das Gute und das Böse
Von webmaster • Mai 29th, 2023 • Kategorie: AllgemeinManfred Henle: Die Verleihung des Karlspreis 2023 – ein Essay über das Gute und das Böse
1. Das Unermessliche – eine sittliche Verpflichtung
2. Die Inkarnation des Guten – im Garten Eden
3. Die Ausrottung des Bösen
4. Das Heldenlied auf das Unermessliche
5. Ausblick: Kriegsmoral und Gewaltverherrlichung
Die Verleihung des Karlspreises 2023 erweist sich als integraler Bestandteil der gegenwärtigen Kriegsmoral, dem wesentlichen Kern jeder Kriegspropaganda, in die die Atmosphäre und der Geist der Zeit getaucht sind. Kein Zweifel:
Es macht schier fassungslos, in welcher Geschwindigkeit sich ein Denken breit macht, das den Feind besiegen, das Militär als Mittel der Feindvernichtung aufrüsten und das nationale Interesse an der Feindbekämpfung stärken will. (N.Wohlfahrt/J.Schillo, 2023)[9]
Den mit „guten Willen“ (Kant) ausgestatteten Friedensstiftern des in der NATO versammelten Westens ist es gelungen, den Idealismus des Volkes mittels des moralischen Ideals des sittlich Guten und seiner Inkarnation im Westen so zu bearbeiten und zu bedienen, dass die erwünschte Kriegsmoral in den westlichen Völkerschaften durchgesetzt ist und die Völkerschaften die ihnen dargebotenen Abstraktionen leben. Der Globale Süden ist davon weitgehend noch unberührt. Allerdings droht, dass auch der Globale Süden der Gewaltverherrlichung und ihrer ausgreifenden Umsetzung durch das in der westlichen Hemisphäre beheimatete Gute bald nicht mehr entkommen kann, da er sich praktisch belehren lassen muss:
Geschichte baut sich auf Siegen auf, obwohl sie auch an Niederlagen erinnert.
Es gab Illusionen, dass nicht Siege, sondern angeblich andere Bausteine für die Geschichte möglich seien, aber solche Illusionen führten zum Verschwinden oder bestenfalls zu vielen Jahren des Schweigens in der Geschichte derer, die an sie glaubten. Illusionen werden zum Tod. (Selensky)
Wird das umgesetzt, dann wird es wohl für die kommenden Generationen weltweit heißen:
Die Kinder sind im Frieden zukünftiges Material der Ausbeutung und im Krieg das Ziel der Sprengstoffe und Giftgase. (Horkheimer, 1932).
https://overton-magazin.de/top-story/die-verleihung-des-karlspreis-2023-ein-essay-ueber-das-gute-und-das-boese/
Sorry, aber diesen Text kann man sich schenken!
Wenn es um das Verhältnis von Politik und Moral geht bzw. von Politik und den Idealen über sie, dann gibt es viel verständigere Texte.
Und was die Tradition des Verleihens von Preisen angeht, mit der Politik und Gesellschaft sich auf die Schulter klopfen, ist das ein anderes Kapitel obendrauf. Aber der Verfasser Henle wirft das alles ziemlich durcheinander in seinen philosophischen Überlegungen.
Es gibt einige Leser-Kommentare bei Overton dazu. Der von „Krim“ ist der einzige, der auf den Text eingeht und auf einige Widersprüche hinweist.
