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Björn Hendrig: Was ist eigentlich ein „Aggressor“?

Von • Feb. 17th, 2022 • Kategorie: Allgemein

Björn Hendrig: Was ist eigentlich ein „Aggressor“?

Über einen ideologischen Begriff, der gerade Konjunktur hat.

 

Die westliche Politik und deren Begleitmedien sind sich einig: An der Grenze zur Ukraine steht ein „Aggressor“. Der heißt wahlweise „Russland“ oder „Putin“ und hat eine Streitmacht zusammengezogen, die da eigentlich nicht hingehört. Es sei denn, sie soll einmarschieren.

Diesem möglichen Angriff, dieser „Aggression“ muss der Westen mitsamt der Nato, die bekanntlich nur ein Bündnis zur Verteidigung ist, entschieden entgegentreten. Es geht schließlich darum, die europäische „Sicherheitsordnung“ aufrechtzuerhalten.

Der „Aggressor“ hingegen dementiert: Man wolle keine Invasion, keinen Krieg in Europa. Die Truppenbewegungen seien normal, einige Einheiten würden aus dem Süden und Westen nun abgezogen. Allerdings verlangt Russland „Sicherheitsgarantien“ des Westens. Die „aggressive“ Erweiterung der Nato Richtung Osten an die russischen Grenzen müsse ein Ende haben. Eine Aufnahme der Ukraine ins Bündnis sei nicht akzeptabel; die damit einhergehende Bedrohung durch Raketen, die in Minutenschnelle Moskau erreichten, nicht hinnehmbar. Deshalb schlägt Russland eine Vereinbarung vor. In der sollen sich West und Ost gegenseitig versichern, keine feindseligen Vorhaben zu planen, und die Ukraine wird nicht in die Nato aufgenommen.

 

Wer „Putin“ verstehen will, ist auf der falschen Seite

Gegensätzliche Interessen? Nein, sondern eine „Bedrohungsspirale“

Die Staaten der „ersten Welt“ verteidigen ihren Erfolg mit aller Gewalt

„Sicherheitsarchitektur“ West: Ostblock weg, Russland schwach

Neuer Präsident will Niedergang stoppen – ein klar „aggressiver“ Akt!

Russland besteht auf seiner Weltmacht und gilt deshalb als „Aggressor“

Das „Nahe Ausland“: für eine richtige Weltmacht die gesamte Erde

Mit dem Bild des „Aggressors“ auf den Feind eingestimmt

Russland will den Westen in der Ukraine stoppen

Neue Stufe im Konflikt um die Ukraine

 

Welche unversöhnlichen staatlichen Interessen aufeinanderprallen, ist der Reihenfolge der kriegerischen Auseinandersetzungen nun einmal nicht zu entnehmen. „Berechtigt“ sind sie auf jeden Fall aus der Perspektive aller beteiligten Herrschaften. Und ausgetragen werden die Gegensätze immer auf dem Rücken der teilnehmenden Völker. Die leider sich zuverlässig von der Rhetorik gegen „Aggressoren“ aufstacheln lassen – anstatt sich zu überlegen, für welche ihnen fremde Interessen sie ihr Leben herzugeben haben.

 

https://www.heise.de/tp/features/Was-ist-eigentlich-ein-Aggressor-6476715.html?seite=all

2 Responses »

  1. Björn Hendrig: Deutsche Lehren aus dem Ukraine-Krieg

    Wie sich die Koalition bei dem Versuch verheddert, sich vom außenpolitischen Druck der USA und der energiepolitischen Abhängigkeit von Russland zu befreien.

    In diese Situation will die deutsche Politik nicht noch einmal kommen: Abhängig sein von US-amerikanischer Übermacht und von unbotmäßigen Energielieferanten. Also rüstet sie auf und um, koste es, was es wolle. Und verabschiedet sich unter Schmerzen von den bislang nützlichen Sonderbeziehungen zu Russland.

    Die bisherigen Russland-Beziehungen: ein Abgrund an Landesverrat

    Ostpolitik seit 1970: Mit Geschäften das gegnerische System zersetzen

    Horror-Szenario für die USA: Deutschland verbündet sich mit Russland

    Deutsche Tour: Mit Nato und EU im Rücken Sondervorteile erzielen

    Ansage der USA beendet die Ostpolitik und sorgt für immensen Schaden

    Die deutsche Konsequenz: Abhängigkeiten runter, Rüstung rauf

    Ende des deutschen Aufstiegs: Die USA norden den Bündnispartner ein

    Widerstand kann und will sich Deutschland nicht leisten – noch nicht

    Mehr Handels- und echte Kriege mit deutscher Beteiligung: So sieht die Zukunft aus

    Für Deutschland ist die neue Situation sehr ärgerlich. Schließlich hat man zusammen mit der EU den Anspruch, eine Weltmacht zu sein. Aktuell ist man aber in die zweite Reihe zurückversetzt und hat noch dazu die Sorge, in einem zukünftigen Konflikt zwischen den USA und China zerrieben zu werden.

