Suitbert Cechura: Die Friedensfront ist gefechtsbereit
Von webmaster • März 3rd, 2022 • Kategorie: AllgemeinSuitbert Cechura:
Die Friedensfront ist gefechtsbereit
Seit Putins Angriff auf die Ukraine ist das Erschrecken über den Krieg überall zu spüren, führt aber zu einer merkwürdigen Konsequenz: Frieden schaffen mit noch mehr Waffen!
Gegen einen Krieg zu sein ist eine Sache, die fast eine Banalität darstellt. Denn wer will schon das systematische Töten anderer, wildfremder Leute und die Zerstörung aller möglichen Lebensbedingungen? Was sollte auch der hiesige Herr Meier gegen Herrn Rabotnik in Russland oder Herr Rabotnik gegen Herrn Uljanow in der Ukraine haben?
In der wunderbaren Welt der globalisierten Marktwirtschaft, die jetzt auch im ehemaligen „Ostblock“ gilt, ist eins über alle Grenzen hinweg fürs nationale Fußvolk ja klargestellt: Es kann in Freiheit arbeiten gehen – so es denn Zugang zum kostbaren Gut „Arbeitsplatz“ findet –, niemand zwingt es dazu, außer dem ordinären Geldmangel natürlich, den jeder Lohnabhängige kennt.
Feindschaft könnte da lediglich aus dem Arbeitsverhältnis entstehen, denn schließlich will der Arbeitgeber wenig an Lohn zahlen und viel an Leistung einkassieren. Gegnerschaft könnte sich auch zwischen Mietern und Vermietern ergeben, zwischen verschuldeten Hausbesitzern und Banken, die sie auf die Straße setzen usw. usf. – das freie Konkurrieren um den Gelderwerb kennt eben zahlreiche Gegensätze, auf die in letzter Instanz ein umfangreicher innerstaatlicher Gewaltapparat aufpasst.
Aber einen Krieg gibt es aus solchen privaten Gründen nicht. Wenn er ansteht, dann geht es um die Nation, die der Bürger als Hort seiner Freiheit im Hauen und Stechen des Wirtschaftslebens kennt, der er Steuern zahlen muss und der er überhaupt Respekt vor Recht und Gesetz schuldet – bis dahin, dass er zum Kriegsdienst zwangsverpflichtet werden kann.
Der Staat ruft – zu den Waffen!
Die Bundeswehr – die „größte Friedensbewegung“?
Humanität wird in diesen Zeiten wieder groß geschrieben und eifrig werden Bilder von Flüchtlingen gezeigt, die sich an den Grenzen Europas drängeln. Die Heuchelei und Berechnung der Aufnahmeländer und ihrer Politiker will niemand wahrnehmen, die noch vor Wochen Flüchtlinge aus Afghanistan, Iran und anderen Ländern mit Polizeiknüppeln zurücktrieben. Jetzt kommen eben die richtigen Flüchtlinge, die als lebendes Anklagematerial gegen die russische Regierung benutzt werden können. Dabei wird sogar darauf geachtet (siehe Flüchtende Ukrainer), dass nur die richtigen Flüchtlinge kommen und sich nicht unerwünschte dunkelhäutige Gestalten unter sie mischen.
Mit all dem erklären sich Friedensfreunde solidarisch, wenn sie gemeinsam mit den herrschenden politischen Parteien oder in Übereinstimmung mit deren Aufrufen auf die Straße gehen. Auch wenn sie für ihren Protest ganz andere Gründe kennen, sei es nun Mitleid mit den Opfern, sei es die Angst vor einer Eskalation zum Dritten Weltkrieg, sei es der Zorn über eine Regierung, die im Handumdrehen
100 Milliarden Euro raushaut.
Ihr Protest wird aber von denen vereinnahmt, die den Krieg zum Anlass nehmen, die größte Aufrüstung Deutschlands seit dem Zweiten Weltkrieg auf den Weg zu bringen, und die lauthals verkünden, dass sie die stärkste Militärmacht in Europa werden wollen. Soll man sich die Kriegsherren also als wahrhafte Friedensfreunde vorstellen, die Waffen nur zur Kriegsverhinderung einsetzen? Wird so auch in der Protestszene der verlogene Spruch von Verteidigungsminister Struck (SPD), die Bundeswehr sei die „größte Friedensbewegung Deutschlands“, heimisch – ein Spruch, mit dem seinerzeit während des Afghanistan-Kriegs die Aufrüstung der Bundeswehr zu einem „der größten Truppensteller für internationale Friedenseinsätze“ angekündigt wurde?
https://krass-und-konkret.de/allgemein/die-friedensfront-ist-gefechtsbereit/
Renate Dillmann: Baerbock vor der UNO: Friedensrede für mehr Krieg
Die deutsche Außenministerin hat in ihrer Rede vor den Vereinten Nationen eine Lehrstunde über die „wertebasierte“ grüne Außenpolitik abgeliefert.
„Vor ein paar Tagen kam in einer U-Bahn-Station in Kiew ein kleines Mädchen zur Welt. Ich habe gehört, es heißt Mia. Ihre Familie musste Schutz suchen – wie Millionen anderer Menschen überall in der Ukraine. Schutz vor Bomben und Raketen, vor Panzern und Granaten. Sie leben in Angst, sie leben in Schmerz. Sie sind gezwungen, sich von ihren Liebsten zu trennen. Weil Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hat.“
So beginnt die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock ihre von der deutschen Presse als „emotional“ bewertete Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen.
