Suitbert Cechura: Der Verbraucher: König Kunde oder der Kaiser ohne Kleider?
Von webmaster • Okt. 16th, 2020 • Kategorie: AllgemeinSuitbert Cechura: Der Verbraucher: König Kunde oder der Kaiser ohne Kleider?
Von der trostlosen Rolle des Konsums und der Konsumenten in der Marktwirtschaft
Kaum ein Bericht oder Kommentar über Umweltverschmutzung, Klimawandel, Vermüllung der Meere (vgl. Von der German Energiewende), über unhaltbare Zustände in der Fleischindustrie (vgl. Die seuchenbedingte Neuauflage des alten Fleischskandals), über Kinderarbeit in der Dritten Welt oder tote Näherinnen in asiatischen Sweatshops endet ohne den Verweis auf die Verantwortung des Verbrauchers. Als „König Kunde“ soll er durch seine Entscheidungen, bestimmte Produkte zu kaufen, für dies alles – zumindest – mit-verantwortlich sein.
Dabei könnte doch als Erstes die Merkwürdigkeit auffallen, dass die auf diese Weise verantwortlich Gemachten immer erst noch darüber aufgeklärt werden müssen, was sie anrichten. Offenbar sind sie verantwortlich für Zustände, die sie gar nicht kennen. Wenn das so ist, können sie diese aber auch nicht in Auftrag gegeben haben! Um etwas zu verantworten, muss man schon Kenntnis von den Folgen seines Tuns haben, weswegen es Politiker und sonstige Führungskräfte bekanntlich in kritischen Fällen immer vorziehen, nichts gewusst zu haben.
Die öffentlichen Kommentatoren erschüttert bei ihren konsumkritischen Vorwürfen genau so wenig die Tatsache, dass es für die so in die Verantwortung Genommenen jede Menge Institutionen und Gesetze gibt, die sie davor schützen sollen, ständig über den Tisch gezogen oder zu Fehlkäufen verführt zu werden: Ministerien und Behörden, die für den Verbraucherschutz zuständig sind; Gesetze und Verordnungen zum Schutz von Verbrauchern auf den verschiedensten Warenmärkten; daneben dann zahlreiche NGOs von der Initiative „foodwatch“, die jede Woche einen neuen Lebensmittelskandal aufdeckt, bis hin zum Verein „Xertifix“, der mit seinem Gütesiegel Kinder- und Sklavenarbeit verhindern will.
Alles in allem, schon ein seltsam konträres Bild, das da durch die Medien geistert!
Der Verkäufer: Auf die Rendite kommt es an
Der Verbraucher: personifizierte Zahlungsfähigkeit
Der Verbraucherschutz: eine Dauerbaustelle
Fazit: Alles steht Kopf
Die Mär von der Verbrauchersouveränität und der betreffenden Verantwortung stellt die Welt also auf den Kopf.
Diejenigen, die irgendwie mit ihrem schmalen Geldbeutel auskommen müssen und bei denen jede Entscheidung für den Kauf eines Produktes auch immer heißt, sich an anderer Stelle etwas zu versagen, werden für eine Produktion verantwortlich gemacht, für die sie überhaupt nicht zuständig sind. Und sie sollen nicht nur für einzelne Produkte bzw. Produktionsabteilungen verantwortlich sein, sondern für die Katastrophen und Krisen, die die globalisierte Marktwirtschaft den Menschen beschert. (…)
Die aber, die die Produktion und den Handel zu ihrer Reichtumsvermehrung eingerichtet haben, die wegen ihrer Kalkulation keine Rücksicht auf die Lebensgrundlagen der Menschheit kennen und mittels Werbung und Verpackung auch noch der Menschheit jeden Dreck verkaufen, werden zu Opfern ihres Tuns deklariert. Und diese Ideologie hat selbst bei Protestlern in Sachen Umwelt und bei vielen Verbrauchern verfangen, die zwar jetzt nicht viel anders, aber sich aus jedem Kauf oder Vergnügen ein Gewissen machen.