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Kritik an Ideologien, Aufklärung über populäre Irrtümer, Kommentare zum Zeitgeschehen

Fundsachen: Antinational und/oder Antideutsch?

Von • Sep. 29th, 2012 • Kategorie: Allgemein

Neuauflage des seit Jahren köchelnden Streits innerhalb der linksradikalen Szene:

Mitschnitt der Veranstaltung „Zur Kritik an Deutschland – antinationale und antideutsche Theorie“ die am 27. September 2012 im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Beat up your brain – ABC der radikalen Linken“ der Autonomen Neuköllner Antifa (ANA) statt fand.

Ankündigungstext:

Ob am 09. November, dem 03. Oktober oder dem Jahrestag der rassistischen Pogrome von Rostock-Lichtenhagen: Stets stellt sich die Frage nach der richtigen Einordnung der deutschen Nation im Kontext der allgemeinen Entwicklung bürgerlicher Gesellschaften. Während zuletzt antinationalen Erklärungsversuchen eine ökonomistische Herangehensweise vorgeworfen wurde, kranken antideutsche Erklärungen laut ihrer Kritiker vor allem an einer zu starren Fixierung auf scheinbar unveränderbare Ideologietraditionen. Die Veranstaltung will dem Publikum die Argumente beider Seiten dieses Streits vor Augen führen und nach den Möglichkeiten und Grenzen eines Zusammendenkens antinationaler und antideutscher Positionen fragen.

Referent_innen: …nevergoinghome., Emanzipative Antifaschistische Gruppe (Berlin), Theorie Organisation Praxis B3rlin“

Teil 1:

http://soundcloud.com/neukoellnerantifa4/zur-kritik-an-deutschland

 

Teil 2:

http://soundcloud.com/neukoellnerantifa6/zur-kritik-an-deutschland

 

6 Responses »

  1. Ohne das jetzt angehört zu haben: gib mir doch mal ein Argument dafür, warum ich mir so einen Kinderquatsch anhören sollte? Zeit ist rar. Komme ich nicht ganz hinterher. Nur weil die TOP alibimäßig den GSP verlinken, werden die hier angepriesen? Oder gibt es vernünftige Beiträge von Dritten, die alle dortigen Gruppen kritisieren?

  2. 1. Wo wird denn hier die TOP „angepriesen“? Der mutmaßliche Grund für den Hinweis auf diesen Mitschnitt wird doch oben genannt: „Neuauflage des seit Jahren köchelnden Streits innerhalb der linksradikalen Szene“. Diesen Streit in größeren Teilen dessen, was heute noch so als linksradikales Millieu existiert (Post-Autonome/Antifas) kann man sicher für „Kinderquatsch“ halten und ignorieren. Dann hört man sich das Zeug eben nicht an.

    2. Sofern einem solch ein achselzuckendes Desinteresse nicht genügt, kann man in diesem Fall z.B. zur Kenntnis nehmen, dass und warum die TOP nicht (mehr) zu den Antideutschen gezählt werden möchte. Die Beiträge der Mitdiskutanten und aus dem Publikum sind in der Tat eher Müll.

    3. Dass es vielleicht doch keine Zeitverschwendung ist, die Entwicklungen in der besagten Szene und insbesondere im UG-Bündnis im Auge zu behalten, belegen m.E. so Punkte wie die Diskussionsveranstaltungen der Bielefelder UG-Gruppe mit Renate Dillmann und Ilka Schröder bzw. Peter Decker und Michael Heinrich. Die regelmäßigen gemeinsamen Seminare von UG- und JL-Gruppen in einigen Städten sind wohl auch kein Zufall.

    P.S.: Es wurde hier an anderer Stelle schon mal darauf hingewiesen, dass die Hinweise aus der Rubrik „Fundsachen“ nicht mit einer Werbung bzw. Empfehlung wegen inhaltlicher Gemeinsamkeiten verwechselt werden sollten, sondern einfach Tipps zwecks Kenntnisnahme darstellen. Offenkundig kann es nicht schaden, das noch einmal zu wiederholen.

