IVA: Update-2 zu „Marx is back“
Von webmaster • Sep. 11th, 2017 • Kategorie: Allgemein[update]:
http://www.contradictio.de/blog/archives/7363
„Marx is back“, Vol. 2
Zur jüngsten Marx-Renaissance, die die Öffentlichkeit beschäftigt (150 Jahre „Kapital“, 200. Geburtstag…), gab es bei IVA im April 2017 bereits eine Information. Hier eine Fortsetzung der IVA-Redaktion mit Hinweisen zu aktuellen Materialien.
https://www.i-v-a.net/doku.php?id=texts17#„marx_is_back_vol_2
„Marx is back“, Vol. 3
Marx wird wieder für interessant befunden, weil er vieles kommen sah und man aus der heutigen Distanz – jubiläumshalber – ganz abgeklärt darauf zurückblicken kann. Unter Texte2017 gab es dazu bereits im April und Mai Informationen. Hier eine Fortsetzung der IVA-Redaktion.
https://www.i-v-a.net/doku.php?id=texts17#„marx_is_back_vol_312
„Marx is back“, Vol. 4
Die Marx-Renaissance, die gegenwärtig vor allem das Feuilleton beschäftigt, ist natürlich, wie sich das für den modernen Meinungsbetrieb gehört, plural gestaltet. Es gibt viele Zugänge, Aspekte, Blickwinkel, mit denen man sich dem Klassiker nähern kann und soll. Das Ergebnis ist allerdings recht einsinnig. Dazu ein weitere Folge der IVA-Redaktion.
https://www.i-v-a.net/doku.php?id=texts17#„marx_is_back_vol_4
[Update-2]
„Marx is back“, Vol. 5
Das Interessanteste beim aktuellen Marx-Jubiläum scheint die Privatperson zu sein – diese verkrachte bürgerliche Existenz aus dem 19. Jahrhundert. Zwar sehr gelehrt, doch offen gesagt: als Familienmensch ein autoritärer Sack, voll von „wütendem Antisemitismus“ und mit null Ahnung in puncto Gender Mainstreaming. Dazu ein Kommentar der IVA-Redaktion.
https://www.i-v-a.net/doku.php?id=texts17#„marx_is_back_vol_5
vgl. auch:
Johannes Schillo im Auswege-Magazin:
Marx ist wieder da! (25. April 2017)
Das theoretische Erbe von Karl Marx verdient eine Wiederaneignung.
Nicht deshalb, weil es eine aparte Denkmethode, eine Geschichtsphilosophie oder Weltanschauung enthielte. Sondern weil es das unübersehbar wachsende Armutsproblem erklären kann, um dessen Grund sich gängige Wirtschafts- und Sozialwissenschaften nicht kümmern.
http://www.magazin-auswege.de/2017/04/marx-ist-wieder-da/
http://www.magazin-auswege.de/data/2017/04/Schillo_Marx_ist_wieder_da.pdf
Marx – der „falsche Prophet“? (12. Juli 2017)
Jubiläumshalber steht 2017/18 die Wiederentdeckung von Karl Marx als – mehr oder weniger – zuverlässigem Dia- und Prognostiker einer Wirtschaftsordnung an, die mit ihren Verelendungs- und Krisentendenzen, ihren globalisierten Destruktiv- und Produktivkräften bis heute der Menschheit zu schaffen macht.
Diese Aktualität, die in der Wissenschaft, dem Feuilleton oder der politischen Öffentlichkeit thematisiert wird, betrifft auch die pädagogische Arbeit. Dazu ein Kommentar von Johannes Schillo.
http://www.magazin-auswege.de/2017/07/marx-der-falsche-prophet/
http://www.magazin-auswege.de/data/2017/07/Schillo-Marx_der_falsche_Prophet.pdf
1 (10. September 2017)
Die Rückblicke auf die theoretische Leistung von Karl Marx haben mittlerweile – im 150. Jahr nach Erscheinen seines Hauptwerks „Das Kapital“ – Fahrt aufgenommen. Das betrifft sowohl die wissenschaftliche wie die pädagogische Debatte, und auch die Medien mischen nach ihrer eigenen Logik mit.
Das Auswege-Magazin hat dem neuen Rekurs auf die Aktualität der Marxschen Theorie schon zwei Beiträge gewidmet (siehe „Marx – der „falsche Prophet“?“ und „Marx ist wieder da!„). Hier folgt ein weiterer Text, der allerdings einen anderen Blickwinkel wählt: Er stellt künstlerische Produktionen vor, vor allem den Roman „Und Marx stand still in Darwins Garten“ von Ilona Jerger, den jetzt der Ullstein-Verlag passend zum Marx-Jubiläum herausgebracht hat.
http://www.magazin-auswege.de/2017/09/und-marx-sprach-zu-darwin/
http://www.magazin-auswege.de/data/2017/09/Schillo-Marx_sprach_zu_Darwin.pdf
Die bürgerliche Marx-Feier zum 200. hat E r s t u n k e n d e s und E r l o g e n e s an sich.