Ich empfehle zu den o. g. Themen Artikel aus dem Gegenstandpunkt. Zuletzt und aktuell aus dem Heft 1-23 zur Fußball-WM in Katar:
Kapitel II. Deutschland spielt (nicht) mit: Selbstdarstellung und Selbstbespiegelung einer mächtigen Nation und ihrer anspruchsvollen Öffentlichkeit.
https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/katar-2022-un-beliebteste-wm-aller-zeiten#sectionidm139
Oder etwas Grundsätzlicher:
Die Moral auf dem Vormarsch – die Patrioten machen mobil
https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/moral-auf-vormarsch
Wir, die IDA möchten schon klarstellen, worum es im imkriminierten Text geht:
Der vorliegende Text hat, wie bereits im Titel ersichtlich, zum Thema den stattfindenden und weiter projektierten Umgang des bürgerlichen Staates mit dem moralischen Idealismus bzw. Patriotismus des deutschen Volkes wie der europäischen Völkerschaften in der westlicherseits institutionalsierten Zeitenwende gegen Russland. Adressat ist damit der Idealismus, die patriotische Moral der Leute als ethische Gesinnung, die zwischen Gut und Böse ziemlich gut zu unterscheiden weiß. Verlangt ist im laufenden Krieg gegen Russland und darüber hinaus von den Völkerschaften eine Sittlichkeit mit einem Zeitenwende-Tugendkatalog, der es in sich hat. Gefordert, gelobt und gefeiert wird mit dem Karlspreis demgemäß ein „Unermessliches.“ (O.Scholz) Wie der Erfolg gegen Russland im Urkainekrieg unter Forderung, Inanspruchnahme und Bearbeitung des Idealismus des „Unermesslichen“ der ukrainischen und europäischen Völkerschaften seit 24.2.2022 gehen soll und bislang recht gelungen geht, zeichnet der Text Schritt für Schritt nach. Das ist das Eine.
Das Andere ist: Die Verständnis- und Begriffslosigkeit, mit der Klarheit dem Text begegnet, münzt er um im einfach hingeworfenen „Argument“, „der Verfasser wirft das alles ziemlich durcheinander“. Aha! Weiters betätigt sich Klarheit‘ Verständnislosigkeit darin, dem Text eine „Philosophie“ unterzuschieben, weil der Text (u.a.) ein paar recht erhellende Zitate von Hegel über das Gute und das Böse in Anschlag bringt. Schliesslich kann oder will Klarheit nicht zur Kenntnis nehmen, dass die Karlspreis-Verleihung an Selenksyi und dem ihm unterstellten ukrainischen Volk in Kriegs-Zeitenwende und antirussischem Ukrainekrieg etwas restlos anderes ist als „die Tradition des Verleihens von Preisen.., mit der Politik und Gesellschaft sich auf die Schulter klopfen…“ Außerdem weist Klarheit auf Krim’s Kritik hin. Die Replik auf Krim’s Ungereimtheiten findet sich ebendort.
hallo ida, wahrscheinlich ohne absicht, hast du jetzt nochmal vorgeführt, worin das problem des textes von m.h. besteht. nämlich in dem pathosgeschwängerten duktus des textes. hier von einem inkriminerten text zu reden, ist schon eine maßlose übertreibung. genau wie der vorwurf der verständnis- und begriffslosigkeit. und natürlich ist der karlspreis ein moralischer schulterklopfer für unseren mann in der ukraine. im übrigen: wer bist du eigentlich, ida?
@Klarheit
Eine Anmerkung zu einer sachlichen Prüfung nicht standhaltenden Aspekt
der Einlassungen eines Krims in „Overton“
Krim findet es nicht logisch, eine Abhängigkeit in ein Mittel umzudeuten. Natürlich
unterstellt die Sicht auf den Staat als Lebensbedingung die grundsätzliche praktische
Affirmation von Verhältnissen, die sich unter Ausbeutung durch Lohnarbeit zusammen-
fassen. Der Artikel-Schreiber redet aber erst mal davon, wie der Lohnarbeiter in
Verhältnissen sich umtreibt, denen er zunächst mal alternativlos ausgesetzt ist. Er
ist eben darauf verwiesen nicht zuletzt aufgrund viel staatlicher Gewalt und deren
Vorschriftenwesen, wie er seine Existenz als Dienst am Geld, Kapitalreichtum
zu fristen hat. Und dafür: sich als Lohnarbeiter durchschlagen zu können, dafür
ist der Staat ihm unerlässliche Bedingung. Die Erklärung des praktischen Vollzugs
unbekömmlicher ökonomischer Verhältnisse ist das eine. – Das andere ist die
Frage dessen, das Sich-Einrichten in Lohnarbeiten kritisch aufzugreifen, als fatalen
Fehler Lohnarbeitender zum Gegenstand von Agitation, Aufwiegelung zu machen.
