Renate Dillmann: Staatswohl vor Aufklärung
Von webmaster • Mai 29th, 2023 • Kategorie: AllgemeinRenate Dillmann: Staatswohl vor Aufklärung
Seit Beginn des russischen Kriegs in der Ukraine arbeiten die deutschen Mainstream-Medien unermüdlich daran, die nötige moralische Unterstützung für die Regierungs-Linie zu erzeugen – mit Erfolg.
Ohne es bislang mit grossen und praktisch störenden Protesten zu tun zu bekommen, liefert Deutschland immer mehr und immer schwerere Waffen direkt in ein Kriegsgebiet und rüstet seine Bundeswehr mit viel Geld zur drittstärksten Armee der Welt auf.
Kritische Nachfragen gelten allenfalls dem Zaudern des Kanzlers bei den „notwendigen“ Waffenlieferungen in die Ukraine und der Frage, ob die Hundert Milliarden für die „Zeitenwende“ nicht viel zu knapp gerechnet sind. Pazifismus und die früher üblichen Bedenken gegen Aufrüstung und eine offen militante Aussenpolitik sind in der deutschen Öffentlichkeit mittlerweile völlig out.
Auch die durchaus harten finanziellen Folgen, die massiv steigende Preise als Folge der deutschen Sanktions- und Verschuldungspolitik für abhängig Beschäftigte hierzulande bedeuten, werden von der Bevölkerung geschluckt. Die Gewerkschaften handeln zurzeit eine Reallohnsenkung nach der anderen aus.
Die Medien haben massgeblich zu dieser Haltung der deutschen Bevölkerung beigetragen. Werfen wir einen prüfenden Blick auf ihre Leistungen im letzten Jahr.
Verwandlung von Gründen in Schuldfragen
Moralisierende Sprachregelungen
Dämonisierung des Gegners
De-Kontextualisierung
Was berichtet wird, was nicht
Emotionalisierung
Fazit
Als Fazit lässt sich feststellen: Würde man die Leistung der deutschen Medien im Ukraine-Krieg an Zielen wie Informationsweitergabe und nüchterne Aufklärung messen, wäre die Bilanz düster. Das erlaubt einen Rückschluss: Journalist*innen in Deutschland sehen ihre Aufgabe mehrheitlich offensichtlich darin, eine Parteinahme für die Nato-Linie und die unbedingte Verurteilung Russlands zu erzeugen. Das wiederum sollte man als Lehrstück über die Funktion der Medien in der Demokratie auffassen. Mit ihrer parteilichen und moralisierenden Berichterstattung tun Journalist*innen alles dafür, eine loyale Heimatfront herzustellen.
Faktizität, Rationalität, Kontroversität und Logik werden von den Medienschaffenden in Kriegszeiten geopfert für die „gute Sache“. Mögen sie in Friedenszeiten die Regierung kritisch am Massstab von Erfolg und Anstand bei der Ausübung ihrer Ämter beobachten, sind sie im Krieg ganz um die ideologische Unterstützung „ihrer“ Nation bemüht. Und genau darin sind sie die „Vierte Gewalt“. Die Frage im Anschluss müsste nun übrigens heissen: Warum wird ihnen das eigentlich alles geglaubt…?
https://www.untergrund-blättle.ch/gesellschaft/medien/staatswohl-vor-aufklaerung-7714.html
Der Artikel auch im ND:
Medien im Ukraine-Krieg: Staatswohl geht vor Aufklärung
In der Ukraine herrscht Krieg und daran ist auch Deutschland beteiligt. Eine Medienanalyse
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1173377.vierte-gewalt-medien-im-ukraine-krieg-staatswohl-geht-vor-aufklaerung.html
Eine wichtige Klarstellung zum ND-Artikel:
Erklärung von nd/die Woche:
„Im Artikel „Medien im Ukraine-Krieg: Staatswohl vor Aufklärung“ von Renate Dillmann wurden im Zuge der Endredaktion zwei Sätze eingefügt:
„Putin ließe sich zwar durchaus als Massenmörder bezeichnen, betrachtet man etwa das Vorgehen der russischen Armee in Syrien und ihre gezielten Luftangriffe auf zivile Infrastruktur und Zivilisten. Die große Empörung darüber war in der deutschen Presse jedoch ausgeblieben, da Putin vor der Invasion in der Ukraine noch als Partner der deutschen Politik und Wirtschaft gegolten hatte.“
Diese Sätze stammen nicht aus der Feder der Autorin, die in Kriegen weder Partei ergreifen noch die Rolle einer moralischen Richterinstanz einnehmen will, und wurden von ihr auch nicht autorisiert. Wir bitten um Entschuldigung für dieses Verfahren.“
https://www.renatedillmann.de/artikel/