Um ausgerechnet den fundamentalen Kapitalismuskritiker und Feind der bürgerlichen Gesellschaft
samt Bourgeoisie/Staat zu hofieren, muss man dessen Aussagen komplett verdrehen, damit man
sie einreihen kann bei der theoretischen und praktischen Pflege der „Besten aller Wirtschaften“.
Deshalb folgende begründete Einordnung der bürgerlichen Ehreinlegung für den Alten,
eher Deutschland Ehre gebührt, welche, in diesem Fall „widersprüchliche“ helle Köpfe die
Nation in der Mitte Europas hervorgebracht habe:
Zum 200. Geburtstag von Karl Marx – 5.5.2018
Ausgerechnet dem Fundamentalkritiker von Kapitalismus
u. bürgerlichem Staat wird Ehre eingelegt durch die dt.
und gleich auch noch europ. Bourgeoisie
Seit Jahrzehnten bekämpft, interessierte Hineininterpretiererei in seine Werke statt
Widerlegung derselben, exkommuniziert aus der Wissenschaftszunft, seit der Verab-
schiedung derjenigen von der Weltbühne, die sich als realer Sozialismus auf die Marxschen
Lehren berufen haben die Feier des weltweiten Siegeszuges von Kapitalismus und
Imperialismus, damit die endgültige Beerdigung von allem, was irgendwie eine Nähe
zum Kritiker der Politischen Ökonomie und des Marxschen Denkens überhaupt reklamierte
– und jetzt zum runden 200. von Marx erweisen die Herrschenden ihm eine allerdings
zwiespältige Ehre.
Sie nehmen es sich frei heraus: praktische Relevanz hat der Marxismus nirgendwo mehr;
da ist ihnen ein runder Geburtstag von sage und schreibe 200 Jahren Anlass für einen
unverfänglicheren Umgang mit dem Alten, wenn man irgendwelche Theorieschnipsel
desselben so zurechtinterpretiert, dass es in die ganze bürgerliche Chose reinpasst.
‚Unser‘ repräsentativer Vorsteher der dt. Nation Steinmeier:
Marx sei ein einflussreicher Philosoph, in all seiner Widersprüchlichkeit ein großer dt. Denker
gewesen.
Kaum eine Figur des 19. Jahrhunderts sei so bekannt und gleichermaßen umstritten wie Marx.
Auch weil seine Erkenntnisse die Blaupause lieferten für viele letztlich gescheiterte sozialistische
Gesellschafts- und Wirtschaftsmodelle und kommunistische Diktaturen.
(Quelle: ARD-Teletext v. 5.5.18)
Das Umstürzlerische, Klassenkämpferische als Konsequenz aus seiner Kapitalismuskritik
haben die Bürgerlichen noch nie gemocht. Sie lassen eine vorgeblich unverdächtige Seite
an Marx hochleben, was sich in der Betitelung ‚großer Denker/Philosoph‘ zusammenfasst
– die philosophischen Ergüsse werden hergenommen dafür, dass damit im Grunde der
dt. Nation Ehre gebührt, die solche hellen, allerdings um-
strittenen Köpfe hervorgebracht habe. Soweit sich auf die verphilosophierten polit-
ökonomischen Aussagen fragmentarisch bezogen wird, werden die eben zurechtgebogen
in Richtung prophetischer Auslassungen wie derjenigen der Selbstzerfleischung des
Kapitalismus und mit modernen Phänomenen wie dem Finanzcrash neulich bebildert, ob
dies ein Anzeichen für das Eintreffen angeblicher Marxscher Prognosen sein könnte;
aus der Marxschen Kapitalismusanalyse eine Frage der Haltbarkeit des bürgerlichen
Wirtschaftsystems herauszudestillieren macht sich völlig frei davon, wie aus den
Bestimmungen einer absurden Produktionsweise des Kapitals die begründete Notwendig-
keit von deren Überwindung durch korrekte Einsicht der abhängigen Variable des globalen
Kapitalismus, der lohnarbeitenden Bevölkerung, von Marx herausgearbeitet wurde.
