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Suitbert Cechura: Juchhu, wir dürfen wieder wählen!

Von • Jan. 2nd, 2025 • Kategorie: Allgemein

Suitbert Cechura: Juchhu, wir dürfen wieder wählen!

Das Wahlvolk ist begeistert. Das lange Warten auf die nächste Bundestagswahl hat ein Ende, bald geht es wieder an die Urnen. Überall wird schon das Kreuzchenmachen geübt, in Wahlprogrammen gelesen…

So ist es natürlich nicht, wie jeder weiß. Es trifft das Gegenteil zu. Das wahlberechtigte Volk hat überhaupt nichts bestellt – hat ja auch in der Sache nichts zu bestellen. Ohne die ständigen Umfragen zur Brüchigkeit der Ampelkoalition und das Schielen der Parteien auf Neuwahlen hätte es von seinem Drängen nach einer vorzeitigen Auflösung des Parlaments gar nichts gewusst. Die Verwaltungsfachleute finden die Eile nicht gut, nur die CDU/CSU sieht große Chancen. Doch die politische Klasse wie ihre diensteifrige Öffentlichkeit stöhnt eher: Passt das eigentlich in die Zeit, kommt das nicht zu spät, wem nutzt der Überraschungscoup – und, vor allem, haben die verehrten Wähler und Wählerinnen kapiert, dass sie jetzt nichts falsch machen dürfen?

Denn die Sternstunde des demokratischen Lebens weist ihre Tücken auf. „Demokratie ist, wenn das Ergebnis stimmt“, hieß es letztens bei Overton. Tja, Wähler können vieles falsch machen – deshalb müssen Wahlen von vornherein aufs richtige Gleis gesetzt werden. Die FAZ (28.12.2024) mahnt die „Parteien der Mitte“, dass sie sich auf die feststehenden Staatsnotwendigkeiten einigen sollen und nicht die Wählerschaft zusätzlicher Verwirrung aussetzen. In der Rede des Bundespräsidenten klinge der Ernst der Lage durchaus an, so die FAZ, „die Anspielungen auf ‚Weimar‘ sind unüberhörbar“.

Also wieder eine Schicksalswahl? Ihre Vorbereitung geht aber jetzt ganz nach dem üblichen Muster. Mit der Vertrauensabstimmung im Bundestag und der Zustimmung des Bundespräsidenten ist der Wahlkampf eröffnet und die Parteien, die sich einen Platz im neuen Bundestag ausrechnen, haben ihre Kanzlerkandidatinnen und Kanzlerkandidaten sowie ihre Wahlprogramme präsentiert. Zwar sind diese nicht alle wie z.B. bei der AfD offiziell beschlossen, doch herrscht bei der Internet-Präsentation in Sachen Wahl 2025 kein Mangel an Informationen.

So bleibt es bei der üblichen Frage: Wen soll man warum wählen? Der im Folgenden aber eine eher unübliche hinzugefügt werden soll, nämlich danach, was man davon hat, wenn man seine Stimme in der Wahlurne versenkt.

Das Führungspersonal – ohne das nichts geht

Alle für Deutschland

– „Wirtschaft ist nicht alles, aber ohne Wirtschaft ist alles nichts“ (CDU)

– „Für gute Arbeit und damit mehr Wohlstand für alle investieren wir in Wirtschaft und Wachstum“ (SPD)

– „Wir sagen, wie wir das Leben bezahlbar machen“ (Grüne)

– „Normal ist ein Land, das seine Familien liebt“ (AfD)

– „Chaotische Migrationspolitik“ (BSW)

Frieden mit mehr oder weniger Waffen

Mit der Wahl soll der Bürger sich für eine dieser nationalen Alternativen entscheiden, wobei bekanntlich bei den herrschenden Parteien Zweifel darüber besteht, ob man diese Entscheidung dem Volk überlassen soll. Es haben sich ja nicht nur die Leitmedien gegen die Gegner der bisherigen Kriegspolitik in Stellung gebracht, sondern die Regierung setzt auch den Verfassungsschutz auf die Abweichler an. Und in aller demokratischen Offenheit wird die Frage verhandelt, ob man solcherlei Alternative nicht verbieten kann oder soll.

Das deutsche Wahlvolk hat also dieses Mal wirklich eine Wahl: Ist es für Deutschland wie bisher oder für Deutschland einmal anders? Wobei natürlich alle Experten und die meisten Bürger wahrscheinlich auch wissen, dass sich die Frage wohl von selbst erledigen dürfte. So wie die Welt und ihre Ordnung beschaffen ist, kommt es auf den neuen amerikanischen Präsidenten an, ob einer neuen deutschen Regierung Alternativen gelassen werden. Egal, wie das deutsche Volk gewählt hat.

https://overton-magazin.de/top-story/juchhu-wir-duerfen-wieder-waehlen/

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