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Björn Hendrig: Inflation trifft vor allem Geringverdiener

Von • Aug. 26th, 2022 • Kategorie: Allgemein

Björn Hendrig: Inflation trifft vor allem Geringverdiener

 

Um an Mittel fürs Leben zu kommen, braucht man im Kapitalismus Geld.

Deshalb müssen es alle wollen – mit verheerenden Folgen für die Mehrheit. Das Geld, was sonst (Teil 1).

 

„Inflation trifft vor allem Geringverdiener“ titelte die Süddeutsche Zeitung Mitte August, und viele andere Medien formulierten ähnlich:

Die Politik sieht „Handlungsbedarf“. Die Preise steigen erheblich, besonders bei Strom, Gas und Kraftstoffen, aber auch andere Lebensmittel legen seit einiger Zeit kräftig zu. Ein Ende ist nicht in Sicht, im Gegenteil – vor allem das Heizen wird im kommenden Winter drastisch teurer werden.

Das trifft all jene hart, die zu wenig Geld haben, um das bezahlen zu können. Ihnen drohen eiskalte Wohnungen, Kündigungen ihrer Vermieter und Energieversorger, frierende und hungernde Kinder und viele weitere existenzbedrohende Einschränkungen.

Ohne Geld kommt man hierzulande an kein Lebensmittel. Das weiß jeder, und jeder findet das ganz normal. Weniger verbreitet ist die damit verbundene Schlussfolgerung, dass das Geld die Leute von den Lebensmitteln erst einmal trennt. Einfach so nach den Bedürfnissen der Menschen das Notwendige herstellen und verteilen? Das geht natürlich gar nicht und gilt als weltfremd.

 

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Was für ein Zusammenhang: Damit die Unternehmen weiter genug Geld scheffeln können, müssen diejenigen, die das mit ihrer Arbeit ermöglichen, auf Geld verzichten, das ihnen ihren bisherigen – ohnehin bescheidenen – Lebensstandard finanziert.

 

Teil 2: Notfall Rettungsstelle

 

https://www.heise.de/tp/features/Inflation-trifft-vor-allem-Geringverdiener-7244536.html?seite=all

2 Responses »

  1. Björn Hendrig: Notfall Rettungsstelle

    Um an Mittel für’s Leben zu kommen, braucht man im Kapitalismus Geld. Deshalb müssen es alle wollen – mit verheerenden Folgen für die Mehrheit. Das Geld, was sonst? (Teil 2).

    Geld entfaltet seine Wirkungen auch im Gesundheitswesen. Rettungsstellen gelten etwa in Krankenhäusern als nicht ausreichend finanziert. Darauf verwies neulich der Konzern Vivantes.

    Er antwortete damit auf den Vorwurf des Betriebsrats, in der Rettungsstelle eines Berliner Krankenhauses werde die Mindestbesetzung an Personal täglich unterschritten. Man könne, so ein Vivantes-Manager gegenüber dem Betriebsrat, „kein Geld in einen Bereich stecken, der keinen Gewinn erwirtschaftet“.

    Teil 1: Inflation trifft vor allem Geringverdiener

    Daher komme es dort besonders zu Einsparungen (ebenda). Vivantes plädiert aus diesem Grund für sogenannte Vorhaltekosten, die die Kassen den Krankenhäusern erstatten sollen. Die Fallpauschale allein reichte nicht aus. Im Übrigen sei man durchaus auf Suche nach Personal. Es sei aber derzeit leider nur schwer zu finden.

    Gesundheit kostet Staat und Unternehmen notorisch zu viel

    Pharma, Kassen, Ärzte: Geld spielt die entscheidende Rolle

    Um ihren möglichst großen Anteil am Geld streiten sich im Gesundheitswesen eben eine Menge Akteure. Wenn Leistungen gestrichen, Krankenhäuser geschlossen, Betten und Personal abgebaut werden und notorisch für die Pflege zu wenig gezahlt wird – immer geht es um das liebe Geld. Ein ziemlich sachfremdes Kriterium, vorsichtig formuliert (ausführlicher dazu siehe auf Telepolis: „Warum Gesundheit gar nicht unser „teuerstes Gut“ ist“).

