[online] [update-2] GSP-Artikel: Zur Broschüre des Ums-Ganze-Bündnisses
Von webmaster • Juni 13th, 2013 • Kategorie: AllgemeinZur Broschüre des Ums-Ganze-Bündnisses:
„Staat, Weltmarkt und die Herrschaft der falschen Freiheit“
Statt Kritik des Systems der Ausbeutung eine radikalkritische Absage an den „Systemzwang“
Die meisten Leute, die sich heute über soziale und andere Missstände empören, suchen und finden in diesen als gemeinsamen Nenner nur den, eben Missstände zu sein, Fälle von Versagen der Verantwortlichen vor ihren Aufgaben oder generell von einem Mangel an Menschlichkeit.
Derart Empörte brauchen keine Theorie. Auf solche Protestinitiativen, deren moralische Selbstgenügsamkeit und Theoriefeindlichkeit bezieht sich die Ums-Ganze-Mannschaft mit der Botschaft, dass ein Verbesserungswille, der sich nicht um die systemischen Ursachen der Missstände kümmert, blind und folgenlos bleibt: „Bewegung braucht Theorie!“; wem es um Beseitigung der Missstände zu tun ist, dem muss es „ums Ganze“ gehen, „um die Kritik gesellschaftlicher Herrschaft als ganzer“. Was sie in diesem Sinne an Aufklärung über das kapitalistische System in ihrer Broschüre anbieten, besteht dann allerdings im Wesentlichen in der variantenreich wiederholten Feststellung, dass es sich um „ein System“ handelt; dessen Inhalt erschöpft sich in einem systematischen „Zwang“, dem alle Insassen der Klassengesellschaft gleichermaßen unterliegt und den sie sich zugleich zu eigen macht, weil die ihm Unterworfenen den Zwang für das glatte Gegenteil halten, also dem „Schein von Freiheit“ aufsitzen:
Proletarier, Kapitalisten, Staatsagenturen, alle laborieren an dem höchst immateriellen und subjektlosen Umstand einer „Herrschaft der falschen Freiheit“. Agitation ist damit von der Kritik des Klassengegensatzes und vom Standpunkt des beschädigten materiellen Interesses der einen gesäubert. Sie landet prompt bei Phrasen der Art: „Der Austritt der Menschen aus ihrer selbst geschaffenen Unmündigkeit muss das Werk bewusster Individuen sein.“ Revolution geht keinesfalls bewusstlos! Wir dachten ja immer, die würde sich im Schlaf erledigen!
Eine ausführliche Kritik in diesem Heft.
Das Anliegen
Die große Entdeckung: Das kapitalistische System ist „ein System“, sein Inhalt „Zwang“
Die Dämonisierung von „Systemzwang“ in fünf Schritten:
– Der Staat – ein Gefangener seiner eigenen herrschaftlichen Räson
– Die Kapitalisten – ökonomische Charaktermasken ohne ökonomischen Charakter
– Die Lohnabhängigen – vom revolutionären Subjekt zum „verstaatlichten Proletariat“ mutiert
– Alle Aktivisten der freien Konkurrenz zusammen – von der „falschen Freiheit“ um die wahre betrogen
– Der Nationalismus der Bürger – „System“, das seine Insassen auch noch zur Parteilichkeit zwingt
Fazit
http://www.gegenstandpunkt.com/gs/13/1/gs20131135h1.html
http://neoprene.blogsport.de/images/GSP113ZurBroschredesUGBndnisneu.pdf
Update:
Eine Leserzuschrift:
„1. Dass sich die „Ganzen“ den hiesigen Laden fehlerhaft erklären stimmt. Aber bringt das die erklärte kritische Absicht zum Verschwinden? Und den Unterschied zu anderen Linken bzw. zu sturzzufriedenen Bürgern, die längst nicht so hart angefasst werden vom GS (vgl. z.B. die Kritik an den spanischen Empörten/Occupy)
2. erfasst der GS-Artikel die „Ganzen“ inhaltlich nicht richtig.
Im Fazit wird der zentrale Vorwurf des Immaterialismus erhoben. Das stimmt so nicht: Die „Ganzen“ definieren ihr gutes Leben sicherlich nicht immateriell. Und umgekehrt: Sprechen wirklich nur (!) materielle Gründe für einen Umsturz, wie es im Fazit heißt?
3. Entsprechend dieser Wahrnehmung der „Ganzen“ ist die Kritik nicht einfach sachlich, sondern ungut persönlich. Die Tonlage ist herablassend, die „Ganzen“ werden mehr oder weniger als Blödmänner angeredet und bisweilen sogar lächerlich gemacht. Eine Einladung zur Korrektur von Fehlern ist das nicht, ein Diskussionsangebot schon zweimal nicht. Aber mit wem kann man dann noch reden?“
http://www.gegenstandpunkt.de/jourfixe/jf_umsganze.html
Update-2:
Die o.a. „Leserzuschrift“ war Thema des Münchner Jour Fixe vom 3. Juni 2013:
Kritik am Artikel zur Broschüre des Ums-Ganze-Bündnisses (GS 1-13)
„Für lohnend, für wichtig genug, um sich diesen Aufwand zu erlauben, ist uns das Projekt vorgekommen, weil die Überlegung war, womöglich gibt es im Dunstkreis von denen, der beträchtlich sein soll, also nicht bei den ideologischen Chefs, Leute, die einen Gefallen daran finden, sich theoretisch und ein wenig grundsätzlicher mit der Welt abzugeben als dies sonst in linken Kreisen üblich ist. Diesen Leuten ein begründetes So-Nicht entgegenzustellen, war schon die Absicht.
Diese Begründung geht mittels des Aufweisens von Fehlern, die die drauf haben, und durch das Benennen des Grundes, dem sich diese Fehler verdanken. Das war das Projekt und jetzt gibt es Kritik am Ergebnis.“
http://www.gegenstandpunkt.de/jourfixe/prt/2013/jf130603.html
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