Pandemie V. – Exkurs zum Thema Volksgesundheit
Von webmaster • Apr. 16th, 2020 • Kategorie: AllgemeinPandemie V.
Exkurs zum Thema Volksgesundheit
Die Ausgangssperre zieht sich in die Länge. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung hält sich zwar in Grenzen; einstweilen steigt in Umfragen – die Sonntagsfrage stirbt wahrscheinlich zuletzt – die gute Meinung über die Regierung im Allgemeinen und die Kanzlerinnenpartei im Besonderen. Die Abteilung ‚moralisch-demokratische Volksbetreuung‘ macht sich allerdings, verantwortungsvoll vorauseilend, schon größere Sorgen.
Zum einen um die Stimmung im Land, die womöglich leidet, wenn dem lieben Volk nicht bloß jede Aussicht auf Aufhebung der erlassenen Restriktionen versagt, sondern schon die Diskussion über eine Exit-Strategie als verfrüht vorenthalten wird. So findet sie dann immerhin statt, ganz nach dem Grundmuster demokratischer Diskussionskultur: als Debatte über die vermutete Unzulässigkeit einer Diskussion über die Bedingungen ihrer Zulässigkeit …
Eine zweite Sorge gilt den demokratischen Grundrechten. Die leiden unter einem Ausgehverbot ebenso wie unter den für den Fall seiner Aufhebung bereits diskutierten Bedingungen. Selbstkritisch wird gefragt, ob „wir“ im Konflikt zwischen Freiheitsrecht und Gesundheitsschutz die richtige Entscheidung und mit der das rechte Maß getroffen haben.
Die wirklich Zuständigen beschönigen nicht den Einsatz hoheitlicher Gewalt. Sie rechtfertigen ihn mit den Geboten der seuchenmedizinischen Vernunft. Und das ist schon interessant, ganz jenseits der teilnahmsvollen Frage nach dem gleichgewichtigen Verhältnis beider Seiten. Denn mit Vernunft reklamiert die Politik, dass sie im Sinne und im Interesse derer handelt, die sie ihren Maßregeln unterwirft.
Dabei zeugt die Gewalt, die sie aufwendet, davon, dass der Zweck, den sie mit ihren Vorschriften verfolgt, nicht der der Betroffenen ist.
Und das wirft zwei Fragen auf:
– Was ist die Sache, die der Staat über sein Volk verhängt, wenn er für sein sturzvernünftiges Vorgehen ohne Gewalt nicht auskommt?
– Und: Auf wen, auf welche Interessen trifft er mit seiner gewaltsam verordneten Vernunft?
https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/exkurs-zur-volksgesundheit
Sehr gut. Aufklärung im besten Sinne.
Zum Kampf der Staaten gegen die Verseuchung ihrer nationalen Kapitalstandorte und
Herrschaftsterritorien durch einen Virus namens Corona 2019:
Wie der Staat mit dem Wieder-Hochfahren des bürgerlichen Getriebes mit hinnehmbarer
fortgesetzter Opferproduktion durch einen Virus kalkuliert, eben als für ihn vertretbare
Beschädigung seines Volkskörpers als seine nationalökonomische/nationale Basis
oder:
warum man vor den virusbedingten staatlichen Notstandsregime nicht weniger erschrecken
könnte als durch den Befall mit Corona 2019
Man konnte sich schon zu Beginn der Pandemie zusammenreimen, wie bürgerliche Staaten
unterwegs sind, wenn sie sich Sorgen um die Gesundheitsverfassung ihrer Völker machen:
Lüge war schon immer, ihnen ginge es um die „Gesundheit der Menschen“; schon in normalen
Zeiten lassen sie einiges an Ruinierungen von Leib und Leben ihrer Untertanen zu, wenn sie sich
daran zu schaffen machen, welche Dosis von ihrer kapitalistischen Industrie und von durch diese
fabrizierte Artikel ausgehende Schadstoffe als tolerierbare einzustufen seien – bis hin zu den
berühmten ‚Zivilisationskrankheiten‘ (Herz-/Kreislauf-/Skeletterkrankungen) als Ergebnis der Überbeanspruchung des Arbeitsvermögens in den gewinnorientierten unternehmerischen Leistungsschmieden der Nation: darin einbegriffen sind einiges an Todesraten nicht-natürlichen
Ursprungs.
