GegenStandpunkt 2-11 erscheint am 10.06.2011
Von webmaster • Mai 30th, 2011 • Kategorie: AllgemeinGegenStandpunkt 2-11 erscheint am 10.06.2011.
Krise, Krieg und gute Laune
Europa ruiniert seine „Südschiene“. Von den Führungsmächten der Union kaputt konkurriert, wird Griechenland & Co mit ihrer Überschuldung eine Verelendungspolitik aufgenötigt, ohne die es keine Überlebenshilfen für die öffentliche Gewalt gibt. So richtig verelendet wird das Volk; dabei steht zugleich schon fest, dass die Staatsgewalt sich dadurch nicht saniert, sondern selber ruiniert. Natürlich ruiniert Europa seine „Südschiene“ nicht zum Spaß. Die Führungsmächte retten so ihr Geld und damit ihr Projekt einer friedlichen Eroberung des Kontinents mit der sachzwanghaften Gewalt des kapitalistischen Reichtums. Dafür organisieren sie mit noch mehr Schulden einen milliardenschweren „Rettungsschirm“ für das Vertrauen in die Schulden, die jetzt schon zu viel sind. Das verknüpfen sie mit der Einführung eines politischen Aufsichtsregimes über die Partnerländer, die ausweislich ihrer minderen Bonität ja wohl verkehrt mit dem guten gemeinsamen Geld gewirtschaftet haben müssen. Deren Vol k, wo es Protest einlegt, ist nur ein weiterer Beweis dafür. So agitieren sie ihr eigenen Völker Schuld an allen Lasten, die die Konkurrenzgewinner ihnen aufladen – sind die Bewohner des europäischen Südens, die „über ihre Verhältnisse“ gelebt haben; auf fremde, nämlich „unsere“ Kosten und zu Lasten „unseres“ guten Geldes, das „wir“ jetzt retten müssen. So kommt mit der europäischen Krisenkonkurrenz auf der Gewinnerseite nationalistischen Dünkel, auf der Verliererseite nationalistischen Verdruss voran!
In Amerika bezichtigen sich Anhänger des „Change“ und solche der Republikaner wechselseitig, den Erfolgsweg der Nation zu verlassen und ihren Untergang herbeizuführen. Dabei geht es um nichts weiter als das Geld, das die Regierung braucht; und da sind in der Sache die Gegensätze so groß nicht. Die eine Seite plädiert mehr für ein freies Kapitalwachstum und Verelendung des Volkes in freier Selbstverantwortung; die andere Seite will unter Einsatz staatlicher Haushaltsmittel den Industriestandort Amerika erneuern und mit einem halbwegs brauchbar erhaltenen Menschenmaterial versorgen: Die elementare kapitalistische Maxime, dass es für das Wohl der Nation auf die Produktivkraft des Reichtums und nützliche Armut – „Jobs, Jobs …“ – ankommt, gilt für beide Seiten unbedingt. Dass trotzdem kein patriotischer Kompromiss angesagt ist, zeugt von einer fundamentalen Verlegenheit der Politik die ihrerseits die Verlegenheit widerspiegelt, in die die Nation sich hineingewirtschaftet hat. Di e weltweite Anerkennung und Benutzung amerikanischer Schulden als Geldquelle, des Dollar als dem globalen Geschäftsmittel und -objekt steht mit der Krise des Finanzkapitals auf dem Spiel. Davon lebt die Finanzmacht, die die USA für ihre Weltmacht braucht. Deswegen hat der amerikanische Staat mit ganz viel neuen Schulden die finanzkapitalistischen Rechnungen in Gang gehalten. Aber ob damit die ökonomische Basis des US-Imperialismus intakt bleibt, nämlich die bedingungslose Anerkennung des Kredits, den Amerika sich nimmt: das ist nicht mehr so sicher wie zuletzt ein halbes Jahrhundert lang; und das hat die Weltmacht nicht mehr selbst in der Hand. Das werfen sich die Zuständigen für diese Weltmacht wechselseitig vor. Die Erregung bei Politikern und Volk einer Nation, die, imperialistisch erfolgsverwöhnt, unangefochtenen Erfolg für ihr unveräußerliches Recht hält, fällt dementsprechend heftig aus .
