[update] Fundsachen: Quacksalber am Krankenbett des Kapitals – Wie Staatslinke Krisenlösungskompetenz erwerben
Von webmaster • Nov. 21st, 2013 • Kategorie: AllgemeinDonnerstag | 13. Dezember 2012 | 20:00 Uhr k-fetisch | Wildenbruchstr. 86 12045 Berlin
Vortrag und Diskussion in Berlin:
Quacksalber am Krankenbett des Kapitals – Wie Staatslinke Krisenlösungskompetenz erwerben
Nach fünf Jahren angestrengter Krisenlösungspolitik ist die gesamte Euro-Zone glücklich in der Rezession gelandet. Die Krise verschärft die Konkurrenz auf allen Ebenen, zwischen Kapitalen, zwischen Staaten.
Da sie letztlich eine Überproduktionskrise ist, führt an Kapitalentwertung kein Weg vorbei. Die Konkurrenz wird mörderisch: Wo wird entwertet? Wer ruiniert wen und kann vielleicht sogar auf eine Übernahme der Rivalen hoffen?
Inmitten dieses allgemeinen Hauens und Stechens zeichnen die Staatslinken ein idyllisches Bild, wie die Krise sozialverträglich zu lösen sei. Am Ende des düsteren Tunnels leuchten strahlend die Vereinigten Sozialistischen Staaten von Europa auf, wenn erst drei Schritte vollführt sind:
Schritt 1: Den Diskurs verschieben
Schritt 2: Die staatliche Krisenlösung
Schritt 3: der Aufbau des Sozialismus in einem Europa von unten
Update:
„Im Februar diesen Jahres veröffentlichten die Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft den Text „Krisenlösung als Wunschkonzert“ in der Zeitschrift »analyse und kritik« in der Hoffnung, eine Debatte über die Wirtschaftskrise anzustoßen und einige Illusionen, wie diese zu lösen wäre, zu kritisieren.
Daraufhin erschienen in der »ak« Antworten von Dario Azzellini, Anna Dohm, Alexander Gallas und Jörg Nowak sowie Ingo Stützle.
Die Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft resümieren nun diese „Zugaben zum Wunschkonzert“.“
http://kosmoprolet.org/zugaben-zum-wunschkonzert-0
Zugaben zum Wunschkonzert
„In der Zeitschrift Analyse und Kritik (ak580) haben wir versucht, eine Debatte über die Positionen jener Linken anzustoßen, die sich für Linksparteien begeistern und zum Teil ernsthaft glauben, eine alternative Wirtschaftspolitik könne die Krise des Kapitals lösen und zugleich Europa in ein Arbeiterparadies verwandeln. Mit unserem Anliegen sind wir leider gescheitert, denn in den Antworten wird kaum auf unsere Argumentation eingegangen – eine Debatte fand nicht statt.“ (…)
Dazu zwei Artikel in der „analyse und kritik“:
„Krisenlösung als Wunschkonzert“ (ak – analyse & kritik / Nr. 580)
Die Eurokrise hat linken Mythen von den Möglichkeiten staatlicher Politik neuen Auftrieb gegeben. Das ist gefährlich
Ein Ende der Krise in Europa ist nicht abzusehen. Im Vorfeld der erneuten Blockupyproteste in Frankfurt am Main starten wir eine Reihe zu Krisenanalysen und politischen Strategien der radikalen Linken. Den Anfang machen die Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft mit einer Kritik an den Rezepten aus dem Umfeld der Interventionistischen Linken (IL). Sie kritisieren die Fixierung auf Diskurse und beobachten neue Illusionen in die Möglichkeiten staatlicher Politik. Statt über »Hegemonie« und »Krisendeutungen« zu grübeln, sollte sich die Linke auf Kritik konzentrieren – und auf die Frage, wie die jetzige Produktionsweise aufgehoben werden könnte. Ihren Text widmen die AutorInnen »der Reformismuskritikerin Rosa Luxemburg«. (…)
Von den Freundinnen und Freunden der klassenlosen Gesellschaft
http://www.akweb.de/ak_s/ak580/11.htm
und
„Hätte, müsste, könnte: Politik im Konjunktiv“ (ak – analyse & kritik / Nr. 584)
Statt radikaler Pose bedarf es organisierter Lernprozesse
Die Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft setzten in ak 580 nochmals zur Debatte über linke Strategien in der Krise an und provozierten einige Repliken. In ihrem Text kritisieren sie verschiedene linke Gruppen und Einzelpersonen dafür, dass sie nicht nur der Illusion staatlicher Politik verfallen seien, sondern diese sogar schüren würden – darunter war auch ich. Statt die Frage nach der Aufhebung der kapitalistischen Produktionsweise in der Prioritätenliste ganz nach oben zu setzen, schaffe diese »Staatslinke« den Kitt für die von der Krise produzierten Risse im System.
Verwunderlich ist, wie die FreundInnen einen reformistischen Einheitsbrei aus recht unterschiedlichen ProtagonistInnen und Gruppen anrühren – und warum. Alle, die sie kritisieren, nehmen für sich in Anspruch, das Ziel einer nichtkapitalistischen Gesellschaft vor Augen zu haben – nur eben mit unterschiedlichen Mitteln. Ob es die Richtigen sind, steht auf einem anderen Blatt und müsste ebenso diskutiert werden wie die Frage, ob man wirklich vom gleichen Ziel spricht. Die FreundInnen formulieren hingegen nur ein Ziel, ohne einen Weg zu skizzieren oder ein Fortbewegungsmittel zu präsentieren. So wird Politik zur radikalen Pose und bleibt de facto Aufklärung im schlechten bürgerlichen Sinn.
Warum schreibt man derartige Texte, die offensichtlich nicht auf Verständigung aus sind – auch nicht auf Verständigung über die politischen Differenzen, die es durchaus gibt? Ein Konsens darüber, worin der Dissens besteht, wäre schließlich schon ein Fortschritt. In Frankfurt wurde bei Blockupy unter Beweis gestellt, dass Solidarität selbst bei größeren Differenzen nicht nur innerhalb des antikapitalistischen Blocks, sondern selbst innerhalb des Demobündnisses möglich ist. (…)
Von Ingo Stützle
http://www.akweb.de/ak_s/ak584/56.htm
Stützle:
„An diesem Punkt treffen sich die FreundInnen interessanterweise mit VertreterInnen de Zeitschrift Gegenstandpunkt, stellen sozusagen einen operaistischen Flügel der Strömung, die Politik mit revolutionärer Haltung verwechselt. (…)
Ebenso wenig äußern sie sich dazu, in welchen politischen Formen spontane Subversion auf Dauer gestellt und zu Selbstorganisierung und Autonomie werden kann, mit dem Ziel, dem Staat Organisationsleistung für die Gesellschaft abzuringen.“
Zu dem auch hier wieder aufgewärmten Kalauer „Wie geht Lernen?“ empfiehlt sich z.B. die (nochmalige) Kenntnisnahme der Diskussion von Peter Decker mit Michael Heinrich bei der Podiumsdiskussion „Klassen – Kämpfe – Kommunismus“ im April 2012 in Bielefeld
http://www.contradictio.de/blog/archives/4393