Fundsachen: Vortrag zu Nationalismus als notwendig falsches Bewusstsein im Kapitalismus
Von webmaster • Jan. 29th, 2013 • Kategorie: Allgemein29.01.2013 | Villa Bünde | Brunnenallee 1 | Offen ab 19.00 h
Vortrag zu Nationalismus als notwendig falsches Bewusstsein im Kapitalismus
Veranstalter: AK Libertad
vgl:
http://aklibertad.blogsport.de/2011/09/28/vortrag-mit-freerk-huisken-am-8-november/
Zu Eurem Vortrag zu irgendetwas »als notwendig falsches Bewußtsein«, irgendwo: Daß es kein notwendig falsches Bewußtsein gibt, belegt Euer Vortrag ja schon in seinem Titel. Was Ihr da vermitteln wollt, glaubt Ihr somit nicht mal selbst. Wenn man etwas als falsch benennen kann, kann es schlecht »notwendig« falsch sein; oder?! Dennoch trifft man dieses Ideologem (»notwendig falsches Bewußtsein«) verblüffend häufig bei ehemaligen DDR-Bewohnern und bekennenden Stalinisten an. Als ich in Göttingen einst an einem Treffen der PDS teilnahm und dort in meiner Arbeitskleidung mit weißem Hemd und Krawatte erschien, wies mich, um einem mir sachlich angebracht erscheinenden Einwand auszuweichen, prompt jemand darauf hin, daß »Kapitalisten« ohnehin ein »notwendig falsches Bewußtsein« hätten. »Kapitalist«, also Produktionsmittelbesitzer, der anderen, Nichtbesitzern, Lohn zahlt, war und bin ich nun wirklich nicht (es gibt eben nicht nur »blue collar«-, sondern auch »white collar«-Malocher). Doch selbst wenn!! Zwar verstummte der an mich gerichtete Vorwurf, als ich darauf hinwies, daß auch ein Engels Kapitalist gewesen war, allerdings nur, um anderen Vorwürfen Platz zu machen, die hier nicht von Belang sind. Die grundverkehrte, aber verbreitete Gedankenfigur des »notwendig falschen Bewußtseins« impliziert eine Art Vulgärmarxismus, demzufolge nur ein Arbeiter, nicht jedoch ein Kapitalist das der kapitalistischen Gesellschaftsordnung zugrunde liegende Ausbeutungsverhältnis zwischen Kapitalist und Arbeiter erkennen könne. So ein Blödsinn! Das »Notwendige« am fehlenden Bewußtsein für die Ausbeutung könnte höchstens darin bestehen, daß eine einmal vorhandene Eintrübung jenes Bewußtseins der Interessenlage folgt, das darin zum Ausdruck kommende gesellschaftliche Verhältnis zu festigen und nach Möglichkeit zu perpetuieren. Einer Interessenlage, die nur dann die eigene ist, wenn man das Glück hat, zu den »happy few« zu zählen, was in der Mehrzahl der Fälle eben nicht der Fall ist. Besagten »happy few« ist jenes Verhältnis, auf dem ihr ganzer Reichtum basiert, im Gegenteil jedoch sehr wohl bewußt. Dem Rest der Welt dagegen schon viel weniger (sonst gäbe es dieses Verhältnis längst nicht mehr). »Falsches Bewußtsein« findet sich in der Regel nur bei den Ausgebeuteten, Entrechteten und Unterdrückten, die sich einreden lassen, daß dieses Verhältnis naturnotwendig sei und die Plackerei für andere doch eigentlich Spaß mache – »notwendig« ist diese Bewußtseinsschwäche aber gerade nicht. Weil es demnach kein »notwendig falsches Bewußtsein« gibt, gibt es logischerweise auch keinen »Nationalismus als notwendig falsches Bewußtsein«. Wer mit einer solchen Vorstellung hausieren geht, dient – ob er sich dessen bewußt ist oder nicht – im Gegenteil den Interessen jener »happy few«, die in erster Linie in Übersee angesiedelt sind und jeden ihnen nicht willfährigen anderen Nationalismus als den mit »stars & stripes« einen nach dem anderen von ihren Bütteln mit »Bombenteppichen« überziehen und dem Erdboden gleichmachen lassen (siehe derzeit Syrien). Denn ohne staatliche Souveränität kann es nicht nur keinen Nationalismus, sondern vor allem keinen Internationalismus geben. Und ohne diesen bleiben jene »happy few« uns dank Erbrecht auf ewig erhalten.