Peter Decker: Gelderwerb und medizinische Versorgung im Lockdown
Von webmaster • März 20th, 2021 • Kategorie: AllgemeinPeter Decker: Gelderwerb und medizinische Versorgung im Lockdown
Deutschland im Winter-Lockdown. Eine Zwischenbilanz (Teil 2)
Auch in ihrer Eigenschaft als Geldverdiener kommen die Individuen dem Staat bei der Pandemiebewältigung in den Blick. Um ihnen in dieser Eigenschaft gerecht zu werden, behandelt der Staat sie zielstrebig als das, was sie als Erwerbsbürger sind: total abhängige Figuren. Um ihren Nöten des erschwerten bis verunmöglichten Geldverdienens zu entsprechen, wendet er sich konsequenterweise nicht an sie direkt, sondern an ihre „Arbeitgeber“, von deren geschäftigem Umgang mit ihrer geldwerten Leistung ihr Lebensunterhalt nun einmal abhängig ist.
Deren Kalkulationen mit der Arbeit verspricht der Staat in aller gebotenen Großzügigkeit entgegenzukommen. Die „kleinen Leute“ müssen sich für ihr Überleben schließlich weiter nützlich machen können – und was dafür ansteht, ist ein beherztes Bekenntnis zum kapitalistischen Reichtum und die Unterstützung der Bedingungen seiner Vermehrung. So geht „Rettung der kleinen Leute“ in der Marktwirtschaft – ein sachdienlicher Hinweis der Politik auf die klassenmäßige Wahrheit ihres freiheitlich-egalitären Gemeinwesens.
Medizinische Versorgung
Dieses Auseinandertreten von Volksfürsorge und Geschäft nimmt der Staat ganz gemäß dem Auftrag zur Kenntnis, den er sich und seinem Gemeinwesen erteilt, rückt also kein Jota vom Irrsinn eines als Ansammlung privater Geschäftsgelegenheiten eingerichteten öffentlichen Versorgungswesens ab. Er stützt die strauchelnden Betriebe mit finanziellen Nothilfen und sieht vor, die Fallpauschalen der neuen Situation endemischer Corona-Erkrankungen anzupassen, damit alles so marktwirtschaftlich vernünftig bleiben kann, wie es ist.
Peter Decker: Lehren aus der Pandemie über Schule und Familie
Deutschland im Winter-Lockdown. Eine Zwischenbilanz (Teil 3)
Als weites Feld epidemiologisch relevanter Kontakte ist dem Staat auch der nationale Schulbetrieb in den Blick geraten. Anders als in der Arbeitswelt eröffnet sich der Politik beim Blick auf die Kinder die Möglichkeit, auf Kontaktreduzierung zu bestehen, ohne dass es gleich um existenzielle Fragen geht.
Und so wurden, nach der schrittweisen Verschärfung von allerhand Hygieneauflagen, die Schulen schließlich weitgehend dichtgemacht und der Regelschulbetrieb unterbrochen.
Dessen Leistungen für die Bildung des Nachwuchses sind dem Staat gleichwohl alles andere als egal, und so wurde ein Kontakte vermeidender Ersatzbetrieb angeordnet: Fernunterricht mit Rückgriff auf die Errungenschaften der Digitalisierung, der der Bildungssektor schon so lange entgegenfiebert, und selbstständiges Lernen von zu Hause aus. Für die betroffenen Familien, auf die der Schulbetrieb damit abgewälzt wird, ist das in mehrfacher Hinsicht eine Zumutung eigener Art.
Vom Gebrauchswert und Tauschwert schulischer Bildung
Offenbarungen aus Kita und Ganztagsschule über das moderne Familienleben
Die professionellen Hüter des Kindeswohls aus den Abteilungen der staatlichen Elendsverwaltung konstatieren eine massive Zunahme von „Verhaltensauffälligkeiten“ der Kinder; Jugendärzte sehen die ausreichende Bewegung und adäquate Ernährung mit dem Wegfall von Schulweg, -sport und -speisung nicht mehr sichergestellt; und über eine Zunahme häuslicher Gewalt und des Kindesmissbrauchs kann nur gemutmaßt werden…
Alles Indizien der Verelendung, die an den Kindern festgemacht werden, aber in der Sache – hier an ihrem extremen Endpunkt – die bürgerliche Kleinfamilie als Privatsphäre der kapitalistischen Armut entlarven; deren individuelle Verlaufsformen von funktional bis asozial sind so stereotyp, wie es sich für eine Klassengesellschaft gehört.
Teil 4: Über Debattenkultur, Demokratie und Justiz in der Corona-Krise
https://www.heise.de/tp/features/Lehren-aus-der-Pandemie-ueber-Schule-und-Familie-5991366.html?seite=all