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Merkels Neujahrsrede: Ich kenne nur noch Deutsche!

Von • Jan. 5th, 2011 • Kategorie: Allgemein

Merkels Neujahrsrede: Ich kenne nur noch Deutsche!
„Deutschland hat die Krise wie kaum ein anderes Land gemeistert. Was wir uns vorgenommen hatten, das haben wir auch geschafft: Wir sind sogar gestärkt aus der Krise herausgekommen. Und das ist vor allem Ihr Verdienst, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger. Deutschland ist so erfolgreich, weil Sie Tag für Tag Ihre Arbeit machen. Sie sind früh morgens auf den Beinen. Sie arbeiten im Schichtdienst, an Sonn- und Feiertagen. Sie kümmern sich um Aufträge und um Ihre Mitarbeiter. Sie meistern Ihren Alltag, wie schwer er oft auch sein mag. Gemeinsam haben wir Enormes geleistet. Wir haben erfahren, was möglich ist. Das ist wichtig, denn wir Deutschen sind uns unserer Stärken selbst nicht immer bewusst.“

Demokratische Führer schätzen ihr Volk – so: Wenn es nur „Aufträge“ und keine Klassen kennt und wenn die untere Klasse zufrieden gestellt ist mit dem Konkurrenzerfolg der Oberen, der Kapitale und der Nation, sowie mit einem billigen Lob von oben, wie schwer ihr Alltag auch ist.
Und schwer bleibt ihr Alltag, weil von oben so befehligt. Das kündigt die Kanzlerin an:

„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
so wie wir mit Hoffnung in die Zukunft blicken, so tun das auch die Menschen in anderen Teilen der Welt. Auch sie haben Vorstellungen davon, wie sich ihr Land entwickeln soll. Damit fordern sie auch uns Deutsche heraus, nicht stehen zu bleiben.“

Deutschland will die Krisenkonkurrenz gewinnen, Unternehmenspleiten und Staatsbankrotte sollen auch weiter woanders anfallen, da erlaubt Deutschland kein Ausruhen; wegen der Konkurrenz, die nicht schläft, suggeriert Merkel. So ähnlich die fremden Völker dem deutschen Volk sind – auch sie lassen sich tugendhaft ohne Rücksicht auf Verluste von ihren Führern rannehmen für den Konkurrenzerfolg ihrer Nation – , so sehr muss das deutsche Volk sie fürchten! Welcher aufgeweckte Bundesbürger glaubt auch schon den Quatsch von friedlichen Kooperieren der Völker im Weltmarkt. Den fremden Völkern darf er es schon gar nicht glauben, hetzt die Kanzlerin ihn auf.

„Dafür brauchen wir Sie: die Menschen, die etwas besser machen wollen, die sagen: Geht nicht, gibt’s nicht, die eine Idee haben und den Mut, sie auch umzusetzen.“

Dafür eben: Für Deutschlands Wirtschaftserfolg auf Kosten anderer Nationen und ohne Rücksicht auf eigene Verluste.
Klar dass Merkel den lieben Mitbürgerinnen und Mitbürgern für 2011 nichts verspricht, sondern wünscht, was hart macht:

„Gesundheit, Kraft, Zufriedenheit und Gottes Segen.“

*

Internationalistisch ist der deutsche Nationalismus schon:
„Europa steht in diesen Monaten inmitten einer großen Bewährungsprobe. Wir müssen den Euro stärken. Dabei geht es nicht allein um unser Geld. Der Euro ist ja weit mehr als eine Währung. Wir Europäer – wir sind zu unserem Glück vereint. Das vereinte Europa ist der Garant für unseren Frieden und Freiheit. Der Euro ist die Grundlage unseres Wohlstands. Deutschland braucht Europa und unsere gemeinsame Währung. Für unser eigenes Wohlergehen wie auch, um weltweit große Aufgaben zu bewältigen.“

Europa ist für Deutschland da, Mittel des deutschen Nationalismus und Imperialismus, so und nur so ist Europa vom Deutschen zu respektieren! Also „weit mehr“ als Geld, gar genug davon für kleine Leute! Europa ist Grundlage für Deutschlands Großtaten weltweit. Und da blüht der deutsche Internationalismus noch edler als im Wirtschaftskampf:

„Unsere Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan mussten in diesem Jahr den Tod von neun Kameraden verkraften.“

Warum „mussten“ sie das? Die Frage lässt die Oberbefehlshaberin erst gar nicht aufkommen. Die Toten adeln die nationale Mission und verdienen den Dank des Vaterlandes, den sie gerne spendiert.

„Auch wenn kein Wort von mir das Leid der Familien und Freunde der Gefallenen tatsächlich mildern kann, will ich von Herzen sagen: Ich vergesse sie nicht. Auch die körperlich und seelisch Verwundeten vergesse ich nicht. Ich hoffe so sehr, dass sie rasch wieder gesund werden können.
Die Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan haben mir erzählt, dass viele Menschen, auch ganz unbekannte, ihnen zu Weihnachten Briefe und Päckchen geschickt haben. Sie haben mich ausdrücklich darum gebeten, Ihnen dafür zu danken. Das tue ich hiermit sehr, sehr gerne.“

Das kann man durchaus glauben.
http://bremen.argudiss.de/?q=node/86

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