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Theo Wentzke: Wenn das der Franz Josef wüsste

Von • Jan. 5th, 2019 • Kategorie: Allgemein

Wenn das der Franz Josef wüsste

Vom konservativen Antreiber der alten BRD zur störrischen Regionalpartei im neuen Deutschland. Die CSU und ihr Seehofer – zwei bayrische Karrieren

Von Theo Wentzke

 

Im Herbst 2018 stürzt die CSU bei den bayrischen Landtagswahlen auf einen Stimmenanteil von 37,2 Prozent ab. Das stellt für eine Partei, die seit den fünfziger Jahren, abgesehen von einem Ausreißer im Jahr 2008, absolute Mehrheiten eingefahren hat, nicht weniger als eine demokratische Katastrophe dar. Hauptverantwortlich für den Verlust des angestammten Rechts auf Alleinregierung in München, da sind sich die christlichen Parteigenossen unter Führung eines neuen Chefs schnell einig, ist ihr alter Vorsitzender und Ministerpräsident Horst Seehofer, jetzt noch Innenminister der großen Koalition in Berlin. Der wird folglich so druckvoll aus dem Amt gedrängt, dass er es unter lauten Respektsbekundungen seiner Partei ganz freiwillig noch diesen Monat niederlegen wird.

Nach dieser gesunden demokratischen Abstoßungsreaktion tut sich die CSU zum Zweck des Erhalts der Regierungsmacht mit einer kleinen konservativen Kommunal- und Regionalpartei unter Führung eines rotbackigen Bauernschlaubergers zusammen. Und steht zunächst jedenfalls mit Figuren wie den bundesweit anerkannten Unsympathen Markus Söder, Alexander Dobrindt, dem Dieselschützer Andreas Scheuer und ihrem stark abgeschmolzenen Beitrag zu einer Unionsmehrheit in Deutschland auch nicht viel glanzvoller da als die Inkarnation ihres Niedergangs, ihr Vorsitzender und Innenminister auf Abruf.

Der Maßstab eines großen Erbes

Deutschland größer, CSU kleiner

Doch noch eine Mission

 

Theo Wentzke ist Redakteur der Zeitschrift Gegenstandpunkt. Mehr zum Thema Seehofer und die CSU ist im aktuellen Heft 4/2018 nach­zulesen.

 

Aus: junge Welt – Ausgabe vom 05.01.2019 / Seite 12 / Thema

 

https://www.jungewelt.de/artikel/346614.gott-mit-dir-du-land-der-bayern-wenn-das-der-franz-josef-wüsste.html

 

vgl:

 

„Vom konservativen Antreiber der alten BRD zur störrischen Regionalpartei im neuen Deutschland: Die CSU und ihr Seehofer – zwei bayrische Karrieren“ (GS 4-18)

Merkels Innenminister repräsentiert einen Abstieg eigener Art. Seiner stolzen Regionalpartei ist der große kommunistische Feind dies- und jenseits der Mauer und damit die Rolle des konservativen Vorreiters und imperialistischen Scharfmachers in der Republik unwiderruflich abhanden gekommen. Bei aller betont landsmannschaftlichen Angeberei mit Bayerns einzigartigen Leistungen, ist der abtretende Vorsitzende trotz seiner langen Karriere mit vielen Ministerposten mehr die Karikatur der Ansprüche, die mit dem Vorsitz des CSU-Vereins verbunden waren, der inzwischen auf die Rolle eines störrischen Regierungspartners zurechtgestutzt ist. Von Strauß zu Seehofer: Die Geschichte des Niedergangs bayrischer Ambitionen für Deutschland.

 

https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/csu-ihr-seehofer-zwei-bayrische-karrieren

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