  3. Neuer Download-Link:

    http://antifa-neukoelln.net/component/content/article/42-aktuelles/649-abc-der-radikalen-linken

    http://official.fm/tracks/ddJN

  4. Zum Nachlesen auch noch das Input-Referat des TOPlers:

    http://top-berlin.net/?p=371

  5. 24. Januar 2013 in Wien

    Feel the difference!
    Antideutsche und antinationale Kritik

    Podiumsdiskussion mit Stephan Grigat und Top B3rlin

    „Stets stellt sich die Frage nach der richtigen Einordnung der deutschen oder österreichischen Nation im Kontext der allgemeinen Entwicklung bürgerlicher Gesellschaften. Während zuletzt antinationalen Erklärungsversuchen eine ökonomistische Herangehensweise vorgeworfen wurde, kranken antideutsche Erklärungen laut ihrer Kritiker_innen vor allem an einer zu starren Fixierung auf scheinbar unveränderbare Ideologietraditionen.

    Was für Außenstehende wie ein Zwist zwischen Judäischer Volksfront und der Volksfront von Judäa erscheinen muss, ist theoretisch und politisch keineswegs trivial. Nationalismus ist die prägende Ideologie der kapitalistischen Epoche, eine “objektive Gedankenform staatsbürgerlicher Kollektive”. Das Verständnis seiner ideologischen Funktionalität, seiner Alltäglichkeit und seiner wiederkehrenden Exzesse ist entscheidend für den Zuschnitt radikaler Gesellschaftskritik. Oder ist heute sowohl das Label „antinational“ als auch „antideutsch“ schon längst überholt?“

    http://umsganze.org/termin/wien-feel-the-difference-antideutsche-und-antinationale-kritik/

  6. Weil eingangs nach einer Kritik an TOP bzw. Ums Ganze gefragt wurde der Hinweis auf einen Artikel im GS 1-13 zu deren bislang wohl wichigstem Grundlagentext, der sog. „Staatsbroschüre“:

    Zur Broschüre des Ums-Ganze-Bündnisses: „Staat, Weltmarkt und die Herrschaft der falschen Freiheit“
    Statt Kritik des Systems der Ausbeutung eine radikalkritische Absage an den „Systemzwang“

    Die meisten Leute, die sich heute über soziale und andere Missstände empören, suchen und finden in diesen als gemeinsamen Nenner nur den, eben Missstände zu sein, Fälle von Versagen der Verantwortlichen vor ihren Aufgaben oder generell von einem Mangel an Menschlichkeit. Derart Empörte brauchen keine Theorie. Auf solche Protestinitiativen, deren moralische Selbstgenügsamkeit und Theoriefeindlichkeit bezieht sich die Ums-Ganze-Mannschaft mit der Botschaft, dass ein Verbesserungswille, der sich nicht um die systemischen Ursachen der Missstände kümmert, blind und folgenlos bleibt: „Bewegung braucht Theorie!“; wem es um Beseitigung der Missstände zu tun ist, dem muss es „ums Ganze“ gehen, „um die Kritik gesellschaftlicher Herrschaft als ganzer“. Was sie in diesem Sinne an Aufklärung über das kapitalistische System in ihrer Broschüre anbieten, besteht dann allerdings im Wesentlichen in der variantenreich wiederholten Feststellung, dass es sich um „ein System“ handelt; dessen Inhalt erschöpft sich in einem systematischen „Zwang“, dem alle Insassen der Klassengesellschaft gleichermaßen unterliegt und den sie sich zugleich zu eigen macht, weil die ihm Unterworfenen den Zwang für das glatte Gegenteil halten, also dem „Schein von Freiheit“ aufsitzen: Proletarier, Kapitalisten, Staatsagenturen, alle laborieren an dem höchst immateriellen und subjektlosen Umstand einer „Herrschaft der falschen Freiheit“. Agitation ist damit von der Kritik des Klassengegensatzes und vom Standpunkt des beschädigten materiellen Interesses der einen gesäubert. Sie landet prompt bei Phrasen der Art: „Der Austritt der Menschen aus ihrer selbst geschaffenen Unmündigkeit muss das Werk bewusster Individuen sein.“ Revolution geht keinesfalls bewusstlos! Wir dachten ja immer, die würde sich im Schlaf erledigen!

    Eine ausführliche Kritik in diesem Heft.

    http://www.gegenstandpunkt.com/gs/13/1/inh131.htm