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Suitbert Cechura: Corona-Tote als Kollateralschaden verbuchen?

Von • Apr. 3rd, 2022 • Kategorie: Allgemein

Suitbert Cechura: Corona-Tote als Kollateralschaden verbuchen?

 

Neueste Klarstellungen in Sachen deutscher Pandemiebekämpfung

 

Die Infektionszahlen hierzulande explodieren und erreichen Rekordhöhen: „Das erste Mal mehr als 300.000 Neuinfektionen. Das erste Mal mehr als 1,5 Millionen Corona-Infektionen in einer Woche. Das erste Mal 4.246.200 Infizierte zur gleichen Zeit… Aktuell gibt es rund 15-mal so viel tägliche Neuinfektionen wie auf dem Höhepunkt der zweiten Corona-Welle im Januar 2021…“ (Bild am Sonntag, 27.3.2022)

Im Parlament wird gleichzeitig das Impfschutzgesetz gelockert und die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung wird auf einen Basisschutz (für vulnerable Gruppen in Form von Maskenpflicht in entsprechenden Einrichtungen) reduziert, wobei den Ländern die Möglichkeit gegeben ist, weitergehende Maßnahmen in so genannten Hotspots der Pandemie zu ergreifen. Die Ministerpräsidenten dagegen murren – so viel Föderalismus hatten sie nicht bestellt – und behalten sich vor, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen; viele verzichten auf weitergehende Maßnahmen mit dem Verweis auf den Bund.

Das erscheint alles sehr widersprüchlich, und man kann das Ganze für einen Irrsinn halten. Doch lassen sich hier auch Schlussfolgerungen ziehen, nämlich darauf, worum es in der Pandemiebekämpfung eigentlich geht und immer schon ging.

Wer oder was wird geschützt?

Normalität mit kalkulierbarer Zahl an Toten?

Was nicht heißt, dass der Umfang der Schäden ignoriert würde. Die Zahlen werden auch weiterhin erfasst und begutachtet, denn die drohenden Gefahren sind nicht verschwunden. Schließlich gibt es Rekordwerte bei den Krankmeldungen in Betrieben und Schulen, was die Funktionsweise der Gesellschaft ebenfalls gefährden könnte.

Das behalten die Verantwortlichen im Blick. Nach der Devise: Mal sehen, wo Eingriffe nötig sind und wo man sie unterlassen kann, mit welchen Risiken man, d.h. die Politik, also leben kann. Was eben auch noch eine andere Schlussfolgerung zulässt: „Die Durchseuchung wird also ohnehin kommen, fragt sich nur wie schnell.“ (Bild am Sonntag, 27.3.2022) Eine Immunisierung des Volkskörpers ist eben auf zwei Arten zu erreichen – durch Impfen und durch umfangreiche Infektionen – zwei G: genesen oder geimpft. Da ist die Politik undogmatisch, wenn nur die Normalität der Gesellschaft und Wirtschaft mit kalkulierbaren Toten wieder erreicht werden kann.

 

https://www.heise.de/tp/features/Corona-Tote-als-Kollateralschaden-verbuchen-6660902.html?seite=all

 

3 Responses »

  1. Das ist doch nichts Neues, wie der hoheitliche Seuchenbekämpfer
    das Verhältnis von (Weiter-)Betrieb des nationalen und kapitalistischen
    Feiheitsstall und volkgesundheitlicher Lage so kalkuliert, was ersterer
    an Seuchenopfern verträgt.
    Anfangs, als noch nicht der rettende Impfstoff fürs kontinuierliche
    Laufen des Standorts zur Verfügung stand, hat die Obrigkeit
    größere Beschränkungen im Standortverkehr verfügt – allerdings
    immer sogleich in der Weise, dass die Reichtumsschmieden der
    Nation möglichst davon verschont bleiben.
    Dabei ist folgender bezeichnender Zirkel im Staatshandeln unter
    Pandemiebedingungen zu beobachten: weitgehendes Runterfahren
    des Wirtschaftslebens unter Aufrechterhaltung elementarer Produktions-
    und Handelstätigkeiten wechselt sich ab mit teilweisen/sukzessiven
    Entschränkungen je nach Infektionslage – wobei der oberste Seuchenaufseher
    den Rückgang der Infektionszahlen als Folge der Beschränkungen zugleich als
    Begründung für gegenteilige seuchenpolitische Ansagen/Maßnahmen hernimmt
    und man Kenntnis darüber erhält, wie der Staat dabei mit einem tolerierbaren
    Ausmaß an Seuchenopfern operiert. Eine Ahnung davon habend, wie so der
    Entfachung neuer Infektionsherde der Weg bereitet wird, sinnt der Staat auf
    strafbewehrte Maßregeln behelfsmäßigen Charakters (Hygiene-/Abstandsregeln,
    Maskenpflicht), was sowohl die Grundsätze der Seuchenabwehr und zugleich den
    Gesichtspunkt des Wiederanfahrens von Geschäft und sonstigem Standortusancen
    vereinbar machen soll – allerdings stets neue Rückfälle in Sachen Virusbefall einschließt.

