Peter Decker: Was ist der Bitcoin wert?
Von webmaster • Nov. 28th, 2021 • Kategorie: AllgemeinPeter Decker: Was ist der Bitcoin wert?
Die Wertschätzung einer Geldfiktion in der realen Finanzwelt
Der Bitcoin und seine Karriere (Teil 3 und Schluss)
Heiße Frage als Intermezzo: Was ist ein Bitcoin eigentlich wert – wenn überhaupt etwas – und wann und warum?
Krone der Schöpfung aus dem Netz: Die Wertschätzung der Geldfiktion in der realen Finanzwelt
Der im Kapitalismus entscheidende Test
Metastasen in der Realwirtschaft
Fazit
Am Ende des glorreichen Unterfangens, der kapitalistischen Geldwirtschaft über die Konstruktion eines digitalen Ersatzgeldes zum besseren Funktionieren im Interesse der im Tauschverkehr Involvierten zu verhelfen, stellt sich ein für den Urheber dieses Bemühens – sachlich betrachtet – ziemlich niederschmetterndes Resultat heraus: In ihrer irren inneren Logik funktioniert die existierende Geldwirtschaft derart perfekt, dass sie auch noch Geld, das keines ist, problemlos in die eingerichteten Geldkreisläufe einzuspeisen vermag.
Deren wirkliche Funktion besteht eben nicht im Funktionieren des Geldes als nützlicher Vermittler zwischen Tauschwilligen, sondern darin, dass über dieses Vermitteln eine Produktionsweise in Gang gehalten wird, deren Zweck es ist, dass aus Geld mehr Geld wird.
Der Wert, der Nakamotos Artefakt von den maßgeblichen Agenten des realen Geldverkehrs zugesprochen wird und den es deswegen dann auch hat, beruht darauf, dass in dem Prozess einer Vermehrung des Geldes aus sich heraus, auf den sie sich verstehen und der in dem Geld stattfindet, das es gibt, eben auch Irgendetwas – wir erinnern uns: „langweilig grau … nicht nützlich für irgendetwas Praktisches“ – als Durchgangspartikel Verwendung finden kann: In dieser realen Welt ist der größte Mist Wert, wenn er nur der exklusiven Verfügung eines privaten Eigentümers unterliegt, für den als Vehikel zur Vermehrung von Wert taugt und als solches seine Wertschätzung erfährt.
So funktioniert Nakamotos im Virtuellen real existierende Ableitung des Geldes aus der Fiktion einer wertbeständigen Eigentumsübertragung ohne übertragenes Eigentum am Ende doch, nämlich kapitalistisch: als Anhängsel an dem spekulativen, gegen seine Grundlage aufs Äußerste verselbständigten Überbau der Produktionsweise, die dem wirklichen Geld, nämlich seiner Vermehrung dient – und die einem bürgerlichen Geist, dem ein unveränderbarer Dateneintrag als Eigentum genug ist, weil er in ihm den Triumph seiner gegen Staat und Banken erkämpften Freiheit & Privatheit feiert, schon längst aus dem Blick entschwunden ist.
Peter Decker ist Redakteur der politischen Vierteljahreszeitschrift GegenStandpunkt, in deren aktueller Ausgabe dieser Artikel ebenfalls erschienen ist.