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Suitbert Cechura: Der Krieg in der Ukraine – eine Hoch-Zeit der Heuchelei

Von • Apr. 8th, 2022 • Kategorie: Allgemein

Suitbert Cechura: Der Krieg in der Ukraine – eine Hoch-Zeit der Heuchelei

 

Wie die Opfer einer Seite zur Propaganda gegen die andere benutzt werden.

 

Seit Beginn des Krieges sind die Medien voll von Berichten über Zerstörung und Vertreibung, bei denen ausführlich die Betroffenen zu Wort kommen und Anteilnahme auslösen. Mit den Toten von Butscha wurde diese Berichterstattung auf einen Höhepunkt getrieben. Dass menschliches Leid ein Gefühl von Mitleid auslöst oder auslösen kann, ist nicht verwunderlich. Verwunderlich ist jedoch, dass dieselben Berichterstatter oder Politiker, die ihr Mitgefühl mit den Opfern zum Ausdruck bringen, für verstärkte Waffenlieferungen eintreten oder über diese entscheiden und damit das Töten und die Zerstörung weiter anheizen und befürworten. Offenbar wird hier das Gefühl nicht einfach ausgedrückt, sondern Gefühle werden für Kriegspropaganda benutzt.

 

„Krieg ist immer total schrecklich.“ (WAZ-Kinderseite 5.4.2022)

„Doch auch da sind besonders grausame Dinge verboten“ (Ebenda)

Die Erziehung zum Töten

Der Sieger bestimmt das Recht

 

Die Anklage des Kriegsverbrechens wird daher immer auch von allen Parteien erhoben und ist von daher schon von ihrem Ausgangspunkt verlogen. Wer Kriegsverbrecher ist und wer nicht, darüber entscheiden nicht die Gräueltaten des Krieges, sondern sein Ergebnis. Wer gewinnt, bestimmt das Recht, und wer verliert, wird liquidiert wie Gaddafi oder vor Gericht gebracht wie Karadzic oder Milosevic. Deshalb ist es nicht ohne Ironie, dass die Weltmacht Nr. 1, die USA, Putin vor ein Kriegsgericht bringen will, das sie selber nicht anerkennt und vor dessen Richterspruch sie ihre Soldaten bewahrt, ganz gleich ob sie foltern oder nicht.

Zu Beginn des Krieges wurden in den Medien ukrainische Bürger vorgestellt, die heldenhaft ihre Flaschen mit brennbarer Flüssigkeit füllten und bereit waren, diese gegen Panzer einzusetzen. Wie dieser Kampf ausgehen würde, war abzusehen. Wenn nun die gleichen Medien Krokodiltränen über tote Zivilisten verströmen, dann ist die Heuchelei kaum noch zu überbieten. In den gleichen Medien wurde fast hämisch vermeldet, dass die russischen Militärs, wollten sie erfolgreich die Ukraine erobern, nicht um einen verschleißträchtigen Häuserkampf herum kommen würden. Was ja nichts anderes bedeutet, dass ukrainische Soldaten sich in Wohnhäusern verbarrikadieren. Wenn diese dann beschossen und zerstört werden, was auch immer Tote bei den Bewohnern bedeutet, dann wird Russland wegen des Beschusses von Wohngebäuden angeklagt und die Betroffenen zum Material der Kriegspropaganda gemacht. Und so fällt es weder den Medien noch den Politikerinnen schwer, den sofortigen Übergang von der Demonstration der eigenen Erschütterung zur Forderung nach mehr Waffen und damit mehr Zerstörung und Toten zu machen.

 

https://krass-und-konkret.de/politik-wirtschaft/der-krieg-in-der-ukraine-eine-hoch-zeit-der-heuchelei/

3 Responses »

  1. Wobei bei mir steht, dass ein Florian Rötzer der Autor ist – nicht Cechura wie angegeben.

  2. Ja, darüber bin ich auch gestolpert. Cechuras Artikel-Verzeichnis bei K&K weist allerdings ihn als Autoren aus:
    https://krass-und-konkret.de/autoren/suitbert-cechura/

  3. Suitbert Cechura: Zur Gewaltaffinität des Mainstream-Journalismus
    Vierte Gewalt revisited

    Seit gut zwei Monaten überschlagen sich die Meldungen in Sachen Ukraine und Russland. Eine erstaunliche mediale Leistung wird erbracht, die der Öffentlichkeit auf Ansage der politischen Führung einiges an Zeiten- und Gesinnungs-Wende zumutet (vgl. Wende in der europäischen Flüchtlingspolitik). Und kritisch registriert wird die ganze Informationsflut fast nur noch in der Gegenöffentlichkeit der sozialen Medien.

    Selbstverständlich ist das mediale Getöse ja nicht: Was 20 Jahre Afghanistan-Krieg unter US-Führung (und Beteiligung u.a. ukrainischer Truppen), der rotgrün mitgetragene Überfall auf Serbien 1999, der Deutschlands Militär auf die europäische Bühne zurückbrachte, sowie dauernde Kriegseinsätze der NATO-Staaten (mal mit, mal ohne völkerrechtliche Legitimation) nicht schafften, hat Putin in kürzester Frist zustande gebracht.

    Jetzt ist die deutsche Öffentlichkeit bis zum höchsten Grade in Militärdingen alarmiert und sensibilisiert, so dass blutige Laien z.B. lernen, beim Tötungsgerät zwischen „leichten“ und „schweren“ Waffen (ab fünf Tonnen?) zu unterscheiden. Tagtäglich wird man über die Gefährdung des Weltfriedens (des-)informiert und die blaugelb eingefärbte Öffentlichkeit verlangt eine ganz neue Empathie mit den Opfern des imperialistischen Staatenverkehrs. Sprich: mit ganz bestimmten Opfern und nicht mit Hinz und Kunz aus Afghanistan, Irak oder Libyen, denen ihr Zuhause von NATO-Bomben zertrümmert wurde.

    Ein Gewaltmonopol – und seine plurale Ausgestaltung

    Dem Volke, der Führung und ihrer Einheit dienen

    Eine Informationspflicht für pflichttreue Bürger

    Meinungs- und Willensbildung – wozu?

    Kämpfer für die Meinungsfreiheit – ihrer Nation

    Journalisten muss man eben nicht vorschreiben, was sie zu schreiben oder zu melden haben. Mit ihrem Verantwortungsbewusstsein für die Nation liegen sie immer schon richtig. Und so ist es weder verwunderlich, noch gilt es in der Branche als anstößig, wenn regelmäßig nach einem Regierungswechsel eine ganze Reihe von ihnen ins Kanzleramt oder in Ministerien wechselt, um dort als Sprecher der Mächtigen zu fungieren. Geübt haben sie lange genug – und in der Branche gilt daher eine solche Berufung eher als Auszeichnung. Wie sollte auch die stolze Vierte Gewalt Berührungsängste gegenüber der wirklichen Staatsgewalt haben?

    https://krass-und-konkret.de/medien-kultur/zur-gewaltaffinitaet-des-mainstream-journalismus/