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Margaret Wirth: StamoKap – Kritik der Monopoltheorie (1973)

Von • Dez. 3rd, 2015 • Kategorie: Allgemein

Margaret Wirth: StamoKap – Kritik der Monopoltheorie (1973)

 

…….“Die Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus geht von zwei zentralen Theoremen aus:

 

  1. Der Kapitalismus bewegt sich nicht mehr seiner eigenen Basis gemäß; er ist sterbender, verfaulender Kapitalismus, Kapitalismus, der seine letztmögliche Form erreicht hat und deshalb bald „abtreten“ muß. Dr. Katzenstein hat dies verschiedentlich zum Ausdruck gebracht: der Kapitalismus„befindet sich im Stadium seiner Ablösung“; „das Kapitalverhältnis wird direkt und unmittelbar zu einer Schranke für die Entwicklung der Produktivkräfte.“
  1. Die gegenwärtig zu beobachtende „zunehmende Rolle des Staates“ ist ein Indiz für diese Tatsache; d.h. die Staatseingriffe bringen zum Ausdruck, daß der Kapitalismus ihm selbst fremde Elemente in sich aufnehmen muß. Als solche fremden Elemente werden die ökonomischen Funktionen des Staates begriffen: der Staat durchbricht „die sich aus dem eigentlichen inneren Mechanismus des Kapitalismus ergebende Verteilung des Nationaleinkommens.“ Weil sich „das Kapitalverhältnis als absolute Schranke für die Entwicklung der Produktivkräfte“ zeigt, muß der Staat eingreifen.

Ich möchte diesen Theoremen zwei Gegenthesen entgegenstellen:

  1. Logisch, aus dem Kapitalbegriff heraus, gibt es keine „absolute“

Schranke des Kapitalismus, gibt es keinen Punkt, an dem gesagt werden kann, er könne sich nicht mehr weiterentwickeln. Die „objektive Schranke des Kapitals“ ist das Kapital selbst, als Herrschaft der toten über die lebendige Arbeit. Das ist aber ein Satz, der abstrakt immer gilt: konkret werden kann diese Schranke nur in der revolutionären Aktion der Arbeiterklasse. Solange diese revolutionäre Aktien nicht stattfindet, entwickelt sich der Kapitalismus weiter, wenn sich auch die Formen dieser Entwicklung ändern. Will man eine andere historische Schranke des Kapitals ableiten, so gerät man zwangsläufig in den Widerspruch, in dem sich auch die Theorie des stamoKap befindet: auf der einen Seite die Überlebtheit des Kapitals konstatieren zu müssen, auf der anderen Seite festzustellen, daß die Arbeiterklasse dies gegenwärtig nicht in ausreichendem Maße realisiert. Damit kommt die Theorie in den Zwang, einen deus ex machina einführen zu müssen, der die tatsächlich schon notwendige und mögliche Aufhebung des Kapitalverhältnisses verhindert. Begreift man allerdings das Bewußtsein der Arbeiterklasse wie diese selbst als Teil des Kapitalverhältnisses, wird man darauf verwiesen, die konkreten Bedingungen der Überwindung des Kapitalismus immer neu zu untersuchen, statt sich auf das Postulat der „objektiven Überlebtheit“ zu berufen.

  1. Die ökonomischen Funktionen des Staates sind nicht dem Kapitalismus „fremde“ Elemente, sondern unter bestimmten historischen Bedingungen notwendige Formen der Durchsetzung des Kapitalverhältnisses, also Bestandteil des Kapitalverhältnisses. Die Vorstellung, die Funktionen des Staates lägen irgendwo „außerhalb“

des „eigentlichen“ Prozesses der Kapitalverwertung begreift den Staat schon als von der „Wirtschaft“ getrennte Organisation politischer Herrschaft. Der Staat als bürgerlicher Staat ist aber integraler Bestandteil des Kapitalverhältnisses; nur deshalb kann er auch überhaupt in die Ökonomie „eingreifen“. Diese Form des Staates selbst und die sich daraus ergebenden Bezüge zur Ökonomie müssen also zuerst entwickelt werden, bevor konkret-historische Erscheinungsformen des Staatseingriffs analysiert werden können.“

(…)

 

http://www.trend.infopartisan.net/trd1215/t011215.html

 

Margaret Wirths Text war ursprünglich ein Referat, das auf der konstituierenden Sitzung des Arbeitskreises Politische Ökonomie der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft am 11. Mai 1973 im Fachbereich 15 (Otto-Suhr-Institut) der Freien Universität Berlin gehalten wurde.

 

Der Nachdruck erfolgte in der Zeitschrift Probleme des Klassenkampfs Nr. 8/9, wo er in der vollständigen Fassung online zu lesen ist: „Zur Kritik der Theorie des staatsmonoplistischen Kapitalismus“

 

Wir übernahmen von dort die Seiten 20-29.

 

http://www.prokla.de/wp/wp-content/uploads/1973/Prokla8-9.pdf

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