    Aktuell zeichnet sich Folgendes ab:

    Zur Normalität des nationalen und kapitalistischen Standorts gehört
    ab sofort die Corona-Epidemie als Dauerzustand

    Die Regierungszentrale in Berlin hat weitergehend als schon bisher die Weichen
    für nationale und kapitalistische Normalität gestellt – und dies angesichts höchster
    Infektionszahlen, täglich mehrerer Hundert Corona-Toten: sämtliche bundeseinheitliche
    Beschränkungen mit Ausnahme sog. Basisschutzes sollen fallen; Verlagerung der Virusbekämpfungskompetenzen im Wesentlichen auf die Länder, denen es überantwortet ist,
    wann und unter welchen Bedingungen lokale Hotspots zu definieren sind und welche zusätzliche Maßnahmen diesbezüglich ergriffen werden.

    Eine FDP-Tunte verkündet lapidar, man müsse mit dem Virus leben, mit der zynischen
    Verlogenheit des Hinweises auf i.d.R. milde Verläufe der Omikron-Variante: dass
    jenseits der Regel regelmäßig Erkrankungen mit tödlichem Ausgang zu verzeichnen
    sind und selbst Geboosterte dauerhaft mit krankmachendem Long-Covid zu leben haben
    oder das Virus ihnen genauso ihr Leben kosten kann, gehört jetzt zur Normalität – wie
    überhaupt die Pandemie nun als Normalzustand gilt, ihr Charakter als
    volksgesundheitliche Notlage ist seitens der Politik gestrichen.

    Laut Lauterbach:
    „Wir können nicht weiter das gesamte Land unter Schutz stellen, um eine kleine
    Gruppe von Impfunwilligen und diejenigen, die nicht bereit sind die Maßnahmen
    mitzutragen, zu schützen, die Balance wird geändert.“

    Na Gott sei Dank beherzigt die Mehrzahl der Untertanen das Einsehen in die
    Impfung als Weg aus einer pandemischen Notlage, dem zum zweiten durch Verfügung
    einer allgemeinen Impfpflicht staatsseitig kräftig nachgeholfen wird – und: das
    Hauptkriterium der hoheitlichen Kontrolle, egal wie das Einfangen des Virus nach wie
    vor die davon Betroffenen, auch Geimpfte und nicht nur die national unzuverlässigen
    Ungeimpften, trifft: die „Überlastung des Gesundheitswesens“ sei im Griff; dem steht
    offenbar auch nicht entgegen, wenn eine Gesundheitsministerin aus Mecklenburg-Vorpommern
    davon berichtet, wie mancherorts die Lage in den Kliniken „dramatisch“ aussehe. –
    Im Übrigen war Maßstab des „Schutz des ganzen Landes“ die seinerseits noch nicht
    beherrschbare Ausbreitung des Virus in der Weise, dass für den bürgerlichen Wirtschafts-
    und Staatsladen nicht vertretbar Volksteile signifikant als für diesen Benutzbare, ausbeutbares Menschenmaterial ausfallen könnten – wo sich der hoheitliche Pandemiebekämpfer längst
    darauf verstand, dass damit etliche Tote und dauerhaft durch das Virus gesundheitlich
    Lädierte vereinbar sind; insofern ist es in dieser zynischen Staatslogik nur konsequent,
    dass auf Impfunwillige und andere Unzuverlässige erst recht keine oder besser: schon
    gar nicht Rücksicht zu nehmen ist –wenn nur das nationale Große und Ganze auch im
    Zuge einer auf Dauer angelegten Epidemie endlich dem Normalbebetrieb des Dienstes der
    Untertanen am Kapitalreichtum inklusive dem Wachsen deutscher Staatsmächtigkeit
    zusteuern kann

    Und brandaktuell jetzt dieses:

    07. 04.2022 – Keine Einigung im Bundestag über Impfverpflichtung:

    Impfpflicht gescheitert? Von wegen: einstweilen überflüssig nach Mehrheit
    der Staatsagenten angesichts für die Obrigkeit in Kauf nehmbarer
    volksgesundheitlicher Schäden im Zuge nationaler Virus-Verseuchung
    Oder: wie Staatsagenten sich mit ihrem seuchenpolitischen Instrumentenkasten
    ins Verhältnis setzen zum einstweilen andauernden Seuchenszenario  mit Corona-
    Erkrankungsraten von 200.000 am Tag (einschließlich Long-Covid-Gesundheits-
    beeinträchtigungen ein Leben lang) und Hunderten von Todesfällen täglich