    Teil 3: Wir müssen länger arbeiten

    https://www.heise.de/tp/features/Notfall-Rettungsstelle-7244530.html

  2. Björn Hendrig: Wir müssen länger arbeiten

    Um an Mittel fürs Leben zu kommen, braucht man im Kapitalismus Geld, was sonst. Deshalb müssen es alle wollen – mit verheerenden Folgen für die Mehrheit. Das Geld, was sonst (Teil 3 und Schluss).

    Martin Werding sorgt sich – und ist glücklich. Der Bochumer Wirtschaftsprofessor hält die Lage im deutschen Sozialsystem für „dramatisch“ – und freut sich, nun in den Sachverständigenrat der Bundesregierung berufen worden zu sein. Da kann man sich dann schon mal mit einer starken Ansage bei Politik und Kapital vorstellen1:

    „Die Lohnnebenkosten steigen so, dass Deutschland weniger wettbewerbsfähig wird und Jobs verloren gehen…(Deshalb – B.H.) brauchen (wir) ein höheres Rentenalter… (Es) sollte bis 2042/43 auf 68 Jahre steigen und bis 2054/55 auf 69.“

    Natürlich geht es auch hier ums Geld. Und zwar vornehmlich um das von Staat und Wirtschaft. Da tut sich ein „gewaltiges Finanzloch“ auf, und die Unternehmen können kaum noch international konkurrieren, weil sie so viele Beiträge in die Sozialversicherungen zahlen müssen.

    Teil 1: Inflation trifft vor allem Geringverdiener
    Teil 2: Notfall Rettungsstelle

    Was selbstverständlich dazu führt, dass sie dann eben Leute rausschmeißen müssen. Ganz normal in einer Gesellschaft, die auf Geldvermehrung beruht. Wenn aus den Arbeitnehmern kein Gewinn mehr herauszuholen ist, sind sie halt überflüssig

    Den frischgebackenen Wirtschaftsweisen Werding beschäftigt, wie in Zukunft die Renten finanziert werden können. Er stellt dazu demographische Daten gegenüber2:

    „Zur Jahrtausendwende kamen auf 100 Bürger im Berufsalter zwischen 15 und 64 Jahren 20 ältere Menschen. Heute sind es schon 30 Senioren. Und 2035 werden es bis zu 50 sein.“

    Was zur Folge habe, dass die nötigen Sozialbeiträge für Betriebe und Beschäftigte von aktuell 40 Prozent des Bruttogehalts bis 2035 auf 48 Prozent steigen müssten.

    Renten-„Versicherung“ – ohne Geld-zurück-Garantie

    Das Problem mit den Renten haben nicht die Rentner, sondern der Staat

    Die Rente – ein einziger ungemütlicher Zwang

    Das hat der Wissenschaftler wirklich schlau überlegt: Wenn weniger Bürger aktuell in die Rentenversicherung einzahlen als früher, und sie demnächst noch weniger werden, dann müssen die einfach länger einzahlen. Außerdem beanspruchen sie die Rentenkasse für entsprechend kürzere Zeit – Leben dauert gottseidank ja nicht ewig.

    Das spart also doppelt den nötigen staatlichen Zuschuss. Zynisch ist das selbstredend nicht, sondern gilt als seriöser und sachlicher Vorschlag, auf den übrigens Werding kein Monopol in seiner Zunft hat. Ein deutscher Ökonom kümmert sich heutzutage darum, dass Staat und Kapital möglichst optimal funktionieren.

    Eine unabhängige Analyse des vorhandenen Wirtschaftssystems ist von diesen Parteigängern des Hier und Jetzt nicht zu bekommen. Dann müssten sie ja glatt wissen, was Geld ist – und es womöglich wegen seiner verheerenden Wirkungen kritisieren (was zum Beispiel Wolfgang Möhl und Theo Wentzke in ihrem Buch „Das Geld“ tun3). (Björn Hendrig)

    https://www.heise.de/tp/features/Wir-muessen-laenger-arbeiten-7244544.html

    Wolfgang Möhl / Theo Wentzke
    Das Geld
    Von den vielgepriesenen Leistungen des schnöden Mammons

    – Von den vielgepriesenen Leistungen des schnöden Mammons
    – Einige Wahrheiten, Ware und Geld betreffend
    – Geld – das ‚reale Gemeinwesen‘
    – Geld im Systemvergleich
    – Das Geld des Staates

    https://de.gegenstandpunkt.com/publikationen/buchangebot/geld