„Trumps Anhänger erstürmen das Kapitol“: Das letzte Kapitel des amerikanischen Wahlkampfes
Von webmaster • Jan. 7th, 2021 • Kategorie: Allgemein„Trumps Anhänger erstürmen das Kapitol“
Das letzte Kapitel des amerikanischen Wahlkampfes
Anlässlich der Ereignisse in Washington stellt der GegenStandpunkt die beiden Schlusskapitel seiner US-Wahlkampfchronik aus dem aktuellen GegenStandpunkt 4-20 frei zur Verfügung:
IX. Das Finale: Präsidiale Siegesgewissheit bis an die Schmerzgrenze des demokratischen Systems
Je näher der Wahltermin kommt, umso mehr Siegesgewissheit strahlt der Präsident aus. Nachdem er das bereits seit vier Jahren tut, braucht es und bietet er in dieser demokratischen Disziplin deutlich mehr, als was der in Wahlkämpfen erfahrene Bürger so kennt. Trump applaudiert nicht nur der eigenen Vorfreude auf seine zweite Amtszeit und den eigenen Fans, die sich – wie es engagierte Wähler allemal tun – von der Aussicht betören lassen, mit ihrem Votum am Ende wieder auf der Siegerseite zu stehen, mit der sie in ihrem Alltag oft genug so verzweifelt wenig zu tun haben. Der Präsident trumpft auf mit einer vorgezogenen Absage an jedes andere Wahlergebnis als seinen Sieg: Er provoziert Fragen danach, was er im Fall einer Niederlage zu tun gedenke, ob er einen eventuellen Erfolg des verachteten Sleepy Joe anerkennen würde – um klarzustellen, dass ein problemloser Abgang von ihm nicht zu haben sei, weil ein derartiges Resultat erstens gar nicht und zweitens schon gar nicht rechtmäßig zustande kommen könne. Seine Siegesgewissheit nimmt allen Ernstes die Form der Ankündigung einer bereits feststehenden Tatsache an.
Für seine Kritiker reiht sich diese Art, einen angestrebten Erfolg als eingetretenes Faktum zu verkünden, logisch ein in ihre Buchführung über einen immer weiter anschwellenden Strom von Angebereien, die sich um Tatsachen nichts scheren, vielmehr die Kunst des plumpen Unsinns und der schamlos offenen Lüge pflegen, um die unausbleiblichen Richtigstellungen als die zu erwartenden Lügen der Gegenseite zu denunzieren, die dem Schwindler recht geben.
Fortgeschrieben wird die Geschichte vom selbstverliebten Egomanen, der in völlige Realitätsverweigerung abgleitet, nämlich nicht wahrhaben will, dass immer mehr Umfragen seine Wiederwahl unwahrscheinlich erscheinen lassen. Beim Genuss psychologischer Gehässigkeiten gegen Trumps Persönlichkeit bleibt es aber nicht. Mit jeder Kundgabe aus dem Weißen Haus, ein falsches Wahlergebnis werde man nicht hinnehmen, sondern zu korrigieren wissen, wird die Sorge lauter, der Präsident versündige sich am Allerheiligsten der Demokratie: der Institution der Ermächtigung durch freie Wahlen.
Da ist was dran. Aus dem Nichts eines individuellen Wahns kommt Trumps Absage an die Möglichkeit einer regulären Wahlniederlage aber nicht.
Was er ausreizt, ist der Widerspruch, der in der schönsten Errungenschaft der demokratischen Staatsform steckt: zwischen dem Zweck der freien Wahl, der Ermächtigung regierender Machthaber, und der Methode , dem Votum eines wankelmütigen Publikums.
- Die Mission
- Der Mann
- Die Fans
X. Das Ergebnis: Ein Wahlsieg ohne Verlierer
Die Anpassung des Wahlergebnisses an seinen eigentlichen Zweck im Sinne Trumps und seiner Partei ist selbstverständlich mit einem Scheitern auf dem Rechtsweg nicht vorbei. Die Korrektur bleibt im Programm des permanenten Wahlkampfs, dessen nächste Stationen – Senatorenwahl in Georgia, Midterm-Elections 2022, die Rache in vier Jahren – schon feststehen. Und der mit dem Wahlabend bereits wieder angefangen hat. Lebendige Demokratie…
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