    Kurzfristig ist daran nichts zu ändern. Jetzt geht es allem Anschein nach darum, Russland möglichst viel zu schaden, auch wenn es Deutschland selbst hart trifft. Und ihm eine Niederlage zu bereiten, für die vom Westen bewaffnete Ukrainer mit ihrem Leben bezahlen.

    Mittel- bis langfristig erteilt sich die hiesige Politik den Auftrag, dass sich eine solche abhängige Situation möglichst nicht wiederholen darf. Deshalb will man in der Rüstung enorm und schnell aufholen, um als Weltmacht ernster genommen zu werden.

    Verdolmetscht wird das mit „mehr Verantwortung übernehmen“, Konflikte „eigenständig“ lösen. Und in der Schlüsselindustrie Energie noch schneller unabhängiger werden – erst von Lieferungen des Feindes, dann sukzessive auch von denen anderer Staaten, sei es Katar oder die USA. Der erste Teil wird klar so ausgesprochen, den zweiten darf man sich dazu denken.

    Und was heißt das für den Staatsbürger? Als „Deutscher“ wird man in Zukunft noch häufiger in Kriege hineingezogen und deren Risiken und Kosten zu tragen haben. Denn die Interessen von Staat und Kapital, pardon die „Werte“ müssen natürlich überall auf der Welt „verteidigt“ werden.

    Der nächste große Gegner steht ja bereits fest: China. Die spannende Frage für Deutschland: Wann ist man in der Lage, bei der nächsten Einheitsfront Marke USA sich zu verweigern? Und wann, sogar den USA die Stirn zu bieten? Dafür wird sicher alles getan, koste es, was es wolle.

    https://www.heise.de/tp/features/Deutsche-Lehren-aus-dem-Ukraine-Krieg-7064004.html?seite=all

  2. Björn Hendrig: Der König von Deutschland spricht wieder zu uns

    Alle Jahre wieder gibt es die Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten. Frank-Walter Steinmeier hat wenig zu sagen und redet trotzdem regelmäßig viel. Über ein nur scheinbar überflüssiges Amt.

    So ähnlich wird es wohl auch dieses Mal laufen: Am 25. Dezember sendet das Fernsehen die alljährliche Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten. Man sieht Frank-Walter Steinmeier in einer warmen Stube mit Deutschland-Fahne und Weihnachtsbaum im Hintergrund.

    „Liebe Landsleute“, wird er wohl gewohnt jovial beginnen, „zu Weihnachten grüßen meine Frau und ich Sie alle aus vollem Herzen. Wieder, wie in den beiden Jahren zuvor, steht dieses Fest unter dem Eindruck bedrohlicher Entwicklungen. War es 2020 und 2021 die Corona-Pandemie, hat sich dieses Jahr etwas ereignet, was wir nicht mehr für möglich gehalten haben: ein Krieg mitten in Europa.

    Der Angriffskrieg Russlands hat alles verändert. Es gibt keine Sicherheiten mehr, und mit den aus der russischen Aggression folgenden schwerwiegenden Folgen für unsere Wirtschaft und unseren Alltag haben wir alle zu kämpfen. Umso wichtiger ist es, dass wir zusammenhalten und dieses Weihnachten dazu nutzen, uns auf unsere Kräfte zu besinnen …“

    Was war das doch schön nach dem Anschluss des Ostens …

    … und das hat Russland jetzt kaputtgemacht

    Jetzt müssen „wir“ konfliktfähig werden – „Frieden“ war gestern

    „Landraub“ des „Bösen“: Mehr Kriegsgründe gehen nicht

    Gute Bürger machen alles mit und dürfen außerdem eine Meinung haben

    Gegensätze? Einfach mehr an Deutschland denken und lieb sein!

    Für eine glanzvolle Zukunft: Deutschland über alles in der Welt

    Wie ein König – und doch wieder nicht so ganz

    Noch ruft der „König von Deutschland“ nicht zu den Waffen

    Bundespräsidenten-Reden laufen deshalb stets auf einige wenige Kernbotschaften hinaus: Unser Staat ist gut, wir können stolz auf ihn sein, die Macht wird gerecht ausgeübt und dafür täglich zu arbeiten ist die erste und befriedigende Bürgerpflicht. Und bei allen Unterschieden und verschiedenen Interessen – „wir“ sind doch alle Deutsche und halten zusammen! Nicht nur nach innen, sondern auch nach außen: Gerade bestens zu studieren an Steinmeiers Tiraden gegen Russland.

    Noch ruft der „König von Deutschland“ nicht zu den Waffen. Einstweilen hofft er, dass die russische Niederlage auch ohne sie eintritt. Aber wer weiß, wie seine Weihnachtsansprache nächstes Jahr beginnt…

    https://www.heise.de/tp/features/Der-Koenig-von-Deutschland-spricht-wieder-zu-uns-7432746.html?seite=all