Wenn eine unkontrollierte Ausbreitung eines Virus die Nationen heimsucht, sind diese nicht
weniger zynisch am Werk: das Umsorgen der sog. Volksgesundheit ist für kapitalistische
Staaten sehr wohl vereinbar mit einiges an Schadens-/Todesfällen unter ihren Untertanen –
eben nicht einfach als Folge des Wütens eines Erregers, gegen den z.Z. medizinisch kein
Kraut gewachsen ist, sondern am Maßstab einer hoheitlichen Berechnung: Zu schaffen macht
ihnen ein gewisses Ausmaß der Irreparabilität der Volksmassen im Zuge einer Infizierung.
So ist deshalb das staatliche verfügte anfängliche Zurückfahren des nationalen Lebens
einzuordnen: es war von der Ungewissheit diktiert, in welcher Weise sich das Virus im
nationalen Volkskörper so einnistet, dass dessen Brauchbarkeit darüber angegriffen zu werden
droht. Da haben die Staaten das eigentliche Ärgernis in Kauf genommen, dass das Heiligste
ihrer Räson, das kapitalistische Geschäftsleben zunächst darunter leidet.
Letzteres Ärgernis lassen sie offenbar nicht lange gelten: mit Verweis darauf, dass alles Leben
auf ihren Standorten von der Geldmacherei abhängig gemacht ist, halten es moderne Hoheiten
nicht aus, dass wegen eines medizinisch noch nicht beizukommenden Krankheitserregers die Geschäftigkeit ihrer Standorte länger einbricht – und haben folgende bezeichnende Logik drauf:
stellen sie fest, dass ihre bisherigen mehr oder weniger weitreichenden Einschränkungen im
Personen- und Geschäftsverkehr dazu beigetragen hätten, dass ihre Infektionskurven sich
‚abgeflacht‘ hätten, sei im Umkehrschluss das wie auch immer schrittweise Wieder-Hochfahren
des Standorts aus dem gleichen Grunde angeraten, wegen dem die Beschränkungen erlassen
wurden (die Eindämmung der Infektionsherde). Wie risikofreudig sie damit zugange sind, zum
einen Kriterium nicht einfach die Vermeidung von Virusbefall unter ihren Untertanen ist, sondern
eine sog. Reproduktionsrate von irgendwas unter 1%, sodass das beständige Hinraffen eines
Teils des Volkes durch den Erreger in diesem Korridor für die bürgerlichen Herrschaften in
Ordnung geht, sondern Rückfälle drohen könnten, die ihre Berechnungen mit dem Hochfahren durchkreuzen könnten, aber doch nicht ihr Kalkül mit tolerierbaren Opfern hinfällig macht,
bemerkt man an ihren Maßgaben, unter denen sie die ‚Lockerungen‘ in die Wege leiten:
samt und sonders sieht man ihnen an, dass es nichts als Notbehelfe sind*), mit denen sie
den Grad der Ausbreitung/Anheizen des Virusbefalls meinen so steuern zu können, dass
die Hauptsache, die nationale Geldheckerei zugleich ihren Gang gehen kann. So kann
dann letztere mit dem ‚Leben mit dem Virus‘ als vorläufiger Dauerzustrand Hand in Hand
gehen. Da kann man sich fragen: ist der Virus oder der zynische Einsatz der Staaten für des
Volkes Gesundheit eher furchterregend?
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*)Beispiel Mund-/Nasenschutz/Masken: wohl wissend, dass einfache Masken nur sehr
eingeschränkt gegen den Virus schützen, schädigende Partikel trotz Bedeckung eingeatmet
werden können und auch der Austritt des Virus im Falle der Infizierung nach außen trotz
Maske nicht zuverlässig verhindert werden kann, stellen Politiker es bis hin zur Maskenpflicht in Geschäften, Bussen und Bahn, überhaupt im öffentlichen Raum als Mittel der Wahl hin
– ja wofür wohl? Eben: weiterhin sind Opfer vorprogrammiert, die sein müssen, weil die Geschäftemacherei nicht (weiter) erlahmen darf, aber der politische Wunsch ist Vater des
Gedankens, dass die so sicher wie das Amen grassierenden Infektionen im politisch zu
verorteten Rahmen sich abspielen.
Selbst eine sachverständige Virologin, die es also eigentlich besser wissen sollte, hat in
der WISO-Sondersendung/ZDF am 20.4.20 für Mund-/Nasenabdeckung wie als effektiver
Virenschutz plädiert – so kann man sich als Wissenschaftlerin wider besseres Wissen auch
zum politischen Knecht staatlicher Bekämpfung der Standortverseuchung inklusive der oben
erwähnten menschlichen ‚Kollateralschäden‘ entpuppen – ihre Stellung haben diese und
andere Virusexperten ohnehin von hoheitlicher Gnade her inne.
