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Björn Hendrig: „Krise“ in Europa – für wen eigentlich?

Von • März 31st, 2025 • Kategorie: Allgemein

Björn Hendrig: „Krise“ in Europa – für wen eigentlich?

Kaum Wachstum und zu wenig Militär, um mit den USA und China mitzuhalten, und jetzt auch noch Trump: Die EU bangt um ihren Status als Weltmacht. Keine gute Nachricht für die meisten Einwohner.

Täglich beklagen Politiker und die sie begleitenden und mitleidenden Leitmedien diese für sie unhaltbare Situation. Auch der nationale Groß-Philosoph Jürgen Habermas meldet sich zu Wort: Es ginge bei der Aufrüstung nicht weniger als um „die existenzielle Selbstbehauptung (der) Europäischen Union (…) Andernfalls gerät auch Europa in den Strudel der absteigenden Supermacht“ (Jürgen Habermas: Für Europa, in: Süddeutsche Zeitung, 22. März 2025).

Eine EU, die nicht mehr mit Macht und Reichtum ihr „weltwirtschaftliches Gewicht auch für ihre normativen Überzeugungen und Interessen wirksam zur Geltung bringen“ kann? Das darf natürlich für einen Wissenschaftler nicht sein, der sich dieses Zweckbündnis von Staaten als Inkarnation des Guten, Schönen und Wahren denkt.

Also bekommt die wertegeleitete, angeblich so friedfertige EU auch den Segen von „einem der bedeutendsten Intellektuellen des Landes“ (meint jedenfalls die SZ, ebenda). Hunderte Milliarden Euro locker machen für mehr Rüstung? Geht für Habermas klar. Nur, bitte schön, nicht ohne eines „weiteren Schrittes in der europäischen Integration“! So viel kritische Anmerkung nimmt sich der Europa-Fan Habermas heraus. Da kann man ihn beruhigen: Notgedrungen werden die Staaten mehr zusammenarbeiten – bei der Produktion von all jenen Waffen, die demnächst nicht mehr aus den USA kommen.

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Die aktuelle „Krise“ der Europäischen Union ist eine der Politik und des Kapitals. Wohlgemerkt, eine selbst definierte: Es wird für die Weltmacht-Ansprüche der EU zu wenig Profit erwirtschaftet, und das Staatenbündnis verfügt über zu wenige Waffen, um es mit Russland, China und den USA aufnehmen zu können.

Zwangsläufig ist daran nichts. Sondern es handelt sich um die Entscheidung der europäischen „Verantwortungsträger“, den anderen Weltmächten Macht und Reichtum streitig zu machen. Mit aller Gewalt, „whatever it takes“ (F. Merz).

Auf allen Ebenen wird deshalb aufgerüstet, nicht nur militärisch. Die demnächst Soldaten abgeben, jetzt den Gürtel noch enger schnallen und noch härter arbeiten sollen, bekommen die von ihren Herrschaften ausgerufene „Krise“ zu spüren. Sie, die weder Kapital besitzen noch die Macht, sollen sich aber deren Sorgen zu eigen machen. Auf dass sie alles mit sich geschehen lassen – und dabei auch noch meinen, das Richtige zu tun.

https://overton-magazin.de/top-story/krise-in-europa-fuer-wen-eigentlich/

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