Brend Tragen: Kritiker des Marxismus erklären diesen für unwissenschaftlich
Von webmaster • Nov. 2nd, 2020 • Kategorie: AllgemeinBrend Tragen: Kritiker des Marxismus erklären diesen für unwissenschaftlich
Marx ist Murks – Teil 3c: Replik auf die Einwürfe der Foristen
Fortsetzung der 4. Replik „Kapitalismus schafft Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden“ auf die Kommentare der Artikelserie „Was für den Kapitalismus spricht“.
Kurzer Nachtrag zur Replik 3b: Die Fußnoten 2 und 4 wurden rückwirkend in den Haupttext eingepflegt, weil es nicht möglich war, die von mir verwendeten Gegenrechnungen, die der Telepolis-Redaktion nur als Bilddatei vorlagen, in die Fußnoten einzupflegen, wo sie dann zwischenzeitlich fehlten, so dass der Text ohne diese Bilddatei für manch Verwirrung gesorgt haben könnte. Die Fußnote 15, ein Zitat des Foristen „jsjs“ wurde nachträglich eingepflegt, aber ein Copy-Paste-Fehler führte dazu, dass dort zwischenzeitlich ein falscher Text stand, der dem Foristen in den Mund gelegt wurde und auch inhaltlich gar nicht passte.
Einwand 13: Marxismus ist unwissenschaftlich
a) Marx falsch, weil falsches Logikverständnis
b) Marx falsch, weil ohne prognostische Kraft
c) Marx falsch, weil ohne Fundament
d) Marx falsch, weil jemand anderes anderer Meinung ist
Auf eine Unart der Diskussionsführung würde ich gern hinweisen, weil sie im Forum nahezu pandemisches Ausmaß annimmt. Es ist das Lies-mal-hier-Argument. Dann werden unvermittelt einfach irgendwelche Listen mit Links gepostet, die angeblich alle den eigenen Standpunkt unterstreichen. Manchmal habe ich aber den Eindruck, dass die Linkposter noch nicht einmal selbst gelesen haben, was sie da als Argument für ihre eigene Sache vorbringen. So zum Beispiel bei der Tulpenmanie, auf die gleich mehrere Foristen mit dem entsprechenden Wikipedia-Link verwiesen haben. Ich selbst habe meine Gegenüberlegungen ebenfalls allein auf den Daten besagter Wikipedia-Seite erarbeitet. Das hätten jene Foristen aber auch selbst schaffen können, wenn sie sich nur die entsprechende Mühe gemacht hätten, sich in das Problem einzudenken.
Ich habe nichts dagegen, dass Links gepostet werden. Man muss nicht alles selbst ausführen, wenn einer schon die Vorarbeit geleistet hat.
Aber man sollte doch auch ein wenig herausarbeiten, worauf man jetzt beim Lesen überhaupt achten soll, auf welche Abschnitte man sich beschränken darf. Oder ist etwa verlangt, dass man eine gesamte PDF im Umfang von 300 Seiten lesen muss, um den einen bestimmten Punkt widerlegt zu bekommen?15 Kann sein, dass die jeweilige Schrift von solch zentraler Bedeutung ist, dass ihre Lektüre sich wirklich lohnt, aber dann muss dies auch entsprechend rechtfertigt werden, und da reicht nicht, dass man die gut findet. Da müssen schon paar Argumente zitiert werden oder eine Inhaltsdarstellung, was zu erwarten ist.
Macht mal bitte ein bisschen mehr Werbung für eure Links. Vielleicht einen kleinen Abriss über den Inhalt verfassen oder paar Argumente hervorheben, wenigstens ein paar Zitate, wenn man nicht selbst tippen möchte, an denen man dann hoffentlich erkennt, inwiefern der jeweils gegebene Link eine Für- oder eine Gegenrede ist für das Vorgebrachte. Die Minimalvoraussetzung ist es aber, die Links zumindest mit Überschriften zu versehen. Ohne all diese Vorleistungen reduziert sich die Beweisführung auf das Verweisen auf irgendwelche (wissenschaftlichen) Autoritäten. Das ist kein Argumentieren mehr, sondern ein Flächenbombardement mit ganzen Linksammlungen, nach dem
Motto: „Hier, lies mal meine Bibliothek, dann weißt du Bescheid wie ich, ein zufälliger anonymer Mensch aus dem Internet, überhaupt so ticke.“ Das ist unzumutbar.
Wer bei einem Streitgespräch auf eine Autorität verweist, benutzt nicht seine Intelligenz, sondern bloß sein Gedächtnis.