Frohe Ostern: Pandemie VI.
Hinterher wird nichts mehr wie vorher sein – von wegen!
Vom Bundespräsidenten bis zur Wirtschaftsredaktion der SZ und über den Papst wieder zurück: Die Menschheit wird ermahnt, optimistisch in die Zukunft zu blicken, die Krise als Chance dafür zu nehmen, dass alle irgendwie alles irgendwie besser machen, weil sowieso alles irgendwie nicht mehr so weiter geht wie bisher. So stellen die Anwälte des herrschenden Systems die Systemfrage – auf ihre Weise.
Fazit I: Alles Mögliche wird anders, damit es in der Hauptsache so weitergeht wie bisher.
Fazit II: Wieder mal eine Krise, die nichts und niemanden ändert.
https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/corona-chance
Pandemie VII: Kredit und internationale Konkurrenz
Mit Weltgeld gegen die „Corona-Krise“
Die Regierung in Berlin begegnet der „Corona-Krise“ mit erklärtermaßen unbegrenzten Mitteln, fürs Erste mit einem Finanzvolumen von der dreifachen Größe des jährlichen Bundeshaushalts. Die Summe relativiert sich zwar, da sie zum größeren Teil aus Kreditgarantien besteht, die hoffentlich nicht voll in Anspruch genommen werden. Dennoch: So etwas muss ein Staat sich leisten können. Deutschland kann, wie die Regierung stolz vermeldet.
Die Disziplin der „Schwarzen Null“
Der Nutzen der „Schwarzen Null“ und sein Grund: Grenzenloser Kredit für die Macher eines Weltgelds
Die Kumpanei der großen Weltgeldmacher
Die Krankheit des „globalen Südens“: Kein Geld!
Coronabonds oder was? Europäische Solidarität in der „größten Krise seit 100 Jahren“
Das Coronavirus, das ja sonst nichts lässt wie es war, ändert am Widerspruch der Eurozone kein Jota: Sie bleibt ein Bündnis von Nationalstaaten, die mit nationalen Schulden um nationales Kapitalwachstum in einem gemeinsamen Geld konkurrieren, das seinerseits den Gesamterfolg der Währungszone in seiner Qualität als international gefragtes und verlässliches Geld reflektiert; das also den Gesamterfolg braucht, den die konkurrierenden Partner einander streitig machen.
https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/weltgeld-gegen-corona-krise
Der Lockdown zieht sich in die Länge: Pandemie VIII.
Klassenbewusstsein von rechts
Je länger die Coronakrise andauert, desto lauter wird die Kritik an den von den Regierungen ergriffenen Maßnahmen.
In Deutschland haben die Arbeiter zwar einstweilen keinen so charismatischen Führer, der für ihr Recht eintritt; und entsprechend finden sich auch am 1. Mai keine lohnabhängigen Massen auf den Hygiene-Demos ein. Aber sie sind natürlich trotzdem heilfroh und tun das auch gerne medienwirksam kund, wenn es mit der Arbeit endlich wieder losgehen kann und die Bänder in Zwickau und anderswo wieder anlaufen. Weil sie von ihrer Arbeit in fremden Diensten leben müssen, fordern sie ein, das auch zu dürfen, sehen sich jedenfalls bedient, wenn sie sich als Knechte des Profits wieder nützlich machen können: Sie bekennen sich zu der schäbigen Rolle, die sie in der Gesellschaft spielen und unter der sie in Corona-Zeiten ganz besonders leiden.
So viel Standesbewusstsein seitens der nützlichen Idioten gehört zu einer veritablen Klassengesellschaft eben mindestens dazu.
https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/klassenbewusstsein-rechts
Ein Nachtrag zu Pandemie V. – Volksgesundheit und Kapitalismus
Leserbriefe, die uns erreicht haben, bestreiten die von uns dargelegte Funktionalität der Seuchenpolitik, d.h. der staatlichen Fürsorge für die Gesundheit des Volkes im Interesse seiner kapitalistischen Benutzung.
Sie verwerfen dazu allerdings nicht unser Argument für diese Funktionalität, sondern schon gleich das Faktum, das wir mit ihm erklären wollen.
https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/leserbriefe-volksgesundheit-kapitalismus