IVA: Armut in einem reichen Land – ein Widerspruch?
Von webmaster • Sep. 20th, 2018 • Kategorie: AllgemeinArmut in einem reichen Land – ein Widerspruch?
Im Oktober erscheint „Der soziale Staat“ von Renate Dillmann und Arian Schiffer-Nasserie – keine Fortschreibung der Armutsforschung, sondern ein Angriff auf die inzwischen auch im reichen Deutschland etablierte Disziplin. Dazu eine Mitteilung der IVA-Redaktion.
Die beiden Autoren des Buchs halten Sozialpolitik nicht, wie sie in ihrer Ankündigung schreiben, „für eine unhinterfragbar gute Errungenschaft moderner Staatlichkeit, nur weil die ‚sozial Schwachen‘ in der ‚freien Marktwirtschaft‘ ohne sie kein Auskommen haben. Sie feiern den Sozialstaat nicht dafür, dass er der Garant für den ‚sozialen Frieden‘ und die ‚Nachhaltigkeit‘ der staatlich etablierten Konkurrenzgesellschaft ist.“ Ihre Darstellung zielt vielmehr „auf eine grundsätzliche Kritik: Sozialpolitik in Deutschland ist ein Armutszeugnis über die materielle Lebenslage der Lohnabhängigen, ein notwendig umstrittenes Funktionserfordernis im entwickelten Kapitalismus und zugleich ein Quell für ebenso viele wie falsche Erwartungen an den sozialen Staat.“ (Dillmann/Schiffer-Nasserie 2018
Das Buch, das im Oktober bei VSA in Hamburg erscheint, soll am Samstag, dem 1. Dezember 2018, in Köln im Bürgerzentrum Alte Feuerwache vorgestellt werden. Dazu folgen demnächst genauere Angaben auf dieser Website unter „Termine“. Hier nur einige Hinweise im Blick darauf, wie sich Renate Dillmann und Arian Schiffer-Nasserie mit ihrer neuen Studie zu der – etablierten und kritischen – Armutsforschung stellen, die inzwischen auch im reichen Deutschland ihren festen Platz hat und der regierungsoffiziellen Berichterstattung in Sachen Soziales ihren Dienst leistet. (…)
https://www.i-v-a.net/doku.php?id=texts18#armut_in_einem_reichen_land_ein_widerspruch
vgl:
Renate Dillmann / Arian Schiffer-Nasserie
Der soziale Staat
Über nützliche Armut und ihre Verwaltung
Ökonomische Grundlagen | Politische Maßnahmen | Historische Etappen
https://www.vsa-verlag.de/nc/buecher/detail/artikel/der-soziale-staat/
und
Armutsdebatte 2018 (GS 3-18)
Im Gefolge der Debatte um die Essener Tafel kommen in der Republik leise Bedenken auf, die Lage an den Tafeln der Republik würde Versäumnisse des deutschen Sozialstaats ans Licht bringen. Kaum wird der Vorwurf geäußert, der Staat würde seiner Fürsorgepflicht nicht nachkommen, durch Hartz IV sogar selbst die Armen in Armut halten, sieht der neue Gesundheitsminister Jens Spahn sich herausgefordert, diese Errungenschaft des deutschen Sozialstaats vorwärts zu verteidigen.
Armut in einem reichen Land – ein Widerspruch?
IVA weist auf eine Veranstaltung hin, die am Samstag, dem 1. Dezember, in Köln im Bürgerzentrum Alte Feuerwache stattfinden wird: eine Vorstellung der Neuerscheinung „Der soziale Staat“ (siehe auch unter Texte 2018).
Wissenschaftliche Studien informieren in immer kürzeren Abständen darüber, wie Armut hierzulande in allen denkbaren Varianten wächst: Kinderarmut, Altersarmut, „working poor“, Zunahme von Obdachlosigkeit, Not der Alleinerziehenden, Ost-West-Gefälle und nicht zuletzt die berühmte Schere bei Einkommen und Vermögen… Armutsforschung hat sich längst etabliert, diskutiert kontrovers über die (drohende) gesellschaftlichen Spaltung, über „abgehängte“ Bevölkerungsteile oder darüber, ob es „uns“ nicht doch relativ gut geht. Eine neue Analyse will Grundannahmen der Debatte in Frage stellen: „Der soziale Staat“ (VSA, Herbst 2018), verfasst von den Bochumer Sozialwissenschaftlern Renate Dillmann und Arian Schiffer-Nasserie.
Ihre Thesen:
– Armut ist kein Widerspruch zur sozialen Marktwirtschaft, sie gehört notwendig dazu.
– Sie ist kein Versäumnis der Sozialpolitik, diese beruht vielmehr auf der Armut derer, die der soziale Staat fördert und fordert.
– Das neue Ausmaß widerspricht deshalb auch nicht dem Wirtschaftswachstum „in einem reichen Land“. Im Gegenteil: Die Agenda-2010-Politik hat das heutige Armutsniveau zielstrebig hergestellt, um die Bevölkerung für den Konkurrenzkampf der deutschen Exportnation herzurichten.
Diese und andere Thesen werden bei der Buchpräsentation zur Diskussion gestellt. Sie ist offen für alle Interessenten. Ort: Bürgerzentrum Alte Feuerwache, Melchiorstr. 3, 50670 Köln, Großes Forum (Nähe Ebertplatz). Beginn: 14 Uhr.
https://www.i-v-a.net/doku.php?id=termine#veranstaltungen_in_koeln
http://renatedillmann.de/