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Renate Dillmann: Baerbock vor der UNO: Friedensrede für mehr Krieg

Von • März 9th, 2022 • Kategorie: Allgemein

Renate Dillmann:

Baerbock vor der UNO: Friedensrede für mehr Krieg

 

Die deutsche Außenministerin hat in ihrer Rede vor den Vereinten Nationen eine Lehrstunde über die „wertebasierte“ grüne Außenpolitik abgeliefert.

 

 

„Vor ein paar Tagen kam in einer U-Bahn-Station in Kiew ein kleines Mädchen zur Welt. Ich habe gehört, es heißt Mia. Ihre Familie musste Schutz suchen – wie Millionen anderer Menschen überall in der Ukraine. Schutz vor Bomben und Raketen, vor Panzern und Granaten. Sie leben in Angst, sie leben in Schmerz. Sie sind gezwungen, sich von ihren Liebsten zu trennen. Weil Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hat.“

So beginnt die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock ihre von der deutschen Presse als „emotional“ bewertete Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen.

Sie hätte natürlich auch damit beginnen können, dass eine kleine Mariam in Sanaa unter dem Hagel saudi-arabischer Bomben zur Welt kommt – Bomben, die Deutschland geliefert hat.

Oder dass eine kleine Mira in Nordsyrien vom Nato-Land Türkei (ebenfalls mit deutschen Waffen) bedroht wird.

Leid und Elend gibt es nämlich wirklich mehr als genug auf diesem Globus; vieles davon unmittelbar verursacht durch Kriege, bei denen Staaten der Nato und ihre guten Bündnispartner mitschießen und bei denen deutsche Waffen im Spiel sind.

Wenn es denn, wie mit dem Schicksal von „Mia“ suggeriert, um die miese Lage kleiner Menschenkinder (Mädchen natürlich!) ginge, könnte unsere vom Kriegselend so aufgewühlte deutsche Außenministerin sicherlich an der ein oder anderen Stelle mäßigend einwirken – auch ganz ohne UNO. Darum geht es also nicht.

Annalena Baerbocks Aufregung über das vom Krieg verursachte Elend transportiert tatsächlich ganz gezielt eine Anklage gegen einen bestimmten Staat, Russland. Dessen Krieg ist unerträglich und das von ihm verursachte Elend prangert sie an.

 

Selektives Geschichtsverständnis

Richterin über das Wohlverhalten von Staaten

Angriff auf das globale Gewaltmonopol

Russlands Krieg ist nicht gerechtfertigt

Russische Panzer schaffen keinen Frieden

Tote Flüchtlinge und gute Flüchtlinge

Sich bekennen ist Pflicht

Frieden schaffen mit deutschen Waffen

Kampf auf Leben und Tod

 

Das Leben der ukrainischen Bevölkerung wäre ganz schnell gerettet, wenn die Nato auf eine mögliche Mitgliedschaft des Landes verzichten würde. Gehört zur „Sicherheit Europas“ eigentlich nicht auch die Russlands? „Die Charta der Vereinten Nationen steht auf dem Spiel“ – wegen eines Kriegs? Dann dürfte es sie schon lange nicht mehr geben.

Und wer schützt eigentlich vor dem „mächtigsten“ Militärbündnis der Welt?

Logik und Wahrheit? Hier geht es um Höheres. Und hier spricht die Außenministerin des Landes, das gerade beschlossen hat, den drittgrößten Militäretat der Welt auf den Weg zu bringen.

„Bischof Desmond Tutu sagte einst: „Wer sich in Situationen der Ungerechtigkeit neutral verhält, stellt sich auf die Seite des Unterdrückers.“ Heute müssen wir uns alle entscheiden. Zwischen Frieden und Aggression. Zwischen Gerechtigkeit und dem Willen des Stärksten. Zwischen Handeln und Wegsehen.“

Auch ohne den historischen Kontext genauer zu kennen, in dem Desmond Tutu seine Aussage gemacht hat, ist doch anzunehmen, dass es ihm um die soziale Frage im südafrikanischen Apartheits-Staat gegangen ist.

Aber das Zitat eines Friedensnobelpreisträgers ist natürlich immer schön und was nicht passt, wird passend gemacht. Also wird es kurzerhand auf die Ebene der Staatenkonkurrenz übertragen. (Renate Dillmann)

 

https://www.heise.de/tp/features/Baerbock-vor-der-UNO-Friedensrede-fuer-mehr-Krieg-6543949.html

One Response »

  1. Renate Dillmann: „Zeitenwende“: Aufrüstung, Energiesouveränität, Kriegsmoral
    Wie Deutschland den Krieg für einen nationalen Aufbruch nutzt.

    Regieren mit „dem bösen Mann“

    Das deutsche Souveränitäts-Dilemma wird endlich gelöst

    Energie-Autarkie statt Abhängigkeit von russischem Gas und Öl

    Kriegsmoral auf höchstem Niveau

    Ende der Nachkriegsordnung

    Und die deutschen Bürger?

    Sie hören sich die diesbezüglichen Ansagen ihrer Regierung an. Dass Aufrüstung und Energie-Autarkie neben der sowieso schon deftigen Inflation ihren Lebensunterhalt weiter nach unten drücken, führt in unserer „freien Gesellschaft“ vorläufig ebenso wenig zu Massenprotesten oder Streiks wie die Tatsache, dass die deutsche Außenpolitik zurzeit alle paar Tage die „rote Linie“, die Putin mit seiner Atomkriegs-Drohung gezogen hat, gezielt überschreitet und auslotet, was der „Irre in Moskau“ hinzunehmen bereit ist.

    Ebenso wenig stören sich die aufgeklärten deutschen Bürger anscheinend daran, dass in unserer „freien Presse“ herzlich wenig über den wirklichen Verlauf des Kriegs zu erfahren ist. Für das Bedürfnis nach „Information“ reichen die Interviews mit Betroffenen (natürlich nur von der richtigen Seite!), den Klitschko-Brüdern und die täglichen Videos von Selenskij mit Drei-Tage-Bart und Militär-T-Shirt anscheinend völlig aus. Über die Positionen anderer Staaten ist kaum etwas, über die des „Feindes“ nichts zu erfahren (außer sozialpathologischen Beschimpfungen).

    Feindsender wie RT und Sputnik sind in der meinungsfreien Bundesrepublik verboten; Gabriele Krone-Schmalz, die sich mit ihren Analysen in der Vergangenheit dafür stark gemacht hatte, die russische Position wenigstens einmal intellektuell zu begreifen, wird als „Putin-Versteherin“ von der Mainstream-Presse fertig gemacht – ihre „reißerisch aufgemachten Paperbacks“ sollen am besten verschwinden.

    So geht es in der liberalsten Demokratie, die Deutschland jemals hatte, zu. Aber die „freie“ Ukraine darf keinesfalls neutral werden – eher ist man für den Weltkrieg!

    Jodtabletten sind übrigens ausverkauft.

    https://krass-und-konkret.de/politik-wirtschaft/zeitenwende-aufruestung-energiesouveraenitaet-kriegsmoral/