Hermann Lueer: Warum sterben täglich Menschen im Krieg?
Von webmaster • März 5th, 2011 • Kategorie: AllgemeinHermann Lueer: Warum sterben täglich Menschen im Krieg?
Argumente gegen die Liebe zur Nation
Monsenstein und Vannerdat, 1. Auflage 2010, 154 Seiten, 12,50 €
Ungefähr 30 Millionen Menschen waren 2010 für Militär und paramilitärische Einheiten einsatzbereit. Sie schießen mit Hochgeschwindigkeitsmunition und sehen die Gehirne ihrer Gegner zerplatzen, sie schleudern Handgranaten und steigen über die zerfetzten Körper der gegnerischen Soldaten, sie laden Bomben über Wohnvierteln ab und können sich das Elend, das sie hinter sich zurücklassen, gut vorstellen, sie vergraben Minen und töten damit noch Jahre, nachdem der Krieg entschieden ist. Wie ihre Gegner werden sie selbst getroffen, kommen mit amputierten Gliedmaßen nach Hause, verlieren ganze Gesichtshälften, werden für Jahrzehnte traumatisiert oder verbluten im Schützengraben. Warum machen die das?
Die Auffassung, dass Krieg zur Sicherung von Frieden und Freiheit erforderlich ist, ist weit verbreitet, sonst gäbe es die Unterstützung der Kriegsvorbereitungen in Friedenszeiten nicht. Der Wunsch nach Frieden ist ebenso weit verbreitet. Grund genug, sich um den Inhalt des Friedens zu kümmern, dessen Verteidigung Krieg wert sein soll. Die weltweite Kriegsbereitschaft fängt schließlich nicht erst an, wenn auf beiden Seiten der Verteidigungsfall ausgerufen wird. Kriege werden im Frieden vorbereitet. Es ist nicht erst der Kriegsdienst, sondern bereits das ganz normale bürgerliche Leben, über das mit Arbeit, Steuern und demokratischen Wahlen die Kriegsfähigkeit der Nation hergestellt wird. Krieg gibt es nicht, weil er schlicht ausgebrochen ist und man nun vor der blöden Alternative steht, mitzumachen oder von denen, die sich zum Mitmachen entschlossen haben, an die Wand gestellt zu werden, sondern weil die Mehrheit der Bevölkerung gar nichts am Inhalt des Friedens – der die Krie gsgründe liefert – auszusetzen hat. Krieg gibt es, weil die Bevölkerung die nationalen Kriegsgründe teilt, für die sie von ihren Politikern in den Krieg geschickt wird.
Wer gegen Krieg ist, muss sich daher mit dem Inhalt des Friedens auseinandersetzen, um den Kriegszweck richtig kritisieren zu können. Wen die weltweit wachsenden Militärhaushalte beunruhigen, muss die »vitalen Interessen« der Nationen hinterfragen und verstehen, warum sie nach innen wie nach außen ständig der gewaltsamen Sicherung bedürfen. Der muss sich mit den ökonomischen Grundlagen des »Wohlstands der Nationen« beschäftigen, die weltweit zu grenzenlosem Reichtum für eine Minderheit und erbärmlicher Armut für die Mehrheit der Bevölkerung führen.
Wer angesichts der Kriegsgräuel Frieden fordert, kritisiert den kriegsträchtigen Inhalt des Friedens nicht. Wer gegen bestimmte Waffengattungen protestiert, ändert nichts an den Kriegsgründen. Wer von den Politikern fordert, den Frieden zu sichern, hat nicht verstanden, warum immer »zurückgeschossen« wird. Wer auf das Völkerrecht verweist, wird eines Besseren belehrt. Wer für den Frieden betet, wird nicht gehört.
Wer gegen die Kriegsbereitschaft mobilisieren will, muss verhindern, dass die Mehrheit der Bevölkerung bereit ist, für ihre Nation das eigene wie das Leben anderer zu opfern. Wer gegen Krieg ist, braucht Argumente gegen die Liebe zur Nation.
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