Suitbert Cechura: Warum die Armutsdefinition den Blick auf die Realität verzerrt
Von webmaster • Feb. 3rd, 2022 • Kategorie: AllgemeinSuitbert Cechura: Warum die Armutsdefinition den Blick auf die Realität verzerrt
Elend in der viertgrößten Industrienation: Ausnahme oder Normalzustand?
Deutschland kann einiges vorweisen: Neben Kinderarmut, Altersarmut, Bildungsarmut wird schon seit Längerem die Armut von Alleinerziehenden, Langzeitarbeitslosen oder Migranten thematisiert, auch die „neue soziale Frage“ der Wohnungsarmut, ‚Energiearmut‘, u.a. (…). Wie steht es denn nun um die Armut im Lande?
Unklare Armutsdefinition
Extremer Reichtum fällt aus der Statistik
Armut im kapitalistischen Alltag
Die Liste der besonders Armutsgefährdeten lässt sich, wie man sieht, beliebig verlängern. Wenn man nach Besonderheiten sucht, finden sich einschlägige Fälle in Hülle und Fülle. Die Fragestellung, die auf das Besondere geht, erklärt dann in den vielen Varianten die Armut zur Ausnahme von der Regel, auch wenn die Länge der Liste dem widerspricht.
Stolz wird dann darauf verwiesen, dass die Existenz eines jeden Bürgers in unserem Lande gesichert ist und niemand verhungern muss – alles Dank der ultimativen Schutzmaßnahme, der Grundsicherung.
Dass diese die Existenz nicht wirklich sichert, die Bezieher vielmehr zum Besuch der Kleiderkammern von Wohlfahrtsverbänden und der Tafeln nötigt, die Armenspeisung bieten, fällt dabei unter den Tisch. Und auch das skandalöse Faktum, dass mittlerweile eine nicht unerhebliche Zahl von Menschen von der privaten Wohltätigkeit abhängig gemacht ist.
Es ist schon grotesk: All diese zahlreichen Maßnahmen sollen immer nur eins belegen, dass der betreffende Fall eine Ausnahme darstellt.
Eine Ausnahme von dem Sachverhalt, dass es den Menschen in Deutschland gut geht. Unter Fakenews fällt das, was das Zusammenspiel von Politik, Expertentum und interessierter Öffentlichkeit hier zustande bringt, allerdings nicht!
https://www.heise.de/tp/features/Armes-armes-Deutschland-6345411.html?seite=all
Kommentar dazu:
https://nestormachno.alanier.at/imperialismus-heute-fortsetzung-jaenner-2022/#comment-46367
Suitbert Cechura: Inflation, Krieg, Spekulation
Warum Geschäftemacher in Kriegszeiten Hochkonjunktur haben. Ein Kommentar
Inflation ist allenthalben Thema – umso erstaunlicher, mit welchen Weisheiten die Medien hierzulande immer wieder aufwarten. Das Publikum wird ja laufend informiert: Mal steigen die Preise, mal verteuern sich die Waren, dann schießen die Preise in die Höhe oder explodieren geradezu, sie folgen einem Trend, sie laufen aus dem Ruder, es gibt einen vorübergehenden oder nachhaltigen Preisauftrieb usw. usf. Fragt sich nur, wer da wen treibt. Sind denn Preise Naturphänomene mit eigenen Eigenschaften oder eigenständige Subjekte?
Irgendwie sollen die verehrten Bürger und Verbraucher es wohl so verstehen. Jedenfalls geht es bei derartigen Meldungen nicht um die Erklärung der Sache – warum Preise auf breiter Front erhöht werden –, sondern darum, dass sich die Masse der Kundschaft, die für ihren Lebensunterhalt mehr zu zahlen hat, auf dieses Phänomen einstellt und damit ihr Geld neu einzuteilen lernt.
Streng genommen ist das ein Fall von Desinformation – jetzt nicht an der Kriegs-, sondern an der Heimatfront, wo „wir alle“ uns laut offizieller Ansage auf schwere Zeiten einzustellen haben. Denn was hier als Erklärung geboten wird, ist im Grunde nicht mehr als eine Tautologie: Die Preise steigen an der einen Stelle, so erfährt man, weil sie auch an anderer Stelle (Energie!) steigen.
Die Welt auf den Kopf gestellt
Der besondere Kostenfaktor Lohn
Versorgung als Geschäft
Und an allem ist der Putin schuld
Bestimmend für die Preise im Kapitalismus sind eben die Geschäftserwartungen der Spekulanten und als solche betätigen sich letztlich alle Geschäftsleute.
Sie schaffen mit ihren Erwartungen auch die entsprechenden Realitäten. In der Erwartung zukünftiger Geschäftsmöglichkeiten erweitern sie ihr Geschäft und erhöhen die Preise. Alternativ lohnt es sich auch, Güter zurückzuhalten, schließlich gibt es die Perspektive, dass man sie später zu einem höheren Preis verkaufen kann.
So bewirken die positiv gestimmten Geschäftserwartungen unmittelbar Mängel in der Versorgung oder in den Lieferketten – also Schwierigkeiten, die als Gründe für Preissteigerungen angeführt werden.
Umgekehrt führen mangelhafte Geschäftserwartungen früher oder später in die Krise, weil niemand Geld investieren will, wenn die Geldvermehrung eine unsichere Angelegenheit ist.
Vernünftig ist eine Ökonomie, die auf Spekulation basiert, also in keiner Hinsicht. Doch aufkündigen will diese Art des Wirtschaftens niemand, leider auch die nicht, die ständig davon den Schaden kassieren. Ihre Existenz als Arbeitnehmer ist an den Gang des Geschäfts geknüpft und das soll so bleiben – durch alle Härten und Belastungen, die gerade mal wieder offen angekündigt werden, hindurch.
https://www.heise.de/tp/features/Inflation-Krieg-Spekulation-6667414.html?seite=all