Es ist aber ein Fehler des Krim, die Erklärung dessen, wie und warum der Lohnar-
beiter sich mit seiner Ausbeutung arrangiert in einen Topf zu werfen mit der
kritischen Distanz dazu als Konsequenz einer Einsicht ins ganze kapitalistische
Bereicherungswesen und in die Rolle einer monopolistischen Gewalt darin.
@Karla Kritikus
Dein Bezug gilt nicht mir, sondern Krim. Ich habe nur darauf hingewiesen, dass er als einziger Widersprüche ausgemacht hat, mich auf diese aber nicht inhaltlich bezogen. Somit war er für mich seinerzeit der einzige, der sich auf den Text analytisch bezogen hat und nicht wie üblicherweise die meisten anderen Kommentatoren, ihm eine Botschaft abgelauscht haben, auf die sie sich dann pro oder contra geschmacklich beziehen. Allein dieses besondere „Bemühen“ fand ich erwähnenswert.
Ich gestehe dir aber zu, da ich Krim aus anderen Diskussionsforen „kenne“, dass er gerne polemisch formuliert und insbesondere eine Anti-GS-Haltung pflegt.
Wenn man sich schon zu so einer Preisverleihung äußern will, dann doch mal vielleicht nach der Art:
Wer vergibt aus welchem Grund und nach welchen Kriterien (politkulturelle) Preise: Karlspreis, Friedenspreis des dt Buchhandels, Friedensnobelpreis etc?
Was sagt das über den Geehrten aus Sicht der Preisverleiher aus?
Welche Botschaft an die Öffentlichkeit ist damit verbunden?
@Klarheit
Zum Formellen: Meine Einlassungen bezogen sich explizit auf Ausführungen des Krim
anlässlich Deiner Erwähnung eines Kommentars desselben zu dem Artikel v. M. Henle.
Allerdings erwecken deine Ausführungen den Eindruck, als könntest Du dem Kommentar
des Krim etwas abgewinnen – ohne dass du im einzelnen drauf eingegangen bist.
Im Übrigen kann man durchaus der Gegenposition sog. Internationaler Diskussionsgruppe
(mir zum ersten Mal überhaupt untergekommen), ausführlich im Overton hinterlassen,
zustimmen, auch wenn es etwas sperrig daherkommt, wie es formuliert ist.
Ich für meinen Teil habe einen eher untergeordneten Gesichtspunkt aufgegriffen:
das praktisch erzwungene Eingehaustseins in Verhältnissen, die man sich nicht ausgesucht
hat, und wie denen Unterworfene erst mal nicht entkommen, wie sie darin ihr Dasein
fristen – von dem Verwiesensein darauf, wie man in Abhängigkeit von den Erpressungshebeln
von Staat und Kapital zu einem Lebensunterhalt kommt, ist zu trennen das Aufgreifen dessen,
warum, inwiefern es ein Fehler ist, sich zum Mittel der ökonomisch und politisch Mächtigen
zu machen. Oder anders: der Staat samt Rechtswesen s i n d Existenzbedingungen
auf der Grundlage dessen, a l s Lohnarbeiter zu dem Seinen zu kommen. Dass diese
Bedingungen und wofür sie welche sind, dem Arbeiter nicht gut bekommen, wäre der
Auftakt zur praktischen Agitation gegen gesellschaftliche Umstände, die den Materialismus
der Leute notwendig und wiederkehrend in Armut münden lassen.