KoKa Augsburg: Was sind die Linken?
Von webmaster • Jan. 23rd, 2023 • Kategorie: AllgemeinWer »die Linken« sind, von denen — sei es von ihnen selber, sei es von der bürgerlich-demokratischen Öffentlichkeit — so pauschal immer gesprochen wird, ist leicht zu beantworten: Es sind eine ganze Anzahl von mehr oder weniger losen Vereinigungen und einige gedruckte Blätter sowie Internetpräsenzen. Ein sehr heterogenes Spektrum, so daß man sich fragt, wo liegen die Gemeinsamkeiten, die dem Begriff »die Linken« unterstellt sind.
[…]
Vielleicht als etwas detailliertere Ergänzung, nicht als Widerspruch, folgender Artikel:
https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/eine-linkspartei-fuer-deutschland
Ja, gut, mit dem GS-Artikel von 2007 stellt sich nun die Frage,
wie ist es zu erklären, daß es der Linkspartei nicht gelungen ist,
all die Linken in sich zu vereinigen (und damit zu einer großartigen Partei zu werden).
Eine inhaltliche Debatte über die Gemeinsamkeiten (und Differenzen) fand damals nicht statt,
die Gemeinsamkeiten d.h. ein gemeinsames Interesse wurde einfach unterstellt.
Das wäre inklusive einer kleinen Bilanz der Linkspartei einen Extra-Artikel wert,
weil der KoKa-Artikel über DIE LINKEN ja nicht über die Linkspartei DIE LINKE
geht und auch nicht gehen sollte.
Über die Linken zu reden und deren verschiedene Richtungen zusammenzufassen ist eine Sache.
In jedem Fall ist es nützlich, ihr nehmt einen Text, auf den ihr euch bezieht. Außer der Partei DIE LINKE gibt es noch MLPD, DKP, dazu sicher noch diverse Intellektuelle – sicher auch „attac“- dazu traditionell linke Parteien z B in Italien, Frankreich, Griechenland etc. Was die eint und trennt, wäre dann zu klären.
Hier der Hinweis auf 3 Artikel und eine Buchempfehlung. Auch Linke anderer Länder werden hier kritisiert.
Bezogen auf eine Gemeinsamkeit der Linken nach dem Ende der SU ist folgender Artikel, in dem zur Sprache kommt, wie Linke sich auf den Staat beziehen und was sie ihm vorwerfen.
https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/linke-selbstbespiegelung#section5
Radikale Linke nehmen schweren Herzens Abstand von der Illusion, gesellschaftlichen Widerstand zu repräsentieren und die Kräfte des Guten schon am Werk zu sehen. Was übrig bleibt, ist entschiedener Moralismus und das gute Gefühl, sich selber treu zu bleiben – trotz allen Erfolgen des Kapitalismus. Dem wollen sie auch weiterhin den Vorwurf nicht ersparen, gegen alle Ideale einer geist- und verantwortungsvollen Politik zu verstoßen. Statt die Notwendigkeit kapitalistischen Treibens aufzudecken, halten sie ihm seine Unmoral vor, entdecken überall Zerstörung, Ungerechtigkeit und Sittenwidrigkeit – und legen damit das Bekenntnis ab, daß sie vom Glauben an eine bessere demokratische Politik nicht lassen wollen, die sie in der stattfindenden Demokratie vermissen. Aus lauter Verantwortung für die Menschheit sind sie dagegen – und trösten sich mit dem Bewußtsein, garantiert die besseren Deutschen zu sein, irgendwo zwischen Kants kategorischem Imperativ, Judenfrage, Sandino Dröhnung und Kulturkritik.
(…)
Jetzt stören sie nicht mehr und wollen mehrheitlich auch gar nicht stören, sondern beitragen. Damit ist aber auch ihre Rolle vorbei. Selbst das kurzzeitig interessante öffentliche Abschwören ist nicht mehr gefragt. Dennoch, sie haben noch einen bescheidenen Platz im öffentlichen Leben, an dem ihnen so viel gelegen ist. Als Szene, die sich immer noch und schon wieder mit sich beschäftigt.
https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/linke-zur-krise#section11
Der Fehler, den sie dem System nachsagen, besteht ja in nichts anderem als seiner Korrektur- und Regulationsbedürftigkeit: Sie lassen die kapitalistische Mehrwert-Produktion als notwendige und effektive „Realwirtschaft“ hochleben, die die Grundlagen für die allgemeine Wohlfahrt legt, und monieren, dass deren schöne Möglichkeiten durch eine ungerechte Verteilung verspielt werden; so sehr, dass darüber sogar Kontinuität und Stabilität der Produktion Schaden nehmen. Derartige Systemkritik ist ein einziger Ruf nach der korrigierenden Staatsmacht, die die guten Seiten der Produktionsweise gegen ihre immanente Selbstgefährdung abzuschotten und dem asozialen Konkurrenzsystem Gemeinnützigkeit und Haltbarkeit abzuringen hat. (…)
Der Kapitalismus selbst interessiert die Linken nicht. Es gibt ihn nun einmal, seine Mängel sind ein alter Hut – es kommt darauf an, was die Politik daraus macht. Interessant finden sie dagegen „Entwicklungstypen“ und „Regulationsmodelle“ des Kapitalismus, den sie selten ohne spezifizierendes Beiwort im Mund führen: Sie verdammen den „reinen“, „entfesselten“, „ungezügelten“, „finanzgetriebenen“, „Kasino-“ und „Turbo-“Kapitalismus, und grenzen ihn von dem „gezähmten“, „sozialen“, „rheinischen“ Kapitalismus ab, den sie im Rückblick ganz akzeptabel finden. Aller Unterschied, der sie interessiert, fällt in alternative Strategien der Staatsmacht, ihren Kapitalismus zum Blühen zu bringen. In diesen Alternativen engagieren sie sich, an ihnen entscheidet sich für sie, ob üble Ausbeutung vorliegt oder ein passabler Klassenkompromiss. Regulierung ist links. Feind der Linken ist eine Politik, die das auch nach linker Meinung erforderliche Kapitalwachstum dadurch anzukurbeln strebt, dass sie den Kapitalisten zu Lasten der Löhne, der sozialen Sicherungssysteme und des Steueraufkommens erweiterte Freiheiten einräumt und Gewinnchancen eröffnet. Diese Regulierung nennen sie, nicht ganz zu Recht, aber im Einklang mit ihren neoliberalen Gegnern: Deregulierung.
https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/sozialdemokratische-wahlsiege
Die Arbeiter einer Nation brauchen nichts als Arbeitsplätze; die gibt es bestenfalls dann, wenn kapitalistische Firmen vom jeweiligen Heimatboden aus Konkurrenzerfolge gegen andere anderswo erzielen; also gebietet der proletarische Internationalismus heute Rücksichtslosigkeit, insbesondere gegen soziale und Lohnansprüche der heimischen Arbeiter, im Konkurrenzkampf der Nationen um Geschäftsanteile. Die europäische Linke jedenfalls hat begriffen, daß – fast so, wie ihre Gründerväter es gemeint haben – ein kapitalistisches Vaterland und die materiellen Bedürfnisse des lohnarbeitenden Fußvolks einander ausschließen; daraus hat sie den Schluß gezogen, daß es dem Vaterland in der kapitalistischen Konkurrenz schon ganz besonders gut gehen muß, wenn für die Arbeiterklasse eventuell doch etwas, nämlich ein vergüteter Arbeitsdienst abfallen soll.
Außerdem findet man im Buch „Der Fall Griechenland“ Ausführungen speziell zur linken Tsipras-Regierung.