    Von wegen da wäre was gescheitert, was als ‚präventives‘ Inschachhalten des
    Wütens von Corona sich vorgenommen wurde: denn Ausgangspunkt des
    angesetzten parlamentarischen Entscheidungsbedarfs darüber, ob eine allgemeine
    Impfpflicht oder nur diejenige für bestimmte Altersgruppen angezeigt sei, ist die für
    die gewaltbefugten Seuchenmanager vergleichsweise bequeme Lage, dass jenseits
    von Impfverpflichtung die Infektionssituation nach volksgesundheitspolitischer
    Maßgabe der hohen Herren und Damen im Staatsdienst bei nach wie vor hohen
    Ansteckungsraten von über 200.000 am Tag und mehrere Hundert Toten täglich
    obrigkeitsseitig eigentlich im Griff wäre. Einstweilen lässt die Staatsmacht es
    drauf ankommen, wie sich das seuchenpolitische Geschehen im weiteren Verlauf
    ausnimmt, ob nämlich die derzeitige Corona-Variante sich totläuft, ob wegen erneut
    mutierender Variante, so wie es im bürgerlich-demokratischen Polit-Sprech heißt,
    „nachjustiert“ werden müsse. Dann sind die Pharma-Experten in Sachen angepasster
    Impfstoff fortgesetzt gefragt, wird darauf gesetzt, dass das Volk überwiegend
    gehorsam sich nachimpfen lässt – nämlich als Dienst am möglichst entschränkten
    nationalen und kapitalistischen Freiheitsstall; ansonsten auch die Parteigänger
    von „‚Freedom-Days“ doch noch ein Einsehen haben dürften, dass an umfänglicher
    Impfverpflichtung kein Weg vorbeiführt, wenn der demokratische und marktwirtschaftliche Ausbeutungsladen ungehemmt seinen Gang gehen möge.

  2. „Warum die Kopplung von Geben und Nehmen aufhören muss“ von Stefan Meretz
    https://www.streifzuege.org/2022/warum-die-kopplung-von-geben-und-nehmen-aufhoeren-muss/

    „Einfach“ formuliert, aber der Artikel scheint mir durchaus lesens- und diskussionswürdig.

  3. „Fällt die Erpressung weg, ist die Frage jedoch: Würden die Menschen das, was wir alle brauchen, freiwillig herstellen? Könnten wir uns vorstellen, dass die Verantwortung, die wir jetzt in Corona-Zeiten verstärkt füreinander empfinden, zum Grundzug unseres Handelns wird? Dass wir nicht nur in Ausnahmezeiten die notwendigen Dinge tun? Ja, dass wir sie sogar gerne tun, weil sie uns gegenseitig zu Gute kommen?

    Gewiss, die gesellschaftliche Organisation müsste sich gewaltig ändern. Aber das ist ohnehin nötig, denn wir können auch aus anderen Gründen nicht so weitermachen wie bisher. Würden wir Tausch, Geld und Markt sein lassen, gäbe es eine Reihe von positiven Nebeneffekten. Der Wachstumszwang würde entfallen, weil der Treiber des Geldes weg wäre. Das würde dem Klima gut tun, die Umweltzerstörung reduzieren und die Artenvielfalt bewahren. Wir könnten den Kapitalismus ziehen lassen und uns vom Stress erholen, den er uns schon so lange bereitet.“

    Der Artikel liegt schief: statt der staatlichen Pandemie die Gemeinheiten zu entnehmen, wie der
    Staat materielle Opfer in Gestalt von Existenzgefährdung/Potenzierung von Armut und gleichzeitig
    Stützung der Bereicherungsschmieden der Nation so und deshalb in die Welt setzt, um die Pflege
    der volksgesundheitlichen Grundlage kapitalistischer Ausbeutung für den einzigen staatsnützlichen
    Zweck zu organisieren, das der ökonomische Reibach alsbald wieder seiner nationalen und
    kapitalistischen Normalität zugeführt werden kann, erhebt sich ein S. M. darüber mit einer besseren
    Vorstellung von Wirtschaften und Viruseindämmung zugleich, wobei die Behauptung von einer gegenseitigen Verantwortung in Coronazeiten die Verharmlosung ist, das ganze staatliche Zwangssystem unter dem Stichpunkt Runterfahren des Standortverkehrs zu verklären. Warum ist denn immer schon der Staat davor mit seinen Infektionsschutzgesetzen und Notverordnungen – und damit das Gegenteil einer einvernehmlichen Regelung, wie man sich in Seuchen einer Seuche
    sinnigerweise verhalten würde? Weil es für Otto-Normalbürger als existenzielle Nötigung
    eingerichtet ist, vom Dienst am fremden Reichtum leben zu müssen und von daher jede
    hoheitliche Einschränkung wegen eines Virus schon gleich die Existenzvernichtung heißen
    würde, wo man bereits jenseits von Seuchen als Lohnarbeiter von Hand in den Mund lebt
    Vor allem: was soll das für’n Erkenntnisgewinn sein, sich ein harmonerisches Wirtschaften
    ohne Tausch als Gegenentwurf zu den Ungemütlichkeiten des Kapitalismus fröhlich durchein-
    anderzuwürfeln mit einer moralisch Überholung dessen, wie schön es doch ginge in
    einer Pandemie, die „nötigen Dinge“ zu tun?