Björn Hendrig: Das dünne Eis
Von webmaster • Apr. 12th, 2020 • Kategorie: Allgemein
Björn Hendrig: Das dünne Eis
Die Corona-Krise zeigt, dass die meisten Menschen in einer kapitalistischen Gesellschaft von der Hand in den Mund leben
Deutschland zählt zu den reichsten Ländern der Erde. Die Wirtschaft schöpft Milliarden-Gewinne, der Staat profitiert von den entsprechend umfangreichen Steuer-Einnahmen. Seit wegen der Corona-Pandemie das öffentliche Leben auf ein Minimum heruntergefahren wird, funktioniert diese Symbiose nicht mehr. Konzerne, mittelständische Firmen, Familienbetriebe, Einzelhändler – ihnen droht die Pleite, obwohl sie erst seit wenigen Wochen kein normales Geschäft mehr abwickeln können.
Die Folge: Immer mehr Arbeitnehmern wird gekündigt oder sie werden in Kurzarbeit gezwungen. Jetzt sehnen sich alle nach der Zeit „vor Corona“, als alles noch gut war. Wirklich? Wie reich sind denn Leute vorher gewesen, die jeden Monat auf ein Einkommen angewiesen waren, um auszukommen? Und die nun, da die Zahlung ausbleibt, vor dem Nichts stehen?
Leistung wird nur entlohnt, wenn sie sich lohnt – für den Arbeitgeber
Komfortable Arbeiter-Existenz? Ein Unding
Prekäre Lage als Dauerzustand
Wer kein Kapital besitzt, ist in der Marktwirtschaft arm dran
Nicht genug zum Leben? Ungerecht, jammert die Gewerkschaft
1500 Euro mehr im Monat? So war das mit der Anerkennung nicht gemeint
Und dann sind da noch Menschen, für die Kurzarbeit das geringere Übel wäre
Zur Rettung „der Wirtschaft“ ist nichts zu teuer
„Corona“ macht alles nur noch schlimmer
Angesichts der katastrophalen Wirkungen des gesellschaftlichen „Lockdowns“ binnen relativ kurzer Zeit erscheint die Situation davor seltsam rosig. Doch da sollte man sich nicht täuschen: Die grundsätzliche Armut der besitzlosen Menschen und ihre damit ständig prekäre Lage gibt es, seit es Marktwirtschaft gibt. „Corona“ macht für sie alles nur noch viel schlimmer. (Björn Hendrig)
https://www.heise.de/tp/features/Das-duenne-Eis-4701457.html