Suitbert Cechura: Triage und Exit – die Diskussion um notwendige Tote
Von webmaster • Apr. 13th, 2020 • Kategorie: AllgemeinSuitbert Cechura: Triage und Exit – die Diskussion um notwendige Tote
Wie Menschenleben im Normal- und Ausnahmezustand zählen: als mehr oder weniger brauchbare Ressource
Es ist schon seltsam, während die einen auf eine Beendigung der Corona-bedingten Einschränkungen des kapitalistischen Alltags drängen, und zwar mit der Behauptung, die Verhinderung der Infektionen würde mehr Opfer kosten als eine Durchseuchung der Bevölkerung – bei der zugestandener Maßen ebenfalls Opfer in Kauf zu nehmen seien -, sorgen sich andere (so Andreas Zielcke, „Moralisches Elend“, SZ, 31.3.2020) um die ethischen Maßstäbe der Gesellschaft, wenn wegen des Mangels an Intensivbetten und Beatmungsgeräten Medizinern die Entscheidung abverlangt wird, wen man sterben lässt und wer in den Genuss einer Behandlung kommt. Dies alles soll die Konsequenz einer Seuche sein, die die Menschen vor ganz neue Herausforderungen stellt. Dabei ist Manches so neu nicht.
Die drohende Triage …
… und ihre schleichende Durchsetzung
Exit
Weil das in normalen Zeiten alles stattfindet und auch der übliche Daseinskampf ständig Opfer an Menschenleben fordert, soll dies alles nicht gegen die Wiederherstellung des Alltags sprechen, sondern hundertprozentig dafür: Unter Inkaufnahme von weiteren Toten muss – nicht übereilt, aber unbedingt so früh wie möglich – die Wirtschaft wieder in Gang gebracht werden, die zwar nicht für eine ausreichende Versorgung für alle sorgt, aber von der dennoch alle abhängig sind.
Vielleicht sollte man sich einmal überlegen, ob nicht ein Exit aus diesem Normalzustand angebracht wäre.