Sie hätte natürlich auch damit beginnen können, dass eine kleine Mariam in Sanaa unter dem Hagel saudi-arabischer Bomben zur Welt kommt – Bomben, die Deutschland geliefert hat.
Oder dass eine kleine Mira in Nordsyrien vom Nato-Land Türkei (ebenfalls mit deutschen Waffen) bedroht wird.
Leid und Elend gibt es nämlich wirklich mehr als genug auf diesem Globus; vieles davon unmittelbar verursacht durch Kriege, bei denen Staaten der Nato und ihre guten Bündnispartner mitschießen und bei denen deutsche Waffen im Spiel sind.
Wenn es denn, wie mit dem Schicksal von „Mia“ suggeriert, um die miese Lage kleiner Menschenkinder (Mädchen natürlich!) ginge, könnte unsere vom Kriegselend so aufgewühlte deutsche Außenministerin sicherlich an der ein oder anderen Stelle mäßigend einwirken – auch ganz ohne UNO. Darum geht es also nicht.
Annalena Baerbocks Aufregung über das vom Krieg verursachte Elend transportiert tatsächlich ganz gezielt eine Anklage gegen einen bestimmten Staat, Russland. Dessen Krieg ist unerträglich und das von ihm verursachte Elend prangert sie an.
Selektives Geschichtsverständnis
Richterin über das Wohlverhalten von Staaten
Angriff auf das globale Gewaltmonopol
Russlands Krieg ist nicht gerechtfertigt
Russische Panzer schaffen keinen Frieden
Tote Flüchtlinge und gute Flüchtlinge
Sich bekennen ist Pflicht
Frieden schaffen mit deutschen Waffen
Kampf auf Leben und Tod
Das Leben der ukrainischen Bevölkerung wäre ganz schnell gerettet, wenn die Nato auf eine mögliche Mitgliedschaft des Landes verzichten würde. Gehört zur „Sicherheit Europas“ eigentlich nicht auch die Russlands? „Die Charta der Vereinten Nationen steht auf dem Spiel“ – wegen eines Kriegs? Dann dürfte es sie schon lange nicht mehr geben. Und wer schützt eigentlich vor dem „mächtigsten“ Militärbündnis der Welt?
Logik und Wahrheit? Hier geht es um Höheres. Und hier spricht die Außenministerin des Landes, das gerade beschlossen hat, den drittgrößten Militäretat der Welt auf den Weg zu bringen.
„Bischof Desmond Tutu sagte einst: „Wer sich in Situationen der Ungerechtigkeit neutral verhält, stellt sich auf die Seite des Unterdrückers.“ Heute müssen wir uns alle entscheiden. Zwischen Frieden und Aggression. Zwischen Gerechtigkeit und dem Willen des Stärksten. Zwischen Handeln und Wegsehen.“
Auch ohne den historischen Kontext genauer zu kennen, in dem Desmond Tutu seine Aussage gemacht hat, ist doch anzunehmen, dass es ihm um die soziale Frage im südafrikanischen Apartheits-Staat gegangen ist. Aber das Zitat eines Friedensnobelpreisträgers ist natürlich immer schön und was nicht passt, wird passend gemacht. Also wird es kurzerhand auf die Ebene der Staatenkonkurrenz übertragen. (Renate Dillmann)
https://www.heise.de/tp/features/Baerbock-vor-der-UNO-Friedensrede-fuer-mehr-Krieg-6543949.html
Suitbert Cechura: Das sind die Gewinner und Verlierer des Ukraine-Krieges
Schon vor dem militärischen Ausgang des Konfliktes zeichnet sich ab, wie die Akteure wohl abschneiden werden.
In einem Krieg geben sich die Gegner stets siegessicher. Schließlich sollen diejenigen, die für ihren Staat den Kopf hinhalten, das Gefühl haben, dass sich ihr Einsatz für das Vaterland lohnt. Opfer werden unterschiedlich verrechnet:
Tote auf der Gegenseite sind Zeichen des Erfolgs der eigenen Kriegsbemühungen und beweisen die Aussichtslosigkeit des Unterfangens der Gegenseite; Tote auf der eigenen Seite betreffen in erster Linie die Zivilbevölkerung und belegen die Unmenschlichkeit des Krieges der Gegenseite.
Eine sachliche Beurteilung findet so auf keiner Seite statt, aktuell beim Krieg in der Ukraine zu studieren. Dennoch muss man kein Militärspezialist sein, um sich ein Bild von den Erfolgsaussichten des Krieges für die verschiedenen Seiten zu verschaffen.
Der erste Verlierer: die Ukraine
Der zweite Verlierer: Russland
Der Gewinner: die Nato
Gewinner Nr. 2: der geeinte Westen
Vermeintliche Sieger
Auf der richtigen Seite fühlen sich auch die, die mit blau-gelben Fahnen ihre Solidarität mit der Ukraine und deren Opfergang bekunden. Sie treten als Parteigänger ihrer Regierungen im Krieg gegen Russland auf und bekommen doch nicht nur an der Zapfsäule und im Supermarkt zu spüren, dass sie diejenigen sind, die für den Krieg und die Aufrüstung zahlen dürfen.
https://www.heise.de/tp/features/Das-sind-die-Gewinner-und-Verlierer-des-Ukraine-Krieges-6608169.html?seite=all