Leonardo da Vinci
Genosse Tragen!,
Du beschäftigst dich viel zu lange mit den blödsinnigen Gedanken der anderen und gehst dann letztlich ihre Logik mit um dann mit dem Mathekram einen Gegenbeweis zu führen…Ich verstehe das, wenn man einen weiteren Zweck verfolgt für den man emotional auf Wohlgefallen angewiesen ist, Sex zb. Hat man den getrennten Zweck nicht, sondern den geweinsamen Zweck in der Erklärung des gleichen Gegenstandes, ist allen Seiten damit gedient den kürzesten Weg (Gerade oder Raumkrümnen und durchbuddeln) zu suchen, damit das Gegenüber seinen falschen Gedanken nie wieder denken muss und sich wieder dem Text zuwenden kann:
1. Heißt das Buch „das hegelsche System“? – Nein, dann wieder zurück zum Text.
2. Heißt das Buch „die Preisprognose? – Nein, dann wieder zurück zum Text.
3. Heißt das Buch“ Die verschiedenen falschen Interpretationen der K Gruppen“? – Nein, dann wieder zurück zum Text.
4. Ein Axiom ist ein Mangel. Kann eine Theorie ohne auskommen? – Sie ist nur ohne richtig. Verwendet Marx sowas zum Beginn seiner Ableitung? Ist unklar womit er beginnt? – Nein, er beginnt mit einer Beobachtung (s.h. K1, Satz 1)
5a) Was soll der Verweis auf Hippodings und Heisenberg? – Es ist damit bewiesen, dass man nichts erkennen kann? Dann auch das nicht. – Also wieder zurück zum Text.
5b) Hippodings und Heisenberg irren übrigens beide, ihr Schluss ist keiner. Der jeweils gezogene Schluss ist nur deshalb eindeutig weil er zu ihren Axiomen passt und diese natürlich stehen bleiben. Die haben sie aber nicht begriffen, sondern sich ausgedacht und als Götter postuliert.
6. Emperie kann eine Theorie weder beweisen noch widerlegen. Nie, niemals und unter keinen Umständen.
Brend Tragen: Das Trickle-Down Prinzip
Was spricht für den Kapitalismus? – Teil 5
Wenn in einem Land das Kapital nur stark genug wächst, dann bekommen auch die Habenichtse ihre Krümmel ab. So dient der Kapitalismus letztlich der gesamten Nation, nicht nur den Reichen – heißt es.
Vorab an den Leser: Die Reihenfolge der hier präsentierten Argumente aus dem Buch „Das Kapital“ (Band 1) von Karl Marx folgen einem logischen Aufbau. Deshalb bitte ich den Leser, sofern nicht geschehen, vor dem Lesen des 5. Teils zunächst die Teile 1 bis 4 zu konsultieren.
Teil 1: Der Kapitalismus schafft nützliche Güter
Teil 2: Der Kapitalismus schafft Reichtum
Teil 3: Der Kapitalismus stiftet Freiheit und Gerechtigkeit
Teil 4: Im Kapitalismus wird wenigstens niemand ausgebeutet
Argument 8: Die Rechtfertigung des Kapitalismus ist Propaganda und Ideologie
Szenario (I): Der exzentrische Kapitalist
Szenario (II): Der moderate Kapitalist, oder: „einfache Reproduktion“
Szenario (III): Der asketische Kapitalist, oder: „Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter“
Wir kehren an den Ausgangspunkt zurück. Woher hat denn der Kapitalist nochmal die erhöhte Kapitalsumme für die neue angeschaffte Maschinerie? Ach ja, aus der wertschöpfenden Arbeit seiner Angestellten. D.h. sie werden nicht nur ausgebeutet, indem man sich versteckt ihrer Arbeit bemächtigt, sondern sie untergraben durch ihre Tätigkeit ihren eigenen Arbeitsplatz, also letztlich ihre eigenen Lebensbedingungen. Wenn das nicht zynisch ist!? Aber so ist sie, die kapitalistische Produktionsweise und ihre Apologie. Zynisch bis zum Anschlag. Und der Lohn ist bloß die Methode, die Ausbeutung auf Dauer zu stellen.
Ich hoffe, ich konnte den Leser einigermaßen interessiert machen, für eine eigenständige Lektüre des Originals.2 Er würde feststellen, dass dies noch lange nicht alle Argumente waren, die er von Marx zu erwarten hätte. Viele Themenkomplexe sind hier noch gar nicht angesprochen worden, z.B. die zunehmende Konzentration des Kapitals in immer weniger Hände (Stichwort: „We are the 1%!“) oder die Bewegungsgesetze der Zusammensetzung von variablem und konstantem Kapital. Das Buch ist Hunderte von Seiten lang und es gibt gefühlt auf jeder Seite ein augenöffnendes Argument, wenn man es nicht achtlos überliest, welches einem hilft, auch eher moderne Apologien des Kapitalismus zu durchschauen und zu entkräften. Man wird es nach dem ersten Lesen und Verdauen sogar noch mehrmals lesen wollen. Jedes Mal entdeckt man ganz neue Details, die man zuvor übersehen hatte. Es ist mein absolutes Lieblingsbuch. Ich selbst hab es vermutlich ein halbes Dutzend mal gelesen, und es hilft mir, meinen Alltag rational zu beurteilen. Kein anderes Buch hat so viel für meine geistige Entwicklung geleistet. Marx liefert mit dem Kapital im Grunde das beste intellektuelle Rüstzeug, um sich gegen die polit-ökonomische Idiotie der bürgerlichen Gesellschaft zu wappnen. Man sollte es sich wirklich nicht entgehen lassen.
Um also die Titelfrage abschließend und hoffentlich ein für allemal zu beantworten. Was spricht für den Kapitalismus? Nichts. Wirklich rein gar nichts.(Brend Tragen)
https://www.heise.de/tp/features/Das-Trickle-Down-Prinzip-4873246.html
https://www.heise.de/tp/features/Das-Trickle-Down-Prinzip-4873246.html?view=fussnoten#f_1