Man wird den Verdacht nicht los, es geht der bürgerlichen Gemeinde darum, Seiten an
ihm zu entdecken, eher schlicht zu erfinden, wie die sich vielleicht nutzbar machen lassen
für das Management ihres prinzipiell fraglos zu goutierenden kapitalistischen Ladens oder
einfach als Korsett für die wirtschafts-, sozial-,staatsmoralischen Verse auf die eigentlich
Beste aller Wirtschaften.
Marx Texte übten noch gewaltigen Sog aus: angesichts von Globalisierung, sozialer Ungleichheit, Finanz-
crash, Klimawandel fragten sich viele, ob der Kapitalismus sich doch noch selbst auffrisst, wie von Marx
(angeblich!) vorhergesagt.
(Quelle: ebd.)
Einmal unabhängig davon, ob es stimmt, dass der Polit-Ökonom von Selbstabdankung des
Kapitals überhaupt dahergeredet hat und wie die oben aufgeführten Phänomene sich dazu
verhalten, darin einzureihen wären, schon letztere für sich haben absolut nichts mit den
polit-ökonomischen Charakterisierungen des Kapitalismus gemein. Das bürgerliche
Räsonieren über Globalisierung, Ungleichheit, Finanzcrash, Klimawandel, also die Besichtung
des Kapitalismus auf dessen Vor- und Nachteile (Globalisierung), dessen Ungerechtigkeiten
(soziale Ungleichheit), dessen Missgriffe (Klimawandel), letztlich dessen Verbesserungsbe-
dürftigkeit kommt wie eine Affinität zu Marx daher, wenn man die theoretische wie praktische
Feindschaftsansage gegen die bürgerliche Welt herauskürzt.
Beispiel „‚Globalisierung“:
Denn unter diesem nichts-sagenden Allgemeinplatz*) wird eine Abwägerei von
Chancen und Risiken für die Nationalwirtschaften, die Weltökonomie und überhaupt ge-
wälzt, die von der Unumstößlichkeit der weltweiten Geschäftemacherei ausgeht und sich
parteiisch nach dem Nutzen derselben für die im weltweiten Geschachere Eingehausten,
dessen Ausgestaltung, Einhegung von ‚Entgleisungen‘ erkundigt.
Dies steht völlig konträr zur Marxschen Bestimmung des Weltmarkts, wie nämlich
mit der dem Kapital eigenen Maßlosigkeit der Geldvermehrung es dieses über alle
nationalen Grenzen hinweg drängt, dazu, jeden Erdenwinkel und die dort ansässigen
Völkerschaften samt sonstigem Inventar für seinen Zweck der Selbstvermehrung
untertan zu machen – unter ‚Vermittlung‘ der staatlichen Abräumer der Hindernisse und
Schranken, die in der souveränen Verfügung anderer Staatsgewalten über fremde
Landstriche liegen. Die barbarischen Formen und Resultate dieser globalen
Kapitalwirtschaft, wie alles als Anhängsel deren Profitmacherei, nämlich per
internationaler Vergleicherei alles als konkurrenzlos billiges Arbeitsmaterial und sonstige
unschlagbare günstige Bedingungen sortiert und zurechtgemacht wird, wie darüber
Armut und Elend im Weltmaßstab forciert werden, ganze Landschaften als
Kapitalanlagesphäre begutachtet und dem Ruin ausgesetzt werden, wenn sie dem
Bereicherungsmaßstäben des Weltkapitals nicht genügen, ganze Nationen am Kredit
des Finanzkapitals auf Gedeih und Verderb hängen, u.U. mit der Konsequenz der
regelrechten Verpfändung ganzer Nationen an die internationalen Kreditagenturen
– das und mehr ist nichts als ein Grund für eine einzige Absage an diese Sorte
Wirtschafterei und lässt keinen Raum für irgendwelche Nachteils-/Vorteilsabwägungen.
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*)Globalisierung ist überhaupt keine ökonomische Kategorie, die irgendwas gescheit erklären
würde aus der bürgerlichen Welt: es ist ein ziemlich dünnes Abstraktum, unter das man alles und
jedes fassen kann; Krankheiten, Hunger, Fluchtbewegungen können ebenso global angelegt
oder ausbreitbar sein. Zudem wird dem damit Bezeichneten was Subjekthaftes zugeschrieben,
was es so gar nicht geben kann, weil nämlich erstmal als was Getrenntes von den In-
teressen, die warum und wie sich weltweit betätigen; so als ob das was die Ergreifendes
oder über diese Interessen Kommendes wäre. Oder wenn man es vom Kopf auf die Füße stellen
würde: statt die Interessen zu spezifizieren, die da ausgreifend angelegt sind, wird mit
Globalisierung ein über die hereinbrechender Sachzwang vorstellig gemacht.