Zweimal imperialistische Krisenkonkurrenz mit unübersehbaren Folgen für die Völker. Die sind empört – weniger über die Zumutungen, mit denen die für sie zuständigen Staatsgewalten die Meisterung der Krisenfolgen angehen, als gegen einander im Europa der Vaterländer, und die einen Patrioten gegen die andern in God’s own Country.
Begeistern lassen sie sich dagegen für und durch den Krieg gegen Gaddafi, den allen voran Frankreich und Großbritannien in Libyen führen. Die haben dessen Verteidigung der Macht als Gelegenheit ergriffen, sich als europäische Führungsmächte zu beweisen, die für die Aufsicht über auswärtige Staaten zuständig sind: Das erfordert und rechtfertigt militärische Gewalt – und versetzt Patrioten in Hochstimmung: ‚Wir müssen helfen – mit Bomben gegen Gaddafi!‘ Daneben graust man sich gemeinsam vor dem GAU in Japan: Und gemeinsam freut man sich daran, dass Bin Laden erledigt in der Hölle, Papst Woytila selig, also amtlich im Himmel und mit einer Prinzenhochzeit ein staatswichtiges Yuppie-Paar im Ehebett angekommen ist. Für nationalistische Unterhaltung und gute Laune ist also gesorgt. Man gönnt sich ja sonst nichts.
http://www.gegenstandpunkt.com/gs/11/2/gegen112.htm
http://www.gegenstandpunkt.com/gs/11/2/gs112_werbung.pdf
Inhalt:
- Zum Auftakt des Jahres 5 der Weltfinanzkrise Imperialistische Geldsorgen
- Krisenbewältigung in den USA
Die Nation kämpft gegen den ökonomischen Abstieg
– ESM, Pakt für den Euro, Wirtschaftsregierung etc. - Die Rettung des Euro
- Krieg in Libyen
Regime-Change durch die NATO – Streitfall für die Weltaufsichtmächte
– Das Lebenswerk Gaddafis
Der Missbrauch von Petrodollars für Anti-Imperialismus und islamischen Sozialismus - Rechtzeitig zum 25-Jährigen von Tschernobyl schlägt das „Restrisiko“ wieder zu
Der Super-GAU in Fukushima und die Berechnungen kapitalistischer Energiepolitik - Heinz Dieterichs „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ (2)
Die Lehre aus dem gescheiterten Realsozialismus Radikale Anweisungen an die lateinamerikanischen Linksregierungen für einen staatlichen Aufstieg mit zukunftsweisender Perspektive - Chronik – kein Kommentar!
http://www.gegenstandpunkt.com/gs/11/2/inh112.htm
http://www.gegenstandpunkt.com/gs/11/2/gs112_inhalt.pdf
Zum Auftakt des Jahres 5 der Weltfinanzkrise
Imperialistische Geldsorgen
Europa ruiniert seine „Südschiene“. In Amerika eskaliert die patriotische Begeisterung – bis zur Blockade der Staatsmacht, die kein Geld mehr hat.
Dieselbe Krise trifft zweierlei Imperialismus in seinem ökonomischen Lebensmittel: der Gleichung von Schulden und Geld. Dem einen, der Weltmacht, kommt die Gewissheit seiner weltwirtschaftlichen Grundlagen abhanden. Der andere, der um Gleichrangigkeit ringende europäische Rivale, kämpft sich an seinem Grundwiderspruch zwischen Einheit, materialisiert im gemeinsamen Kredit, und Konkurrenz ab, den die Krise auf die Tagesordnung der Europapolitik zwingt. (…)
http://www.gegenstandpunkt.com/gs/11/2/gs20112059h1.html