Suitbert Cechura: Ein Vorzeigejunge: Mit 16 freiwillig zur Bundeswehr!
Von webmaster • Apr. 22nd, 2025 • Kategorie: AllgemeinSuitbert Cechura: Ein Vorzeigejunge: Mit 16 freiwillig zur Bundeswehr!
Kürzlich wurde von der „Schwäbischen Zeitung“ (31.3.25) ein junger Mann im Streitgespräch mit seinem Vater porträtiert, wobei es um den Wunsch des 16-Jährigen ging, zur Bundeswehr zu gehen. Dazu bedarf es nämlich nach geltender Rechtslage der Zustimmung der Eltern. Abgebildet wurde der Junior in kindischer Manier mit Pfeil und Bogen – gewissermaßen als Signal, dass die Nation eventuell auch mit halbstarken Kriegertypen etwas anfangen kann.
Da musste „Bild am Sonntag“ (6.4.25) natürlich zugreifen. Wenige Tage später erschien die ganze Story dort erneut. Hier wirkte der junge Mann auf dem Foto schon erwachsener, und warum er die Aufmerksamkeit der Medien verdiente, wurde auch gleich klargestellt: „Die Bundeswehr muss massiv aufgerüstet werden. Es braucht aber nicht nur Geld, sondern auch junge Menschen, die für ihr Land kämpfen wollen. Tim will das.“ (BamS)
Die Bildredakteure ersparten sich angesichts der aktuell laufenden Aufrüstungspropaganda jedes Argument, warum der Hochrüstungskurs sein muss, und stellten ihn gleich als Sachzwang dar, zu dem sich ein zweiter gesellte: die Akquisition von Kanonenfutter.
In dem Fall kann das Militär auch Kinder gebrauchen – zu denen laut UN-Kinderrechtskonvention alle Minderjährigen unter 18 zählen. Eine Konvention übrigens, die die Bundesregierung erst 2010 ohne Einschränkungen übernahm. 1959 hatte die UN-Generalversammlung eine „Erklärung der Rechte des Kindes“ verabschiedet, die aber die BRD 1992 nur mit Einschränkungen ratifizierte (was etwa die geringeren Rechte minderjähriger Flüchtlinge betraf). So schaffte es Deutschland 50 Jahre nach der Verkündigung von Kinderrechten, sich ohne Einschränkung hinter die feierliche Deklaration zu stellen. Wahrhaft eine kinderfreundliche Republik, die ein halbes Jahrhundert braucht, um die Kinderrechte voll und ganz anzuerkennen!
Der Ruf des Geldes
Und bist Du nicht willig, so brauch ich Gewalt
Der Bund als Sportplatz
Der Krieg als Bewährungsprobe
Kriegspropaganda, die auf Kinder zielt
Das Präsentieren von Freiwilligen für den Krieg gehört immer zur Kriegsvorbereitung, dabei ist es mit der Freiwilligkeit spätestens im Ernstfall vorbei. Zu studieren ist das in der Ukraine mit ihren Häscher-Kommandos. Dass es süß und ehrenhaft ist, fürs Vaterland zu sterben („Dulce et decorum est pro patria mori“), haben schon die alten Römer behauptet: eine Lüge, die sich bis heute hält, wenn die Toten der Kriege geehrt werden.
Würdigen kann man übrigens, sachlich gesehen, nur die Leistung oder Entscheidung eines Menschen. Aber die meisten, die den Heldentod sterben, werden ja gar nicht gefragt, sondern zwangsverpflichtet. Sich fürs Vaterland zu opfern, gehört zur in Stein gemeißelten Lüge für die Toten der Kriege.
Die jetzt präsentierten Kinder sind daher Vorzeigeobjekte für die richtige Kriegsmoral, bei der es gar nicht darauf ankommt, warum jemand in die Armee eintritt, sondern: dass er es tut. Schließlich besteht ein nicht unbeträchtlicher Teil der Ausbildung darin, den angehenden Soldaten das eigene Denken auszutreiben, das sollen sie ihren Vorgesetzten überlassen, sie haben auf Befehl hin zu funktionieren.
https://overton-magazin.de/hintergrund/politik/ein-vorzeigejunge-mit-16-freiwillig-zur-bundeswehr/